Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
schimmerten, waren nur noch schwarze Höhlen zu sehen. Immer wieder stießen die beiden Frauen auf Spuren von Blutfontänen. Ohne Straßenreinigung hatte das eisige Wetter die Stadt fest im Griff, und fast schien es das Beste zu sein, Villiren unter dem Ansturm der Elemente ersticken zu lassen.
    Der Dragonerleutnant hatte von einem Lagerhaus gesprochen und ihr die Adresse genannt. Mit Stadtplan und Koordinaten schlichen Beami und Bellis an den Barrieren vorbei, setzten zur Tarnung Relikte ein oder schufen unsichtbare Treppen über zerstörte Gebäude. Sie nutzten jeden Trick, den sie kannten. Und bei jedem Schritt quälte Beami die Angst, Lupus könnte zerquetscht worden sein.
    Einmal verteidigte Beami sich und Bellis gegen ein paar Okun, die so schwerfällig durch die Trümmer getrottet kamen, dass sie sich wunderte, wie sie so viel Schaden hatten anrichten können. Sie ließ Peitschenhiebe aus Licht auf die Panzer der Okun niedergehen und jagte die abscheulichen Geschöpfe die verwüstete Straße entlang.
    »Sehr gut«, trillerte Bellis. »Bestens eingesetzte Energie.«
    Die beiden Frauen waren nun kilometerweit gegangen; ihre Füße schmerzten, und die Beine wurden müde. Jagende Wolken brachten Schneeregen, aber nichts Schlimmeres. Sie waren nun mindestens drei Stunden unterwegs und machten nur ab und an kurz Rast, um aus ihren Wasserflaschen zu trinken.
    Beami sah einmal mehr auf den Stadtplan, doch je weiter sie nach Westen kamen, desto unbrauchbarer wurde er. Frühere Straßen hatten sich in Chaos verwandelt. Immer wieder endete der Versuch, sich zu orientieren, in Rätselraten. Zum Glück hatte Bellis sich jahrelang mit der Topografie von Villiren beschäftigt und war bald sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
    Eine Stunde später näherten sie sich dem Gebiet, wo ihr Ziel hätte stehen sollen.
    »Wo ist es denn?«, fragte Beami. »Hier ist nichts, was nach einem Lagerhaus aussieht.«
    »Vielleicht hat unser Kopffüßer-Freund ein paar Bauten einstürzen lassen.«
    »Hat Euer dämlicher Tintenfisch also das Lagerhaus plattgemacht?«, fuhr Beami sie an.
    »He!«, drang eine Stimme über die Straße. Eine Rumel-Einheit, die offenbar zur Bürgerwehr gehörte, kam durch die verschneiten Ruinen. Zwei schwarze und ein braunhäutiger Rumel traten vor sie; wie der Trupp dahinter trugen die drei billige Rüstungen und einfache Schwerter. »Runter von der Straße, meine Damen!« Sie führten die Frauen hinter eine zerstörte Häuserreihe und erklärten ihnen dann, wer sie waren und was sie taten.
    Beami wandte sich den Freischärlern zu. »Was ist aus der Nachtgarde geworden?«
    Die Rumel sahen verlegen drein, ihr Verhalten wurde zögerlich, und Beami bekam ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein Bürgerwehrler, ein junger, braunhäutiger Kerl namens Bags, berichtete: »Das Dach ist eingestürzt, als alle im Gebäude waren. Sie hatten die zivilen Geiseln – über tausend – gerade aus dem Lagerhaus befreit. Dann kam etwas über die Stadt geflogen, Richtung Meer. Nicht dieses Wesen hat den Bau einstürzen lassen – eher die Erschütterungen, die sein Auftauchen begleiteten.«
    Beami schluckte und unterdrückte ihre Befürchtungen für den Moment. »Ich muss da rein.«
    »Unmöglich. Wir haben alles abgesucht, sind aber nur auf Trümmer gestoßen.«
    »Das sind Nachtgardisten: Soldaten, denen auf magischem Weg besondere Fähigkeiten verliehen wurden. Vielleicht hat der Einsturz sie nicht alle getötet. Vielleicht sind einige unserer besten Kämpfer noch am Leben!«
    Die Freischärler diskutierten untereinander, flüsterten sich Bemerkungen zu, nickten. Dann sagte Bags: »Wir können euch zu dem Bau führen. Und während ihr euch das Gelände anseht, greifen wir uns alle Feinde, die sich dort noch herumtreiben mögen.«
    Angesichts der Trümmer verließ Beami der Mut. Wie könnte selbst Lupus so einen Einsturz überleben? Nichts als Schutt, wo einst Wände wuchsen; Mauerreste von verschiedener Größe; verstreute Ziegel, Schieferplatten, Fliesen; zerklüftete Steinstrukturen, die zum Himmel ragten.
    Wo sollten sie in diesem Kadaver eines Gebäudes, dessen Trümmer Hunderte Schritte weit verstreut waren, mit der Suche beginnen?
    »Nehmt euch vor den Okun in Acht«, rief Bags noch, und sein Trupp verschwand hinter den Ruinen.
    »Also los!«, seufzte Beami.
    Zunächst setzte sie das Brotna -Relikt ein, um alle Steine ringsum zu zerbrechen und so das Trümmerfeld leichter absuchen zu können. Sie entwirrte

Weitere Kostenlose Bücher