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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Ryb für Ga’Hoolologie, einer langweiligen alten Höhlenkäuzin.
    „Hier ist eine!“
    „Bravo, Otulissa! Da hast du ein schönes Exemplar entdeckt.“
    „Hier ist eine!“, ahmte Gylfie Otulissas übertrieben eifrigen Ton nach. „Wie die schon redet!“
    „Jetzt suchen wir uns ein Gewölle, oder vielleicht muss einer von euch gerade eines auswürgen? Ich möchte euch zeigen, wie man die Gewölle sachgemäß vergräbt, damit sich der Baum davon nähren kann.“
    „Ich suche eins!“ Otulissa war schon davongeeilt.
    „Ist das öööde!“, seufzte Soren. Seit Anbruch der Dämmerung stapften sie nun schon um den Baum herum.
    „Also mir macht’s eigentlich Spaß“, sagte Digger. Als echter Höhlenkauz bevorzugte er natürlich die Unterrichtsstunden, die sich am Boden abspielten.
    „Stellt euch vor, ich komme zu den Ga’Hoolologen. Das halte ich nicht aus!“, meinte Morgengrau.
    „Du? Da mach dir mal keine Sorgen“, beschwichtigte ihn Soren, dabei fürchtete er insgeheim, dass ihm selbst dieses Schicksal drohte. Natürlich war ihm klar, dass es wichtig war, über den Baum Bescheid zu wissen. Das prägte ihnen die Ryb schließlich in jeder Unterrichtsstunde ein.
    So auch jetzt: „Der Große Ga’Hoole-Baum hat die Jahrtausende nur deshalb überdauert, weil wir Eulen dieses Fleckchen Erde, das uns der Große Glaux geschenkt hat, so umsichtig pflegen.“ Morgengrau sprach stumm mit und verdrehte dabei die Augen.
    „Unverschämtheit!“, zischelte Otulissa.
    „Verschluck dich doch am Gewölle“, gab Morgengrau unfreundlich zurück.
    „Was hör ich da? Jemand muss ein Gewölle auswürgen? Komm zu mir, mein lieber Morgengrau. Hast du eben gesagt, dass du ein kleines Geschenk für unseren geliebten Baum hast?“
    Eine Stunde vor dem ersten Dunkel war der langweilige Unterricht zu Ende. Soren und Gylfie hatten noch Zeit, ihren Lieblingsplatz im Baum aufzusuchen, die Bibliothek. Seit sie aus dem Sankt-Ägolius-Internat geflohen waren, hatten die beiden jungen Eulen eine besondere Vorliebe für Bibliotheken. Einerseits lag es daran, dass sie hier im Ga’Hoole-Baum endlich gelernt hatten, in den Büchern zu lesen. In Sankt Ägolius hatte niemand außer Skench und Spoorn, den beiden brutalen Leiterinnen des Waisen-Internats, die Bibliothek betreten dürfen. Dort konnte außer den beiden auch niemand lesen. Hier jedoch lasen alle Eulen leidenschaftlich gern. Doch Soren und Gylfie hatten auch deshalb eine Vorliebe für Bibliotheken, weil ihnen damals aus der Bibliothek im Sankt Äggie die Flucht gelungen war.
    Darum war der Raum voller Bücher für die beiden gleichbedeutend mit Freiheit. Für Soren war die Bibliothek ein ähnlicher Ort, wie es der Ferne für Mr s Plithiver und die anderen Schlangen war: eine Welt geheimer Sehnsüchte. Als Soren und Gylfie Lesen lernten, erhaschten sie immer öfter einen Blick auf diese Welt.
    Ärgerlich war nur, dass sich der alte Ezylryb in der Bibliothek niedergelassen hatte. Er wohnte praktisch dort, und er schüchterte Soren noch genauso ein wie damals im Parlamentssaal, als Ezylryb das junge Schleiereulenmännchen gemustert hatte. Ezylryb sprach nur selten, und wenn, dann mit grollender Bassstimme. Raupen waren seine Leibspeise. Er pflegte sie zu trocknen, damit er im Herbst und Winter nicht darauf verzichten musste. Neben seinem Tisch in der Bibliothek lag immer ein Häufchen getrockneter Raupen. Aber nicht das, was Ezylryb sagte, verunsicherte Gylfie und Soren, sondern das, was er nicht sagte. Auch wenn er mit seinem gesunden und dem halb geschlossenen Auge in ein Buch vertieft schien, hatten die beiden Jungvögel den Eindruck, dass er sie beobachtete. Immer wieder gab er ein tiefes Brummen von sich, das ziemlich verärgert klang. Das Schlimmste jedoch war sein verkrüppelter Fuß. Soren und Gylfie wussten, dass es unhöflich war, den Fuß anzustarren, aber ihre Blicke wurden immer wieder wie von selbst davon angezogen. Soren gestand Gylfie, dass er einfach nicht anders konnte, als hinzusehen. Gylfie erwiderte, dass sie fürchtete, ihr würde irgendwann eine unpassende Bemerkung darüber herausrutschen.
    „Weißt du noch, als Matrona vor ein paar Tagen mit dem Tee gekommen ist und mich gebeten hat, ihm eine Tasse zu bringen und ihn zu fragen, ob er noch etwas dazumöchte? Ich hatte schreckliche Angst, dass ich aus Versehen sage: ,Matrona lässt fragen, ob du noch eine Zehe zum Tee möchtest, Ezylryb.‘“ Soren musste lachen, aber er wusste nur zu gut, was Gylfie

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