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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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ziehen.“
    „Ich will sowieso nicht in einem Baum wohnen“, mischte sich die Höhlenkauztochter ein. „Meine Freundinnen würden mich bloß auslachen!“
    Der scherzhafte Streit ging fröhlich weiter und keiner der Beteiligten merkte, dass Gwyndor allmählich wieder zu Bewusstsein kam.
    „Wo bin ich?“, fragte der Schmied heiser.
    „Huch! Er ist wach!“, rief Mistel.
    Harry ergriff das Wort: „Werter Fremder, du liegst in unserer Höhle. Du bist nämlich einfach vom Himmel gefallen.“
    „Meine Kohlen! Wo sind meine Kohlen?“
    Mistel beugte sich über den Liegenden und sagte besänftigend: „Mach dir keine Sorgen. Unsere Tochter Kalo hat deine Kohlen eingesammelt.“
    „Wie viele hat sie gefunden?“
    „Neun Stück“, antwortete Kalo. „Deinen Glutbehälter und dein Werkzeug habe ich auch hierhergebracht.“
    Gwyndor atmete sichtlich auf und ließ sich auf das Lager aus Kaninchenfell zurücksinken.
    „Haben dich Krähen angegriffen?“, erkundigte sich Harry.
    „Drei auf einmal“, bestätigte Gwyndor.
    „Drei gegen einen … und du bist noch am Leben!“, sagte Mistel bewundernd.
    „Das habe ich nur euch zu verdanken.“
    „Du hast keine schweren Wunden davongetragen. Unsere Tochter soll dir ein paar Heilwürmer holen.“ Harry sah seine Frau an und setzte vielsagend hinzu: „Leider haben wir keine Nesthälterin. Die Blindschlangen arbeiten lieber in luftiger Höhe.“
    „Hör endlich auf, Harry!“, erwiderte Mistel leicht gereizt. „Unsere Tochter braucht sich vor keiner Nesthälterin zu verstecken, was die Würmersuche betrifft.“
    Am liebsten wäre Gwyndor auf dem weichen Fell liegen geblieben. So ein Lager hätte ich auch gern , dachte er. Doch er rappelte sich hoch. „Ich muss sofort wieder los.“
    „Du willst schon weiterfliegen? Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte Harry.
    „Doch. Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.“
    Ungläubig schaute die Höhlenkauzfamilie zu, wie der Schmied seinen Beutel und seinen Glutbehälter nahm und zur Tür humpelte. „Vielen Dank für alles. Das vergesse ich euch nie.“
    „Aber …“, unternahm Harry einen letzten Versuch, ihn aufzuhalten.
    „Kein Aber. Ich habe es wirklich eilig. Lebt wohl und Glaux schütze euch.“
    Schon war der Schmied wieder in der Luft.

Der Wind blies zwar immer noch von vorn, aber nicht mehr so kräftig. Erst als das Uhutor in Sichtweite kam, erlahmten Gwyndors Schwingen. Er ging seinen Plan noch einmal in Gedanken durch. Er musste unbedingt unter vier Augen mit Nyroc sprechen. Zu diesem Zweck würde er Nyra fragen, ob Nyroc ihm beim Aufbau seiner Werkstatt helfen dürfe. Er würde einfach behaupten, er habe gemerkt, dass der Kleine Talent zum Schmied besäße. Das würde Nyra gefallen. Wenn die Reinen einen eigenen Schmied hätten, wären sie nämlich nicht mehr auf Waffenlieferungen von außen angewiesen.
    Und dann? Wie soll ich diesem halben Küken klarmachen, dass von ihm erwartet wird, einen kaltblütigen Mord zu begehen? Und selbst wenn er das begreift, wie geht es dann weiter? Gwyndors Plan war in entscheidenden Punkten noch längst nicht ausgereift. Macht nichts – immer ein Flügelschlag nach dem anderen, wie meine liebe Mutter zu sagen pflegte. Dabei fiel Gwyndor wieder ein, wie die Schmiedin von Silberschleier gemahnt hatte: Manche Dinge lernt man besser ohne fremde Hilfe.
    So ein Unsinn! Jetzt musste er erst einmal seine Werkstatt einrichten. Wo, war unwichtig, da er ohnehin nicht vorhatte, die von Nyra gewünschten Waffen anzufertigen.
    Sobald er Nyroc über die Große Feier aufgeklärt hatte, musste er fliehen, sonst würden ihn die Reinen umbringen. Nyroc konnte gern mitkommen. Gwyndor war zwar ein Einzelgänger, aber er konnte Nyroc beraten, in welcher Gegend er sich am besten versteckte. Das würde allerdings nicht einfach sein, denn der Kleine sah seiner Mutter sehr ähnlich und war sofort als Reiner zu erkennen. Die Reinen waren nirgendwo willkommen.
    Ein Ruf erscholl: „Der Schmied kehrt zurück!“ Die Wachposten am Uhutor hatten Gwyndor entdeckt. Er ging in den Sinkflug.
    Unter sich sah er, wie eine Gruppe Eulen ihre Höhlen verließ und sich auf einem Felssims versammelte. Nyra war auch dabei.
    Beim Landen hielt Gwyndor nach Nyroc Ausschau. Kam er etwa zu spät? Hatte die abscheuliche Feier bereits stattgefunden? Doch dann entdeckte er den jungen Schleiereulerich auf einem anderen Felsvorsprung. Nyroc wirkte recht munter, geradezu fröhlich. Bestimmt hatte ihn seine Mutter wieder

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