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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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fest. Normalerweise schlafen Eulen am Morgen. Es herrscht wahrhaftig verkehrte Welt. Nyroc schlummerte noch immer tief und fest in der Höhle. Bevor Philipp ihn weckte, wollte er erst einen Blick nach draußen werfen.
    Als er den Kopf ins Freie streckte, entfuhr ihm ein „Aua!“ und er kniff die Augen fest zu. Eine dünne weiße Schneeschicht funkelte gleißend in der Sonne. Philipp blinzelte zum Himmel empor. Die Verfolger waren nirgends zu entdecken. Es war ein wunderschöner Tag … jedenfalls für Taggeschöpfe. Der Himmel war strahlend blau und es ging nur ein leichter Wind – ideale Flugbedingungen.
    „Wach auf, Nyroc! Wir müssen weiter.“ Philipp schüttelte seinen Freund. „Solange es hell ist, können wir uns einen Vorsprung erfliegen.“
    Doch als Nyroc eben in den frisch gefallenen Schnee hinaustreten wollte, fiel Philipp etwas ein. Er hielt Nyroc mit dem ausgestreckten Flügel zurück. „Warte mal!“
    „Was ist denn?“
    „Wir dürfen keine Zehenabdrücke im Schnee hinterlassen. Wir müssen im Steilstart abfliegen.“
    „Steilstarten habe ich noch nicht gelernt“, wandte Nyroc ein.
    „Macht nichts. Es ist ganz einfach. Ich zeig’s dir.“
    „Hier drin?“ Nyroc schaute sich zweifelnd um.
    Einen Steilstart führte man durch, wenn man sich nicht von einem Ast oder Felsvorsprung abstoßen konnte und nicht genug Platz hatte, um die Flügel richtig auszubreiten.
    „Pass gut auf, was ich mache!“ Philipp hob beide Flügel hoch über den Kopf, zog sie dann mit aller Kraft nach unten und war in der Luft.
    Er flog ins Freie, kam aber gleich wieder zurück. „Du bist dran.“
    Nach ein paar Versuchen hatte Nyroc den Bogen heraus.
    „Das war aber noch nicht alles“, sagte Philipp.
    „Wieso nicht? Diesmal hat es doch prima geklappt. Wir können losfliegen!“
    „Wir haben hier drinnen überall Fußabdrücke hinterlassen. Wenn Stürmer den Bau durchsucht, weiß er sofort, dass wir hier waren. Da drüben liegt ein Häufchen Flechten. Damit können wir unsere Spuren verwischen.“
    Als sie fertig waren, legte Nyroc einen gekonnten Steilstart hin und sie schraubten sich aus der Schlucht hinaus.
    Trotz der Helligkeit genossen die beiden Nachtvögel den Flug. Spannend wurde es, als sie an einer Bergkuppe vorbeikamen, auf der sich ein Krähenschwarm niedergelassen hatte. Doch die Krähen nickten ihnen nur grüßend zu und belästigten sie nicht.
    „Gib mir vier, Kumpel!“, rief Philipp erfreut und drückte im Fliegen die gespreizten Zehen an den Fuß seines Freundes.
    Nach einer Weile zogen hinter ihnen dunkle Wolken auf. Vor ihnen war der Himmel noch blau. Sie hielten einen nordnordöstlichen Kurs, um den Schredderwinden über dem Schattenwald auszuweichen. Ihr Ziel war Silberschleier, aber vorher mussten sie die Ödlande überqueren. Nyroc freute sich schon auf die Bäume im Silberschleier-Wald, die nicht nur grün waren, sondern auch besonders prächtig sein sollten. Philipp wiederum wollte in seiner früheren Heimat am Silberfluss nachschauen, ob die Bäume dort inzwischen nachgewachsen waren.
    Die Verfolger ließen sich immer noch nicht blicken. Wenn die beiden Freunde zwischendurch eine Fresspause einlegten, gaben sie acht, weder Fußabdrücke noch Gewölle zu hinterlassen.
    Nyroc drehte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Wolken, die sich immer höher auftürmten. Wahrscheinlich führten sie Regen mit oder weiteren Schnee. Ein dunkler Fleck in all dem Grau fiel ihm auf, aber er beachtete ihn nicht weiter und schaute wieder nach vorn. Erst als er ein Zwicken im Magen spürte, drehte er sich noch einmal nach dem Fleck um. Er sträubte den Gesichtsschleier, um mögliche Geräusche an seine Ohrschlitze weiterzuleiten.
    Tatsächlich – er vernahm ein gleichmäßiges Waff-waff-waff , so gedämpft, dass es jeder anderen Eulenart entgangen wäre.
    „Wir werden verfolgt, Philipp!“
    Philipp drehte sich ebenfalls um, lauschte und rief erschrocken: „Du hast Recht! Was machen wir jetzt?“
    „Wir trennen uns.“ Nyroc war selbst überrascht, wie fest seine Stimme klang. „Dann müssen sie sich entscheiden, welchem von uns sie folgen wollen.“
    „Und wo treffen wir uns wieder? Ich kenne mich in dieser Gegend einigermaßen aus, aber du nicht.“
    Nach kurzer Überlegung antwortete Nyroc: „Wir fliegen im Bogen zurück und treffen uns im Fuchsbau wieder. Damit werden die Verfolger bestimmt nicht rechnen.“
    Der Vorschlag leuchtete Philipp ein. In der Schlucht mit ihren überhängenden

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