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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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von Jamur-Truppen gehalten wurden oder Niemandsland waren. Beami half, die Steine anzuheben oder zuvor Leichen wegzuzerren. Um die beiden Geräte in den besetzten Vierteln zu erreichen, mussten sie Relikte einsetzen, die ihnen erlaubten, zwischen den Zeiten hin und her zu springen und sie genau auf den Moment einzustellen, für den sie auch die anderen Geräte aktiviert hatten, denn es war natürlich entscheidend, alles genau aufeinander abzustimmen.
    Beami empfand immer größere Ehrfurcht vor Bellis’ Talenten. Die alte Frau besaß mehr Weisheit und Fähigkeiten, als Beami für möglich gehalten hatte, und war erstaunlich agil und fit. Bisweilen legten sie trotzdem eine Verschnaufpause ein. Dann zog die Alte einen Flachmann mit Sherry aus der Tasche, und auf ihrer Miene erschien ein Lächeln, als wären die Lasten des Lebens von ihr genommen.
    Die Morgendämmerung rückte herauf, und Beami spürte eine erneute Dringlichkeit, denn mit der Rückkehr des Lichts würde auch der Krieg mit aller Gewalt weitergehen.
    »Macht Euch keine Sorgen, Liebes«, sagte Bellis. »Wir sind so gut wie fertig.«
    Das letzte Gerät lag wieder in Tiefland, am anderen Ende der Stadt also und weit im Jamur-Gebiet.
    »Habt Ihr eigentlich eine Vorstellung, was geschehen wird, wenn alle Geräte aktiviert sind?«
    »Da kann man nie sicher sein«, gab Bellis zurück, was nicht gerade eine Antwort war. Sie erstiegen ein Flachdach, von dem sich Shanties überblicken ließ. Die Onyxflügel und dann die Zitadelle ragten hinter ihnen auf, und so konnten sie bestens beobachten, was geschah.
    »Weiß das Jamur-Militär, was Ihr hier tut?«, erkundigte sich Beami.
    »Das hat nicht den blassesten Schimmer.«
    »Und wenn Euch Bürger in die Quere kommen?«
    Bellis’ Blick wurde sanft, und sie seufzte vernehmlich. »Vielleicht ist noch niemand unterwegs. Darauf können wir nur hoffen, stimmt’s?«
    Ehe Beami Gelegenheit hatte zu antworten, zog Bellis eine apfelgroße Kugel hervor, hantierte damit und murmelte dabei in sich hinein. »A-ha! Es geht los. Drei … zwei … «
    Villiren ächzte.
    »… eins.«
    Einige Durchgangsstraßen erglühten violett, vibrierten und ruckelten hin und her, und weiter draußen, Richtung Shanties, stieg plötzlich greller Nebel auf.
    Bellis griff Beami am Arm und meinte aufgeregt: »Hoffen wir nur, dass es die richtige Richtung nimmt!«
    Der Lärm von Truppenbewegungen war kurz deutlicher zu hören; dann begannen Gebäude in der Ferne zu schwanken und sich zu drehen. Morgenvögel kreischten wild los, und Leute liefen aufgeregt auf die Straße.
    An drei Orten flogen Pflastersteine wie Fontänen in die Luft. Dann erhob sich ein leuchtender Umriss über die Dächer und stieg, bis er eine riesige Höhe hatte, zehn, fünfzehn, fünfundzwanzig, fünfunddreißig Meter, dann das Doppelte, das Vierfache, ehe er klarere Formen annahm. Tentakel wirbelten herum und krachten in die vom Krieg schwer beschädigten Bauten.
    Ein riesiger Tintenfisch, der nur aus Licht bestand.
    Beami war entsetzt, wirklich entsetzt. Obwohl Bellis sie gewarnt und eingeweiht hatte: Dies überstieg ihre Vorstellungskraft bei Weitem.
    Während der aus Licht erschaffene Geist aufstieg, wobei die Straßen dieses Ungeheuer zu gebären schienen, klatschte Bellis fröhlich in die Hände und sprang auf dem Dach herum.
    »Dieser Kopffüßer«, rief sie, »war Jahrtausende unter Villiren gefangen. Der Archipel steckt voll solcher Geister, die auf Wiederbelebung warten. Nach gründlichster Forschung im Bereich der elektrischen Weichtierkunde musste ich nur noch die richtigen Relikte an den richtigen Stellen platzieren.«
    Diese elektrisch geladenen Leiber warteten nur auf ihre Befreiung.
    Die riesigen Tentakel des Tintenfischs droschen durch die Luft und schillerten im ersten Licht. Das Tier bewegte sich aufs Meer zu und schlug dabei eine dreißig Meter breite Schneise in die Bebauung. Schreie erklangen in der Ferne, als es – eine Staubwolke hinter sich herziehend – durch die feindlich besetzten Bereiche der Stadt pflügte … und dabei unzählige gegnerische Soldaten unter sich begrub.
    Als das Tier ins Meer glitt und Port Nostalgia wohl endgültig zerstörte, hoffte Bellis, bei dieser Gelegenheit würde auch die Flotte der Angreifer vernichtet, die grauen Boote, mit denen die Okun und die rothäutigen Rumel gekommen waren. Es spritzte gewaltig, und das Hafenwasser brandete weit in die Straßen ringsum; sogar größere Schiffe wurden wie Spielzeug

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