Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky

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Fußnoten sowieso immer“, antwortete Gylfie im Flüsterton.
    Soren fragte überrascht: „Wie viele Bücher hast du denn schon gelesen, in denen Fußnoten vorgekommen sind?“
    „Eins. Über Gefiederpflege. Los, weiter.“
    Sie zeigte mit der Zehe auf den nächsten Absatz.
    Über die in den Muskelmägen ablaufenden physischen Prozesse liegen bereits umfangreiche Werke vor. Nur selten jedoch beschäftigen sich die Verfasser mit den Stimmungen dieses lebensnotwendigen Organs. Eine unverzeihliche Nachlässigkeit, denn geht es uns nicht allen so, dass unsere stärksten Gefühle aus dem Magen kommen? Wie oft denken wir: Das sagt mir mein Magen? Zuneigung, Abneigung, Argwohn, Vertraue n – das alles macht sich zuerst im Magen bemerkbar.
    „Stimmt“, sagte Soren. „Aber das weiß doch jeder. Das ist keine neue Erkenntnis.“
    „Lass uns noch den nächsten Absatz lesen.“
    Der Muskelmagen ist unser Leitstern, an dem wir uns in schwierigen Gefühlslagen orientieren können. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass halbwüchsige Eulen die Regungen ihres Muskelmagens oftmals nicht zu deuten wissen. Wie ist es sonst zu erklären, dass sich so viele unreife Jungeulen über das hinwegsetzen, was ihre Eltern ihnen immer wieder einschärfen, dass sie vorzeitige Flugversuche unternehmen und aus dem Nest fallen? Aus jugendlichem Trotz und Leichtsinn überhören sie das Warnsignal, welches ihnen ihr Muskelmagen sendet.
    Soren blickte auf und stellte fest, dass Ezylryb sie beobachtete. Im Flüsterton wandte er sich an Gylfie: „Was glaubst du, warum er uns ausgerechnet aus diesem Buch vorlesen lässt?“
    „Das ist bestimmt kein Zufall. Er will uns eine Lehre erteilen.“
    „Und welche? Sei nicht leichtsinni g – hör auf deinen Magen?“
    „Weiß ich auch nicht. Aber es ist gleich Zeit für den Nachtflug.“
    Sie klappten das Buch zu und gingen rückwärts und unter kleinen Verbeugungen aus der Bibliothek. „Das war sehr informativ“, sagte Gylfie noch. „Vielen Dank für die Anregung.“
    „Ja, danke“, sagte auch Soren.
    Ezylryb erwiderte nichts. Er hustete nur und pickte eine Raupe aus seinem Vorrat.
    „Beim Glaux! Ich überleb’s nicht, wenn ich für die Wetterbrigade vorgeschlagen werde!“, sagte Soren, als sie außer Hörweite waren. „Stell dir vor, Ezylryb ist dein Brigadeführer. Puh!“
    „Aber wenn man zu den Glutsammlern kommt, muss man auch Wetterkunde lernen und bei der Wetterbrigade mitfliegen“, wandte Gylfie ein.
    „Zu den Glutsammlern will ich sowieso nicht. Da verbrennt man sich bloß den Schnabel.“
    „Du hast dich doch auch nicht verbrannt, als du das glimmende Holzstück in den Schnabel genommen hast, das du dann auf den Luchs geworfen hast.“
    „Da haben wir alle brennende Holzstücke in den Schnabel genommen, weil wir sie vergraben mussten.“
    „Schon, aber du bist mit einem losgeflogen.“
    „Das war ein Versehen.“
    „Kann sein. Trotzde m … wenn man es richtig anstellt, verbrennt man sich nicht, und genau das lernt man in Bubos Unterricht. Bubo hätte ich gern als Brigadeführer!“
    „Ich auch, aber wenn man dann auch den alten Ezylryb krieg t … Ich glaube, Bubo hilft nur manchmal bei den Glutsammlern aus und Elvan ist der Brigadeführer. Außerdem kapiere ich nicht, warum die Glutsammler auch Wetterkunde können müssen.“
    „Beim Glutsammeln fliegt man zu Waldbränden und holt glühende Holzstücke heraus. Angeblich sind Waldbrände wie das Wetter, weil die Hitze alle möglichen Luftströmungen erzeugt. Hat Bubo jedenfalls neulich gesagt.“
    Soren beschloss, sich darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen.
    Digger kam gerade angelaufen. „Machst du beim Nachtflug mit, Digger?“, fragte Soren.
    „Ja. Ich habe große Fortschritte gemacht, meint Boron, meine Flügel werden immer kräftiger. Wartet nur, bis ihr mich fliegen seht!“

Nachtflug

    Nachtflüge waren das Beste, weil es dabei keinen Unterricht gab, sondern einfach nur ums Vergnügen ging. Boron versammelte die Neulinge und ein paar Jungvögel, die schon länger da waren, um sich und sie flogen in die Nacht hinaus. „Sich mit Freunden amüsieren, Witze reißen, ein paar Gewölle auswürgen und dem Mond Huhu! zurufen“, so beschrieb er ihren Ausflug.
    „Kennst du schon den, Morgengrau?“, fing der Schnee-Eulerich jetzt an. „Von dem Schleimpupser, der über das Hoolemeer fliegt und mit einem Fisch zusammenstößt?“
    Otulissa ließ sich zu Soren zurückfallen. „Ich finde, er geht entschieden zu