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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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kräftige Beine haben und uns auf festem Boden gut zurechtfinden“, warf Digger ein. „Ich glaube, das könnte mir gefallen.“
    „Also ich will lieber zu den Rettern. Da darf man Kampfkrallen tragen“, sagte Morgengrau.
    „Willst du denn kämpfen?“ Primel klang erschrocken.
    „Klar! Und zwar gegen die Eulen aus Sankt Äggie. Die sollen bloß kommen! Wisst ihr noch, wie wir die beiden Leutnants in der Wüste plattgemacht haben?“ Er blinzelte Soren und Gylfie zu. Beide hofften insgeheim, dass der Bartkauz jetzt nicht mitten im Speisesaal einen seiner Gesänge anstimmen und einen Schattenkampf aufführen würde. Sie hatten Morgengrau sehr gern, aber manchmal benahm er sich unmöglich.
    „Zum Glück.“ Digger erschauderte bei dem bloßen Gedanken. „Hättet ihr und die Adler mir nicht beigestanden, hätten mich die Schurken umgebracht.“ Er berichtigte sich: „Nein, nicht umgebrach t – gefressen.“
    „Soll das ein Witz sein?“, fragte Primel entsetzt.
    „Nein.“
    „Was meinst du damit? Erzähl!“
    Mr s Plithiver griff ein. „Das ist nun wirklich kein Thema für ein Tischgespräch, Kinder. Und weil ich hier der Tisch bin, wäre es mir sehr lieb, wenn ihr euch über etwas anderes unterhalten könntet.“
    Zu spät. Digger war schon mitten in der Geschichte und Primel lauschte gespannt. Mr s Plithiver seufzte schicksalsergeben: „Hukla, hukla.“ Das bedeutet in der Blindschlangensprache so viel wie: „Eulenkinder sind eben Eulenkinder.“
    Während die jungen Eulen ihren Tee tranken und sich munter unterhielten, döste Mr s Plithiver ein.
    Morgengrau erzählte einen Witz. „Treffen sich zwei Krähen und ein paar andere Schleimpupser, Kolibris und Möwe n …“
    „Iiih, Möwen sind eklig!“, warf Primel ein.
    „Find ich auch“, kam es von Soren. „Möwen sind echt widerlich.“
    „Wollen wir einen Wettbewerb veranstalten, wer den ekligsten Schleimpupserwitz kennt?“ Das war Digger.
    Da schlug der Tee in ihren Nussbechern auf einmal Wellen und Mr s Plithiver zischelte so laut, dass alle zusammenfuhren: „Schluss damit! Solches Gerede bei Tisch dulde ich nicht! Das ist ganz und gar ungehörig!“ Ihre rosafarbenen Schuppen schienen zu leuchten, sie bäumte sich blitzschnell auf und sämtliche Teetassen fielen auf den Boden.
    Es war nicht das erste Mal, dass eine Nesthälterin die Teestunde derart jäh unterbrach. Im Ga’Hoole-Baum gab es nicht viele Regeln, aber eines hatte Matrona den Neuankömmlingen schon bei ihrer Ankunft eingeschärft: Schleimpupserwitze gehörten sich nicht, schon gar nicht im Speisesaal. Die Nesthälterinnen waren sogar angewiesen, die Missetäter gegebenenfalls hinauszuwerfen, und das tat Mr s Plithiver auch.
    Sie mussten sich bei Boron und Barran melden. Wie nicht anders zu erwarten, schimpfte Barran sie aus. Ihr Benehmen sei in höchstem Maße anstößig. „Eine regelrechte Schande!“
    Boron versuchte seine Gattin zu beschwichtigen: „Sei nicht zu streng mit ihnen, Liebes. Es sind doch noch halbe Kinder. Junge Männchen schlagen eben manchmal über die Stränge.“
    „Wie dir vielleicht nicht entgangen ist, sind Gylfie und Primel mitnichten Männchen.“
    „Ich kenne aber trotzdem ganz viele Schleimpupserwitze!“, rief Primel.
    Daraufhin ertönte von allen Seiten das kehlige Tschurr lachender Eulen. Nur eine lachte nicht mi t – Barran. Boron tschurrte am lautesten. Es schüttelte ihn derart, dass er ein paar weiße Flaumfedern verlor.
    „Das ist nicht lustig, Boron!“, sagte seine Frau missbilligend.
    „Oh doch, Schatz. Und wie!“ Er lachte noch lauter.
    Die vier jungen Eulen hatten sich für den Tag in ihre Schlafhöhle zurückgezogen. Madame Plonk hatte ihr „Die-Nacht-ist-um“-Lied angestimmt und alle hatten einander „Gut Licht“ gewünscht. Trotzdem konnte Soren nicht einschlafen, und als er schließlich doch eingenickt war, wachte er um jene Stunde des Tages wieder auf, in der bedrückende Stille herrscht, die Sonne die Luft stickig macht und die Minuten für eine Eule nur so dahinzukriechen scheinen. Die Zeit will einfach nicht vergehen, man kann nicht glauben, dass es je wieder dunkel wird. Wieder einmal überkam Soren jene unerklärliche Traurigkeit. Er begriff nicht, weshalb er hier im Großen Ga’Hoole-Baum nicht rundum glücklich und zufrieden war.
    Der Vorfall im Speisesaal machte ihm immer noch zu schaffen. Mr s P. legte großen Wert auf gutes Benehmen und jetzt hatte er sie enttäuscht. Ihn plagte das schlechte Gewissen. Ob er zu

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