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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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-Rufen geübt.
    Gegen Ende der Nacht ging es hier im Ga’Hoole-Baum noch viel lauter und rauer zu. Doch wenn Soren beobachtete, wie das Schwarz der Nacht einem immer helleren Grau wich und das Grau sich schließlich erst violett und dann rosa färbte, wurde ihm oft schwer ums Herz.
    Warum er so traurig war, begriff er selbst nicht. Er hätte den anderen Jungvögeln durchaus etwas zu erzählen gehabt, hätte mitkrakuulen können. Meistens machte allerdings Morgengrau den Anfang und Soren kam erst einmal nicht zu Wort.
    „Heute Nacht hab ich einen Supersinkflug hingelegt, Soren! Ich bin ganz enge Kreise geflogen und war im Nu unten! Barran hat echt den Schnabel nicht mehr zugekriegt. Glaubst du, sie lässt mich vielleicht bei den Rettern mitmachen?“
    „Eins verstehe ich nicht, Morgengrau. Du bist doch in der Navigationsklasse für Fortgeschrittene. Wieso übst du dann Rettungsflug?“
    „Weil Barran auch dieses Fach unterrichtet. Sie sucht den Nachwuchs für die Rettungsbrigaden aus.“
    Das war überhaupt das vorherrschende Thema: welcher Brigade man wohl zugeteilt würde.
    Otulissa ergriff als Nächste das Wort. „Also, ich weiß nicht, Morgengra u … Wenn ich du wäre, würde ich mir keine allzu großen Hoffnungen auf die Rettungsbrigade machen. Barran bevorzugt Eulen von altehrwürdiger Abstammung, überwiegend Strix. In der Navigationsbrigade ist es genauso.“
    „Waschbärkacke!“, rief Bubo dazwischen. „Los, macht Platz! Die Nesthälterinnen bringen den Tee. Was soll das alberne Gerede über Abstammun g – wir haben alle mächtig Hunger! Auf das Hier und Jetzt kommt es an!“
    „Bubo“ nannte sich der Uhu mit dem rötlichen Gefieder und den schwarzen Krallen, der Soren schon im Parlamentssaal aufgefallen war. Er war riesengroß, allein seine Federohren waren so lang wie die ganze Gylfie. Er hatte kein graubraunes Gefieder wie die meisten Uhus, seines war fast feuerrot zu nennen. Das passte gut zu ihm, denn er leitete die Schmiedewerkstatt. Er konnte sich zwar keiner vornehmen Herkunft rühmen, auch ließen seine Manieren zu wünschen übri g – jedes Mal, wenn er den Schnabel aufmachte, kamen derbe Flüche herau s –, aber er war sehr geachtet, weil er so ein geschickter Schmied war. Das war es auch, was Soren an den Eulen im Ga’Hoole-Baum am meisten bewunderte: dass es ihnen gelungen war, das Feuer für sich zu nutzen.
    „Aufstellen! Aber nicht drängeln, sonst zerquetscht ihr die armen Schlangen noch. Und geht nicht alle zur selben Schlange, teilt euch auf.“ Das war Matrona.
    Die Nesthälterinnen schlängelten sich in den Speisesaal. Sie waren alle Blindschlangen wie Mr s Plithiver. Gylfie, Soren, Morgengrau und Digger gingen immer an Mr s Plithivers Tisch. Die frühere Nesthälterin von Sorens Eltern war gefragt worden, ob sie wieder arbeiten wolle, und hatte freudig eingewilligt.
    Sorens Traurigkeit verflog, als seine Freunde und er sich nun vor Mr s P. aufstellten.
    „Da seid ihr ja, Kinder!“, begrüßte die Schlange sie zischelnd. „Habt ihr eine schöne Nacht im Fernen verbracht? Und habt ihr auch etwas gelernt?“
    „Guckt mal!“, rief Digger dazwischen, „Primel hat keinen Sitzplatz gefunden.“
    „Tut mir leid, Primel“, hörten sie Otulissa sagen, „aber diese Schlange ist leider schon belegt.“ Otulissa stand mit vier anderen Fleckenkäuzen zusammen.
    „Komm zu uns, Primel!“ Gylfie winkte ihr mit dem Flügel. „Bei uns ist noch Platz.“
    „Es gibt immer noch einen Platz, Schätzchen“, sagte Mr s P. freundlich, als Primel zu ihnen herüberkam. „Ich strecke mich einfach ein bisschen.“
    „Danke. Vielen Dank.“ Primels Stimme bebte.
    „Stimmt was nicht, Primel?“, fragte Digger mitfühlend.
    „Nein, nein. Alles in bester Ordnung.“ Aber ihre Stimme klang ganz und gar nicht so. „Na ja, nicht ganz“, gab sie zu. „All das Gerede darüber, wer wohl für welche Brigade ausgewählt wird, macht mich irgendwie fertig.“
    Mr s P. mischte sich wieder ein. „Ich finde auch, darüber wird viel zu viel geredet. Trinkt lieber euren Tee, Kinder, solange er noch schön heiß ist. Mr s Cook war heute besonders großzügig mit den Milchbeeren. Ich glaube, sie freut sich schon darauf, dass bald Erntezeit ist und sie ihre Vorräte wieder aufstocken kann.“
    „Es ist aber schwer, nicht daran zu denken, Mr s P.“, beharrte Soren. „Hier reden alle über nichts anderes.“
    „Ich habe gehört, wir Höhlenkäuze kommen alle in die Kundschafterbrigade, weil wir

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