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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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„Na dan n … Abflug!“ Die Käuzin schwang sich in die Lüfte, gefolgt von den vier Jungvögeln, die rasch ihre Plätze einnahmen.
    Soren blieb ein ganzes Stück hinter Strix Struma zurück, denn ihr ungewöhnlich breiter Schwanz verursachte Luftwirbel, die ihn vom Kurs abbringen konnten. Er fand es schade, dass Morgengrau und Digger nicht mitkamen, aber Digger, der nicht so gut fliegen konnte, nahm an einem speziellen Förderkurs teil und Morgengrau besuchte die Navigationsklasse für Fortgeschrittene.
    Überhaupt schien sich auszuzahlen, dass Morgengrau durch die harte Schule eines echten Waisenkindes gegangen war. Im Ga’Hoole-Baum durfte er etliche Fortgeschrittenenklassen besuchen.
    „Aufgepasst, Kinder!“ Wie alle ausgewachsenen Fleckenkäuze sprach Strix Struma in gedehntem Tonfall. Ihr lang gezogenes Huuhuu riss Soren aus seinen Gedanken. „Zwei Grad windwärts seht ihr den ersten Stern der Goldenen Krallen aufgehen.“
    „Groooßartig!“ Otulissa gab sich Mühe, wie Strix Struma zu klingen, was ohnehin eines Tages der Fall sein würde, denn auch sie war eine Fleckenkäuzin. Jetzt allerdings hörte sie sich wie eine spatzenhirnige Streberin an, die immerzu bemüht war, sich bei den Rybs einzuschmeicheln. „Es ist mir eine groooße Ehre, dass ich auf deiner Windflanke fliegen darf, Strix Struma, wie es in deiner ehrwürdigen Familie Traditiooon ist.“
    Soren blinzelte. Otulissas Getue war ihm peinlich. Wäre Morgengrau mitgeflogen, hätte er ihr bestimmt im Flug ein Gewölle ins Gesicht gespuckt.
    Gylfie drehte sich nach Soren um und bewegte stumm den Schnabel. Soren verstand sofort, was sie sagte: „Angeberin!“
    Primel meldete sich zu Wort: „Bist du erkältet, Otulissa? Du sprichst so komisch.“
    Gütiger Glaux! Soren musste einen Lachkrampf unterdrücken. Primel war einfach unschlagbar! Und das Beste war, dass sie es völlig ernst meinte. „Treuherzig“, nannte Gylfie sie. „Bezaubernd treuherzig.“ Oftmals konnte Soren mit Gylfies gewählter Ausdrucksweise nichts anfangen, diesmal verstand er sie jedoch sofort. Primel kannte keine Heimtücke. Sie war grundehrlich und unterstellte anderen immer nur die besten Absichten. Es verstand sich von selbst, dass sie nie Bekanntschaft mit dem Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen gemacht hatte.
    Der Unterricht ging weiter. Auf den ersten Stern im Bild der Goldenen Krallen folgten die nächsten und bald sah es tatsächlich aus, als reckten sich vier riesige, goldene Krallen in den Nachthimmel.
    „Wir fliegen jede Kralle von der Zehenwurzel bis zur Spitze ab“, kommandierte Strix Struma.
    Soren flog jetzt dicht hinter Primel. Es brachte ihn durcheinander, dass die junge Käuzin unablässig den Kopf hin und her drehte. Sperlingskäuze besitzen nämlich zwei dunkle Flecken am Hinterkopf, die an Augen erinnern.
    „Das kann einen verrückt machen, nicht wahr?“ Strix Struma hatte sich zurückfallen lassen und flog jetzt neben Soren. „Hinter Primel zu fliegen, ist nicht einfach, aber es ist eine gute Übung.“
    Primel drehte sich um. „Ach, das tut mir leid, Soren! Meine blöden Flecken stören dich, stimmt’s?“
    „Unsinn, Kind!“, entgegnete Strix Struma. „Du darfst nicht über deine Flecken schimpfen, sie werden dir noch einmal sehr nützlich sein. Wir müssen nur lernen, die Eigenarten, mit denen uns Glaux ausgestattet hat, richtig einzusetzen, dann verwandeln sie sich in wahre Schätze. Flieg weiter, Kleine. Du machst deine Sache gut, und ich bringe Soren ein paar Kniffe bei, wie man sich weniger ablenken lässt. Ich bin selbst jahrelang hinter einem Sperlingskauz geflogen“, fuhr sie, an Soren gewandt, fort. „Und bin trotzdem eine hervorragende Navigatorin geworden. Der Trick ist, immer nur auf die Stelle zwischen den beiden Flecken zu schauen. Probier’s mal aus.“
    Es klappte tatsächlich. Bald sah Soren die Flecken gar nicht mehr.
    Die ganze Nacht flogen sie das Sternbild der Goldenen Krallen ab. Als die Sterne allmählich verblassten und in eine andere, verborgene Welt entschwanden, kehrte Strix Struma mit ihren Schülern in ihre eigene Welt zurück: nach Hause, zum Großen Ga’Hoole-Baum mitten im Hoolemeer.

Hukla, hukla

    Das Schwatzen junger Eulen nannte man „Krakuulen“. Soren kannte es noch von früher, als er mit seinen Eltern und Geschwistern in der alten Tanne gelebt hatte. Seine Schwester Eglantine, sein Bruder Kludd und er hatten vor dem Schlafengehen ihre Kükenstimmen mit grellen Hu - und Shriii

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