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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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dieser Gegend finden lassen.«
    Warum war Randur Estevu erwählt worden? Gab es da geheime Absichten?
    Als sie sich später trafen, klärte ihn Lady Eir persönlich auf: »Es gibt einen Tanzwettbewerb namens Schnee-Ball, der nun Teil der Feiern zur Amtseinführung meiner Schwester ist. Leider kann ich nicht allzu gut tanzen, und die Bewohner von Folke sind berühmt für ihre Fertigkeiten in dieser Kunst.«
    Schnee-Ball? Was für ein lächerlicher Name für eine Tanzveranstaltung!
    Er dachte daran, wie ernst das Tanzen in seiner Heimat genommen wurde. Es war mehr als ein bloßes Vergnügen – es war eine Art Austausch, eine Sprache, eine Kunst, an der es beharrlich zu arbeiten galt. Eine Kunst, die Geschichten erzählen, Wunden heilen und Liebende zusammenbringen oder entfremden konnte. Der Tanz war wirklich der körperliche Ausdruck der Seele. Als Kind war er abends oft aus dem Haus seiner Mutter geschlüpft, um zu sehen, wie komplex sich die Einheimischen im Tanz ausdrückten.
    »Und warum wollt Ihr fechten lernen? Wir wissen, wie ernst man auf Jokull den Schwertkampf nimmt.« Unwillkürlich bekam seine Stimme einen bitteren Unterton, da er bedachte, dass den inzwischen unterworfenen Völkern des Kaiserreichs Jokulls militärische Überlegenheit nicht gerade ein Anlass zur Freude war.
    »Mein Vater hat mir stets eingeschärft, Gefahr drohe mir sehr wahrscheinlich nicht von außen, sondern allenfalls aus Villjamur selbst. Soviel ich weiß, haben die Bewohner von Folke eine besondere Fechttechnik.«
    »Ja, das Vitassi «, bestätigte Randur. »Es war zunächst Teil des Vitassimo , eines Tanzes, der zu unseren ältesten Überlieferungen gehört.«
    »Na bitte«, sagte Eir deutlich weniger interessiert. »Und mein Vater hat mich gedrängt, Fechtmethoden zu lernen, die sich deutlich von Jokulls Traditionen unterscheiden und mir vielleicht einen gewissen Vorteil verschaffen.«
    »Dieser Schnee-Ball … Ist der besonders wichtig?«
    »Einigen ja. Er soll von der Winterstarre ablenken. Und dem Siegerpaar winken zweihundert Jamún.«
    Zweihundert Jamún! Randur mühte sich, seine Erregung zu verhehlen. Das war die Hälfte dessen, was der Kultist ihm als Gegenleistung für seine Bemühungen auferlegt hatte. »Ich hätte nicht gedacht, dass Geld für Menschen wie Euch, die gesellschaftlich ganz oben stehen, wichtig ist.«
    »Oh, das ist es auch nicht. Wir können uns kaufen, was immer wir wollen.«
    Randur fragte sich, warum sie das mit solchem Stolz hatte sagen müssen. »Na, mit so viel Geld dürften die Leute hier ja wunschlos glücklich sein.«
    »Das könnte man denken«, erwiderte sie, ging aus dem Zimmer und ließ ihn mit den Resten ihrer Schwermut allein.
    Randur konnte es nicht genau benennen, doch im Balmacara herrschte eine seltsame Stimmung. Alle redeten davon, dass die Stadttore demnächst dauerhaft geschlossen würden, und Randur rätselte, wie er Villjamur je verlassen sollte, falls es ihm gelänge, genügend Jamún aufzutreiben, um den Orden der Tagundnachtgleiche zu bezahlen. Ständig schien jemand über das nahende Eis zu reden. Viele Leute prophezeiten Verhängnis – das Ende der gegenwärtigen Zivilisation. Randur pflegte, in den Tag hineinzuleben und nicht an die Zukunft zu denken. Warum sollte man sich Sorgen über Dinge machen, die man nicht ändern konnte? Er überlegte weit intensiver, wie er sich rasch ein Mädchen zulegen konnte.
    Und von denen gab es viele im Balmacara. Randur war sich bald bewusst, dass Dienerinnen und weibliche Höflinge sich nach ihm umsahen. Das war er gewohnt und lächelte den Hübscheren deshalb zu, während er den weniger Hübschen zuzwinkerte. Auch dass seine persönliche Wache sehr hässlich war, gereichte ihm zum Vorteil. Darin lag ein gewisses taktisches Kalkül, da einige dieser Frauen womöglich Geld besaßen, das er ihnen mit einem Kuss abnehmen könnte. Dartuns Preis hatte Randur solche Gedanken aufgezwungen. Ob er sich prostituierte, beschäftigte ihn eigentlich nicht weiter. Sex war Sex – fertig. Die Leute machten viel zu viel Aufhebens darum.
    Er achtete darauf, immer gut gekleidet zu sein, um sich von anderen als Mann von Rang und Bildung abzugrenzen. Seine Hemden waren schwarz wie sein Haar, und den obersten Knopf ließ er stets offen. Seine Kniehose war eng geschnitten, und die Stiefel hatten spitze Kappen, wie es in Villjamur Mode war.
    Es war eine deutliche Ansage: Hier ist jemand, mit dem ihr zu rechnen habt.
    Tags darauf wurde er in eine karg beleuchtete

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