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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Eindruck, als wenn sich sogar Himmel und Mond wie besessen drehten.
    Auch Philipp blickte zum Himmel. „Sie haben uns entdeckt“, sagte er leise.
    Nyrocs Magen erstarrte. „Nein!“
    „Doch, aber sie wissen nicht, wie sie zu uns hinunterkommen sollen.“
    „Dann sind wir hier sicher?“
    „Nicht mehr lange.“
    „Warum nicht?“
    „Weil es auf der Welt einen Kundschafter gibt, der zu uns vordringen kann. Sein Name ist Doktor Schönschnabel. Er begleitet den Suchtrupp deiner Mutter.“
    Jetzt sah auch Nyroc den stattlichen Schnee-Eulerich über ihnen kreisen. Aus seinem Schultergefieder ragte eine einzelne lange, schwarze Feder.
    „Was hat er denn da auf dem Rücken?“, fragte Nyroc seinen Freund.
    „Eine Krähenfeder, sein Erkennungszeichen. Die Krähen verehren ihn als Helden … und fürchten ihn.“
    „Das heißt, er hat wie wir freies Geleit“, schlussfolgerte Nyroc.
    „Richtig, aber nicht nur in dieser Gegend, sondern überall. Ehe die nächste Wolke am Mond vorbeigezogen ist, hat er einen Weg zu uns hinunter gefunden.“
    „Was schlägst du vor?“
    „Tja, viel Auswahl haben wir nicht. Wir sitzen zwischen den Nadeln und den Schreddern in der Klemme.“
    Die Freunde schauten einander an.
    Dann riefen beide aus vollem Hals: „Die Schredder!“, schwangen sich in die Lüfte, segelten über die Felsnadeln hinweg und stürzten sich in die unberechenbaren Winde.

Nyra hielt den Blick auf den stattlichen Schnee-Eulerich gerichtet. Als der Suchtrupp gesehen hatte, wohin Nyroc und Schmuddel flogen, war er umgekehrt. Nun erstattete Doktor Schönschnabel Nyra Bericht. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, verkündete er. „Nur die Wächter von Ga’Hoole kommen mit diesen Winden zurecht. Kein anderer Vogel traut sich, es mit den Schreddern aufzunehmen, nicht einmal die Adler. Wenn die beiden lebendig wieder herauskommen, was ich bezweifle, werden sie völlig benommen und orientierungslos sein.“
    „Und woher wissen wir, ob sie tot sind oder nicht?“, fragte Nyra barsch.
    Der Schnee-Eulerich war erstaunt. Schließlich ging es um ihren eigenen Sohn! Nyra war nicht anzumerken, dass sie sich Sorgen um Nyroc machte. Im Gegenteil, sie schien sich zu wünschen, dass er ums Leben käme. Merkwürdig.
    „Ich weiß nicht, warum mein Sohn so aufsässig ist, aber es interessiert mich auch nicht. Ich dulde keinen Ungehorsam“, setzte Nyra hinzu, als sei das eine Erklärung für ihre Gefühlskälte.
    „Verstehe.“ Doktor Schönschnabel nickte. Dabei verstand er gar nichts, aber darauf kam es auch nicht an. Der Schnee-Eulerich stammte aus den Hinterlanden. Von dort kamen viele Söldner und andere Eulen, die gegen Entlohnung zu allem bereit waren. Wenn die Gegenleistung stimmte, stellten sie keine Fragen. Diese Gegenleistung konnte zum Beispiel darin bestehen, dass die betreffende Eule in einem sonst gesperrten Revier jagen durfte. Der Auftraggeber konnte die Söldner aber auch mit Kohlen von den Freien Schmieden entlohnen oder, wie es früher üblich gewesen war, mit Tupfen. Unter den gegebenen Umständen besaßen die Reinen allerdings kaum etwas, was sie einem Spitzenkundschafter wie Doktor Schönschnabel anbieten konnten. Doch dem Schnee-Eulerich genügte es schon, dass ihm die Befehlshaberin der einst mächtigen Reinen zu Dank verpflichtet war. Er hielt es durchaus für möglich, dass Nyra ihr Volk wieder zu Ruhm und Ehre führen würde.
    „Also, woher wissen wir, ob die beiden tot sind?“, wiederholte Nyra ungeduldig ihre Frage.
    „Man kann um die Schredderwinde herumfliegen. Ich gehöre zu den wenigen, die den Umweg kennen.“ Der Doktor plusterte sich selbstbewusst auf, damit Nyra begriff, was für einen wertvollen Verbündeten sie in ihm hatte. „Auf der gegenüberliegenden Seite haben die Windstrudel ihre Auslässe. Dort kommen Euer Sohn und sein Freund heraus – tot oder lebendig.“
    Uglamore mischte sich ein. „Wie viele Auslässe gibt es denn, Doktor?“
    „Nur zwei oder drei. Wenn der Strudel die Geflohenen lebendig ausspuckt, wird es einfach sein, sie gefangen zu nehmen.“
    Zu einfach , dachte Uglamore skeptisch. Der Offizier stellte das Vorgehen der Reinen nicht zum ersten Mal infrage. Schon vor der Niederlage in der Großen Brandschlacht hatte er überlegt, ob es nicht bessere Methoden gab, Krieger auszubilden. Ein kleines Scharmützel in den Schnabelbergen hatte ihm zu denken gegeben. Damals waren die Kämpfer der Reinen mit den besten Waffen ausgerüstet gewesen und ihre Disziplin

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