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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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seine Ausrüstung. Erst als er weiterflog, merkte er, wie erschöpft er war. Er verlor stetig an Höhe. Ich darf nicht zwischenlanden. Ich muss zu Nyroc, ehe es zu spät ist!
    Die Morgendämmerung ging in den Tag über, und der Tag in eine Nacht voller Schatten und böser Träume. Die Krähen verwandelten sich in Hägsdämonen und verfolgten Gwyndor. Der Schmied ächzte, gepeinigt von Schmerzen und Furcht.

„Weißt du, was Geisterschnäbel sind, mein kleiner Schatz?“, fragte Nyra ihren Sohn.
    „Glaub schon. Du, Mama, ich kann doch jetzt richtig gut fliegen und meine erste Beute habe ich auch geschlagen. Musst du mich da immer noch ,mein kleiner Schatz‘ nennen?“
    „Es stimmt, du hast deine Erster-Flug -Feier und deine Erste-Beute -Feier bestanden. Aber deine Große Feier , dein Tytari , steht dir noch bevor. Danach kann ich dich wirklich nicht mehr ,mein kleiner Schatz‘ nennen.“ Nyra tschurrte leise. „Nach deinem Tytari bist du ein Krieger.“
    „ Tytari  … das klingt schön“, sagte Nyroc.
    „Es ist die Abkürzung für Tytonen-Aufnahme-Ritual .“
    „Aber worum geht es dabei? Was muss ich da machen?“
    „Das will ich dir heute erzählen. Du sollst auch etwas über deine Zukunft erfahren und über Geisterschnäbel.“
    Nyra hob an: „Ein Geisterschnabel ist eine Eulenseele, die keine Ruhe findet, weil sie hier auf Erden noch eine Aufgabe zu erfüllen hat.“ Nyras blanke schwarze Augen schienen in weite Ferne zu blicken, in eine andere Nacht an einem anderen Ort. Ganz plötzlich fand Nyroc seine Mutter unheimlich. Zum ersten Mal fürchtete er sich richtig vor ihr, aber nicht, weil er etwas falsch gemacht oder eine unerwünschte Frage gestellt hatte, sondern weil sie sich so merkwürdig benahm. Sie war offenbar in eine Art Trance gefallen. Jetzt verkündete sie in heiserem Singsang:
    Drei Geisterschnäbel sprachen zu mir:
Nyroc wird König werden.
Nach seinem Tytari preisen ihn
Alle Eulen hier auf Erden.
    Nyrocs Augen leuchteten auf. „Heißt das, ich werde ein berühmter Anführer meines Volkes, so wie mein Vater?“
    „Oh ja. Nach deiner Großen Feier .“
    „Du hast mir immer noch nicht gesagt, was ich da machen muss.“
    „Die Große Feier ist eine Art Opferfeier, ein Blutopfer, und zugleich eine Mutprobe.“
    „Und was opfert man dabei?“
    „Etwas, was einem sehr wichtig ist. Das einem am Herzen liegt.“
    „Jetzt hab ich’s verstanden! So wie wenn man eine Maus erbeutet, sie aber nicht fressen darf, stimmt’s?“
    Nyras Augen funkelten. „So ähnlich.“
    Nyroc überlegte. Ob ich einen Tausendfüßer opfern muss? Tausendfüßer sind meine Leibspeise! Aber Tausendfüßer haben kein Blut … Oder vielleicht einen Fuchs oder einen anderen Vierbeiner? Doch wohl nicht den Gefangenen? Er verdrängte den Gedanken rasch.
    Vielleicht ging es ja auch um die Kampfkrallen seines Vaters. Genau! Bestimmt sollte er mit ihnen zum ersten Mal kämpfen und töten. Seine Mutter hatte die Waffen seines Vaters für ihn aufgehoben und die gruselige Maske auch. Vor der Maske fürchtete Nyroc sich, aber die Kampfkrallen fand er spannend. Die Aussicht, sie einmal tragen zu dürfen, spornte ihn an, noch ehrgeiziger zu sein und keine Herausforderung zu scheuen. Du wirst in deines Vaters Kampfkrallen hineinwachsen. Sie sind das größte Heiligtum der Reinen. Wenn du groß bist, wirst du mit ihnen in die Schlacht fliegen. Sieh sie dir gut an. Das tat Nyroc immer wieder und jedes Mal verspürte er tief im Magen den überwältigenden Wunsch, sie endlich zu besitzen.
    „Aber bevor es so weit ist“, fuhr Nyra fort, „musst du hassen lernen.“ Sie beobachtete ihren Sohn scharf.
    „Hassen? Wozu das denn?“
    „Weil Hass dich stark machen wird, mein Sohn.“
    „Wen oder was soll ich denn hassen? Mir fällt nichts ein.“
    „Sei nicht ungeduldig, mein kleiner Schatz. Ich helfe dir doch. Weißt du, Hass gehört einfach zum Leben … und zum Tod.“
    Als Nyroc das hörte, drehte sich ihm der Magen um und er legte das Gefieder an. Es war ihm furchtbar peinlich. Er wollte doch groß und tapfer sein! Er dachte an die Kampfkrallen seines Vaters und fragte: „Hilfst du mir beim Hassenlernen?“
    „Selbstverständlich. Ich bin doch deine Mutter. Alle Mütter unterstützen ihre Kinder beim Lernen.“
    „Auch beim Hassenlernen?“
    Nyra nickte. „Am besten fangen wir gleich an. Du weißt doch, wer Soren ist, nicht wahr?“
    „Soren ist mein Onkel. Er hat meinen Vater umgebracht.“
    „Richtig. Wenn du das

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