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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Felswänden waren sie halbwegs vor Blicken geschützt. Außerdem würden die Verfolger nicht erwarten, dass sie sich auf dem Grund einer von Klapperschlangen bewohnten Felsklamm versteckten.
    „Los geht’s!“
    Die beiden Freunde flogen in entgegengesetzte Richtungen.

Nyroc lugte aus dem Fuchsbau und hielt nach Philipp Ausschau. Er selbst war schon eine ganze Weile wieder hier, aber der Rußeulerich war noch nicht aufgetaucht. Leider entdeckte Nyroc diesmal keinen dunklen Fleck am Himmel. Das konnte man natürlich auch als gutes Zeichen betrachten. Zwar ließ Philipp sich nicht blicken, aber der Suchtrupp auch nicht. Oder hatten die Verfolger Philipp erwischt? Das mochte sich Nyroc lieber nicht ausmalen. Er zog sich wieder in seinen Unterschlupf zurück, würgte ein Gewölle aus und vergrub es.
    Plötzlich spürte er, wie etwas aus seinem Schwanzgefieder glitt. Als er sich umdrehte, sah er eine seiner Steuerfedern auf der Erde liegen. „Großer Glaux – was geht mit mir vor?“ Als er die Feder noch entsetzt anstarrte, fiel daneben eine zweite Feder zu Boden. Nyroc stieß einen Angstlaut aus. Ein krampfhaftes Zittern packte ihn und ihm wurde übel.
    „Was ist los?“, hörte er da seinen Freund fragen.
    „Philipp! Bin ich froh, dass du kommst!“
    „Was hast du denn?“
    Nyroc nahm sich zusammen, schluckte ein paarmal und erwiderte tapfer: „Es tut mir furchtbar leid für dich, Philipp, aber … ich glaube, ich muss sterben.“
    „Wie kommst du denn darauf? Du siehst quicklebendig aus.“
    Nyroc hob eine der ausgefallenen Federn mit dem Schnabel auf und hielt sie Philipp hin. „Da siehst du es!“
    „Was soll ich sehen? Du mauserst dich, das ist alles.“
    „Ich mache was?“
    Philipp verdrehte die Augen. „Hat dir deine dummköpfige Mutter etwa nichts über die Mauser erzählt?“
    „Nein.“
    „Also: Mausern ist vor allem etwas ganz Natürliches.“
    „Heißt das, ich bin nicht todkrank?“
    „Ich muss dich enttäuschen. An der Mauser ist noch keiner gestorben. Mausern gehört zum Erwachsenwerden. Als du noch klein warst, sind dir die Erstlingsdunen ausgefallen. Erinnerst du dich nicht mehr an deine Erste-Mauser -Feier?“
    „Weiß nicht … Aber das hier ist keine Dune!“ Nyroc schwenkte anklagend die Steuerfeder. „Das ist eine Flugfeder. Wie soll ich lenken und wenden, wenn ich noch mehr Schwanzfedern verliere?“
    „Die Federn, die ausfallen, sind alt und verschlissen. Dafür wachsen neue, kräftige Federn nach.“
    „Wie lange dauert das?“
    „Sei nicht so ungeduldig, Nyroc.“
    „Ich bin nicht ungeduldig! Meine Mutter lässt mich von ihren Offizieren verfolgen. Ich kann es mir nicht leisten, auf neue Flugfedern zu warten.“
    „In ein paar Tagen ist dein Gefieder wieder vollständig“, versprach ihm Philipp. Doch dann verfinsterte sich seine Miene.
    „Philipp?“ Nyroc war der plötzliche Stimmungsumschwung seines Freundes nicht entgangen.
    „Wir müssen deine ausgefallenen Federn genauso vergraben wie unsere Gewölle.“
    „Auch das noch!“
    „Ich sehe mal nach, ob du noch mehr Federn als diese beiden verloren hast.“ Philipp setzte sich neben Nyroc und fuhr ihm mit den Zehen durchs Gefieder. Er war schon für Nyrocs Gefiederpflege zuständig, seit der junge Schleiereulerich auf der Welt war. Mit der gegenseitigen Gefiederpflege säubern Eulen sich nicht nur, sie zeigen einander auch ihre Zuneigung. Nun suchte Philipp seinen Freund gründlich nach abgebrochenen Federschäften ab. Das war nicht ganz einfach, weil Nyroc wieder zitterte. „Hast du was entdeckt?“, fragte er ängstlich.
    „Jetzt reiß dich zusammen, Glaux noch mal! Nein, ich habe nichts entdeckt.“
    „Ich soll mich zusammenreißen? Du hast gut reden. Du fällst ja nicht auseinander, so wie ich! Womöglich ist schon die ganze Gegend mit Teilen von mir übersät und die Verfolger brauchen der Spur nur zu folgen.“
    Philipp verlor die Beherrschung. „Hör mit dem selbstmitleidigen Gejammer auf! Du bestehst schließlich nicht nur aus deinen Federn. Es waren nicht deine Federn, die mit den Krähen gesprochen haben. Es waren nicht deine Federn, die auf die Idee gekommen sind, ihnen einen Tauschhandel anzubieten. Du hast auch noch einen Magen und einen Verstand. Ich will nichts mehr davon hören, dass du auseinanderfällst.“
    Nyroc schämte sich. Wenn Mausern etwas Natürliches war, brauchte man wirklich keine Angst davor zu haben. Er musste sich wieder auf seine eigentlichen Ziele konzentrieren: die

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