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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Familie, dass er an der Vorstellung Gefallen fand, in den Krieg zu ziehen und andere Eulen zu töten.“
    „Und was geschah dann?“
    „Das kann ich dir sagen. Er schloss sich den Reinen an und wurde selbst getötet!“
    „In einer Schlacht?“
    „In seiner allerersten Schlacht. Dein Vater Kludd hatte ein Mitglied des Parlaments von Ga’Hoole entführt, einen alten Kreischeulerich. Die Wächter schickten die Brigade der Besten los, um ihn zu befreien.“
    „Von der Brigade der Besten hat Mama mir schon erzählt. War nicht mein Onkel Soren der Anführer? Hat mein Onkel auch deinen Vater getötet?“
    „Nein, das war eine Sumpfohreule. Eine meisterhafte Fliegerin, so heißt es, unglaublich schnell und gewandt.“
    „Dann war es also auch nicht der Bartkauz, der meinen Vater getötet hat.“
    „Morgengrau? Nein, der nicht.“
    Nyroc wusste jetzt, wie der Mörder seines Vaters hieß.
    Die Freunde schwiegen. Draußen heulte der Wind durch die enge Schlucht und fegte einen Schwall Schnee in den Eingang des Fuchsbaus. Schließlich fragte Nyroc: „Was wurde danach aus dir?“
    „Nach Papas Tod war ich für die Reinen ein unnützer Fresser. Weil ich nur ein Rußeulerich bin, musste ich die niedrigsten Arbeiten verrichten. Zum Elitekämpfer wurde ich natürlich nie ausgebildet. Erst als du auf die Welt gekommen bist, hat sich mein Schicksal gewendet.“
    Philipp schüttelte ungläubig den Kopf. „Ausgerechnet ich wurde zum Gefährten und engsten Freund des Kükens ernannt, das aus dem heiligen Ei geschlüpft war. Von da an änderte sich mein ganzes Leben. Ich bekam die besten Stücke der Jagdbeute. Ich durfte ausfliegen und die Tausendfüßer für deine Erstes-Insekt -Feier suchen. Bei allen deinen Feiern saß ich auf dem Ehrenplatz neben deiner Mutter. Ich mag Nyra zwar nicht besonders, aber dich schloss ich mit jedem Tag mehr ins Herz.“
    Abermals trat Schweigen ein. Nyroc schaute nach draußen. „Es ist dunkel geworden.“
    „Mag sein. Es wäre trotzdem leichtsinnig, jetzt schon weiterzufliegen. Lass uns den nächsten Morgen abwarten. Ich glaube nicht, dass uns der Suchtrupp tagsüber verfolgt.“
    Philipp zwinkerte Nyroc aufmunternd zu. „Sie haben nämlich nicht wie wir beide ein Abkommen mit den Krähen.“
    „Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
    Die beiden Freunde machten es sich so bequem, wie es eben ging, und schlossen die Augen. Nyroc konnte nicht einschlafen. Ihm ging alles Mögliche durch den Kopf.
    „Bist du noch wach, Philipp?“
    „Hmmm“, nuschelte Philipp verschlafen.
    „Sag mal … haben dich deine Eltern wirklich Philipp genannt?“
    „Ganz sicher bin ich nicht, aber mein Name fing auf jeden Fall mit ,P-h‘ an.“
    „Was ist das: ,P-h‘?“
    „Ein Buchstabe, beziehungsweise zwei Buchstaben.“
    „Und was ist ein Buchstabe?“
    „Buchstaben braucht man fürs Lesen und Schreiben. Meine Mutter konnte lesen. Sie hat mir die Buchstaben beigebracht.“
    „Ich dachte immer, nur die Wächter von Ga’Hoole können lesen und schreiben.“
    „Die Wächter beherrschen diese Fähigkeiten besonders gut, aber auch andere Eulen kennen sich mit Buchstaben aus.“
    „Kannst du denn lesen?“
    „Ein bisschen.“
    „Ich würde auch gern Lesen lernen“, sagte Nyroc sehnsüchtig.
    „Ich kann dir beibringen, wie dein Name geschrieben wird. Aber richtig Lesen und Schreiben lernt man nur im Großen Baum.“
    „Du, Philipp …“, fing Nyroc wieder an.
    „Ich bin todmüde, Nyroc. Lass uns schlafen.“
    „Nur noch eine Frage … bitte.“
    „Na gut.“
    „Ist das nicht ein seltsamer Zufall, dass unsere beiden Väter von den Wächtern getötet wurden und dass wir beide unsere Mütter verloren haben?“
    Philipp machte die Augen auf und schaute Nyroc durchdringend an, als er erwiderte: „Meine Mutter ist tot, Nyroc. Deine ist noch am Leben. Das ist ein Unterschied.“
    „Du meinst, ich habe meine Mutter nur verloren, weil ich sie verlassen habe?“
    „Allerdings. Und das aus gutem Grund.“
    „Wieso?“
    „Weil du die Wahrheit herausfinden willst und …“
    „Und was?“
    „Weil du einfach zu anständig bist, Nyroc. Weil du Grundsätze hast.“
    Ich habe Grundsätze? , dachte Nyroc.
    Philipp dagegen dachte: Grundsätze füllen keinen leeren Bauch. Grundsätze können keine Wohnhöhle ersetzen.
    Dann schliefen die beiden Freunde endlich ein.

Ein Lichtstrahl fiel auf Philipps Gesicht. Der Rußeulerich öffnete unwillig ein Auge. Es ist Morgen , stellte er trübsinnig

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