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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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prima Führung gegeben.« Dartun griff den Arzt an die Schulter.
    »Danke, Sir!«
    »Also, was habt Ihr heute noch für mich? Mit dem letzten Burschen bin ich gerade fertig.« Dartun faltete die Hände und sah sich gespannt um, als wäre er auf dem Markt.
    »Noch einen?«, fragte Tarr.
    »Ja, wir müssen fleißig bleiben. Nebenan hab ich nur an einer älteren Leiche geübt. Es war raffiniert von Euch, das alles mit Lautenspiel zu tarnen.«
    »Na ja, ich durfte den Ermittler nicht herumschnüffeln und misstrauisch werden lassen. Ihr hättet mir Bescheid geben sollen, dass Ihr kommt. Der Lautenspieler war das Beste, was ich auf die Schnelle auftreiben konnte. Unser Freund Jeryd hält mich nun bestimmt für völlig verrückt.«
    Dartun rieb sich die gefalteten Hände. »Man darf die Inquisition nicht zu viel schnüffeln lassen. Ich hörte Euch von frischen Toten reden. Je frischer sie sind, umso besser kann ich mit ihnen arbeiten.«
    »Aber sie haben alle Familie«, wandte Tarr ein. »Heute wurde keine Leiche geliefert, auf die die Angehörigen nicht sogleich Anspruch erhoben hätten.«
    »Das ist wirklich etwas lästig.« Dartun verzog das Gesicht und rieb sich das Kinn. Er ging im Zimmer herum, und seine Stiefel hallten auf den Steinen. »Hört mal, könnt Ihr mir den nächsten Toten, auf den niemand Anspruch erhebt, vormerken? Ich habe … demnächst ein paar weitere Pläne in die Tat umzusetzen, und möglicherweise muss ich die Stadt rasch verlassen. Da könnte ich gut noch einige Leichen brauchen, bei denen niemand Fragen stellt.«
    Tarr hasste Dartun für diese Geheimniskrämerei, doch er war schon viel zu lange darin verwickelt – und zwar längst nicht mehr freiwillig, da jeder Vorschlag Dartuns sich eher wie eine Drohung anhörte.
    »Einverstanden«, sagte er, »ich werde versuchen, eine Leiche auf die Seite zu schaffen, doch Euch ist hoffentlich klar, dass dieses Ansinnen völlig abartig ist.«
    »Wie die meisten Dinge, Doktor.« Dartun wandte sich ab. Etwas blitzte in seinen Händen, und ehe er noch in die Wand hineinschritt, war er verschwunden.
    »Warum kann er nicht wie alle anderen die Tür benutzen?«, brummte Tarr.

KAPITEL 10
    Randur arbeitete sich bei immer schlechterem Wetter zur Kaiserresidenz Balmacara hinauf. Die Reisetaschen hatte er sich über die Schultern geworfen, und das durchnässte Hemd klebte ihm am Körper. Aus Graupel wurde Regen, dann Schnee und wieder Graupel, und Villjamur war nur noch eine Ansammlung von Silhouetten in verschiedenen Grautönen. Er betete zu Bohr, dass das gewachste Leder seiner Taschen das Wasser nicht durchließ, denn sonst wäre auch der Rest seiner Kleidung ruiniert. Das lange Haar hing ihm strähnig in die Stirn, und er fühlte sich wirklich elend.
    Mistwetter , dachte er. Einen Tag Sonne, mehr verlang ich gar nicht.
    Der Balmacara bot einen einschüchternden Anblick. Seine dunklen Mauern waren von einem Netz schwarz schimmernder Linien durchzogen. Die Residenz schien unglaublich hoch aufzuragen und reichte beinahe in die niedrig hängenden Wolken. Die riesigen Pfeiler und Bögen mit ihren gekerbten Oberflächen und die zinnenbewehrten Türme waren auf eine Art errichtet, der nichts glich, was Randur je gesehen hatte, und auch in der Stadt schienen sie keinerlei Entsprechung zu haben.
    Nachdem er den Wächtern am äußeren Tor des Balmacara seine Papiere gezeigt hatte, stellte er gedemütigt fest, dass weitere Stufen zwischen den beiden achteckigen Pfeilern aufstiegen, die den Haupteingang umrahmten.
    Er fragte sich, was er täte, wenn er noch auf Folke leben würde. Bei seiner Abreise hatten die Leute dort wegen der Winterstarre langsam Panik bekommen und begonnen, sich Behausungen unter der Erde zu bauen. Zum Glück würde sich ein Bruder aus einer der Hafenstädte um seine Mutter kümmern – also wusste er, wo sie war, wenn er mit dem Heilmittel des Kultisten zu ihr zurückkäme.
    Als er sich elend und durchnässt die Treppen zum inneren Tor des Balmacara hochschleppte, vertraten ihm zwei Männer den Weg, gewöhnliche Stadtwächter in roter Uniform, einfacher Rüstung und pelzbesetztem Hut. Nachdem auch sie seine Papiere überprüft hatten, wiesen sie ihn an, in der Eingangshalle zu warten.
    Obwohl die Halle schon von außen beeindruckend war, hatte Randur so viel Pracht und gekonntes Dekor im Balmacara nicht erwartet. Das Überbordende des überall ausgestellten Reichtums wirkte schlicht überheblich. Nahezu natürlich anmutende Blattwerkschnitzereien

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