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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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ihr gehen und sich entschuldigen sollte? Um diese Zeit war Mr s P. oft wach. Sie wohnte in einer Höhle weiter unten im Baumstamm, die sie mit zwei anderen Nesthälterinnen teilte.
    Der moosbewachsene Spalt lag fast hundert Spannen unter Sorens Schlafhöhle und roch nach zerbröselter Rinde, nach Moos und warmen Steinen. Nesthälterinnen schliefen gern auf erhitzten Kieselsteinen und hatten ihre Höhlen damit ausgestattet. Bubo erwärmte die Steine eigens auf seiner Schmiedeesse. Soren mochte den Geruch. In der Wärme verströmte auch das Moos einen angenehmen Duft, überhaupt roch das Moos, das auf dem Stamm des Großen Ga’Hoole-Baums wuchs, ungewöhnlich würzig. Mr s Cook verwendete es gern als Zutat in ihren Suppen.
    Es gab kaum einen Teil des Baumes, der nicht irgendeinem Zweck diente. Darum hegten und pflegten ihn die Eulen, hielten sich bei der Ernte der Milchbeeren zurück und vergruben ihre Gewölle unter den Wurzeln, wo der Baum die nährenden Bestandteile besonders gut aufnehmen konnte.
    Der Duft von Moos und warmen Steinen schlug Soren schon von Weitem entgegen. Er spähte durch den Eingang der Höhle. Doch er brauchte gar nicht den Schnabel aufzumachen, Mr s P. hatte sein Kommen schon gespürt. „Soren, mein lieber Junge, was führt dich um diese Tageszeit her? Komm herein!“
    „Wecke ich denn nicht Ihre Kolleginnen auf?“
    „Keine Sorge, die sind alle bei ihren Gildentreffen.“
    Die Nesthälterinnen gehörten verschiedenen Arbeitskreisen an: Da gab es die Harfengilde, die Gilde der Spitzenklöpplerinnen, die Weberinnen und so weiter. Ähnlich wie bei den Brigaden musste man jedoch als Mitglied vorgeschlagen werden. Mr s Plithiver war bis jetzt noch in keine Gilde aufgenommen worden.
    „Ich wollte mich für mein schlechtes Benehmen beim Tee entschuldigen, Mr s P.! Es tut mir leid, ehrlich. Ich weiß ja, dass Si e …“
    Die alte Nesthälterin richtete sich auf und legte auf ihre unnachahmliche Art den Kopf schief. „Ach, Sore n …“ Ihr liebevoller Ton trieb dem jungen Schleiereulenmännchen die Tränen in die Augen. „Mein lieber Junge, ich weiß, dass es dir leidtut. Doch das ist nicht der eigentliche Grund, weshalb du gekommen bist.“
    „Nicht?“, fragte Soren verdutzt. Aber er spürte, dass sie Recht hatte. Deswegen war er nicht gekommen. Er war ganz durcheinander. „Waru m … warum bin ich denn dann zu Ihnen gekommen?“, fragte er stockend.
    „Ich glaube, es hat mit deiner Schwester Eglantine zu tun.“
    Ja, das stimmte, das begriff Soren sofort. Seine Eltern fehlten ihm sehr, aber um sie machte er sich keine Sorgen. Um Eglantine schon. Mr s P. hatte immer ihre Zweifel bezüglich Kludd gehabt. Diese Zweifel hatten sich bestätigt, als er ihr gedroht hatte, sie zu fressen. Sie wusste aber nicht, ob Sorens Bruder auch Eglantine aus dem Nest gestoßen hatte und ob sie entführt worden war. Sorens kleine Schwester war einfach verschwunden.
    „Es ist die Ungewissheit, die einem so zu schaffen macht, nicht wahr? Nicht zu wissen, ob Eglantine noch am Leben ist oder ob si e …“
    „ … eine Gefangene ist“, beendete Soren den Satz.
    „Ja, Schatz. Ich weiß, was du meinst.“
    „Und wenn sie nicht mehr am Leben ist, tröstet es mich überhaupt nicht, dass sie jetzt in Glaumora weilt. Ich will sie einfach nur wiederhaben!“
    „Das kann einen ja auch nicht trösten. Sie ist viel zu jung für Glaumora.“
    „Wissen Sie, Mr s P., im Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen ist es wirklich schrecklich. Aber ich muss immer dran denken, was der sterbende Streifenkauz gesagt hat.“ Soren senkte die Stimme. „,Schön wär’s‘, hat er gesagt.“
    „Still, mein Lieber.“
    Aber Soren war nicht mehr zu bremsen. „Haben Sie hier vielleicht irgendetwas gehört, was sich auf dieses ,schön wär’s‘ beziehen könnte, Mr s P.?“
    Mr s Plithiver beschrieb eine kleine Acht mit dem Kopf. Mit dieser Bewegung drückten Blindschlangen aus, dass sie nicht recht wussten, was sie sagen sollten. Soren kam es vor, als ob die kleinen Vertiefungen in Mr s Plithivers Kopf feucht glänzten. Wieder bekam er ein schlechtes Gewissen. „Das wollte ich nicht, Mr s P.! Ich werde nicht mehr darüber sprechen.“
    „Ist schon gut, Schatz. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du über Eglantine sprechen möchtest. Das wird dir guttun. Aber wir dürfen uns nicht von bloßen Gerüchten über irgendwelche bösen Mächte beirren lassen. Ich habe so ein Gefühl, dass Eglantine noch am Leben ist. Mehr

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