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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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gelesen haben. Ich habe Ruby versprochen, dass ich ihr helfe. Sie ist eine tolle Fliegerin, aber Lesen und Schreiben fällt ihr noch schwer.“
    „Solange sie im Fliegen gut ist, ist das doch egal“, brummelte Morgengrau.
    „Hier spricht mal wieder der Experte aus der harten Schule einer echten Waise“, spöttelte Gylfie.
    Wie so oft, wenn an ihrem Tisch eine spitze oder gemeine Bemerkung fiel, zuckte Mr s Plithiver zusammen. Erst jetzt fiel Soren auf, dass die alte Nesthälterin die ganze Teestunde über kaum etwas gesagt hatte. Das war ganz untypisch für sie. Normalerweise hätte sie Soren über seine Erlebnisse bei der Wetterbrigade ausgefragt, hätte sich von seiner Begeisterung anstecken lassen. Ob es ihr nicht gut ging? Wenn er nach der Bibliothek und vor der Schlafensstunde noch Zeit hatte, würde er sie in ihrer Höhle besuchen.
    Als Soren zur Bücherei hochflog, summte er vergnügt die letzten Takte des Wetterbrigadenlieds. Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann, dachte er. Gestern war er noch mit Glutbrocken im Schnabel stumpfsinnig im Kreis gelaufen und hatte alles grässlich gefunde n … fast so grässlich wie die Arbeit als Zupfer im Gewöllorium von Sankt Ägolius. Und jetzt gehörte er der spannendsten Brigade an!
    In der Bibliothek saß Ezylryb auf seinem üblichen Platz, wohlversorgt mit einem Häufchen getrockneter Raupen. Soren ging sofort zu ihm: „Das war ein toller Flug, Ezylryb! Glaubst du, es zieht bald wieder ein Sturm au f … vielleicht sogar ein Orkan? Poot sagt, durch einen Orkan zu fliegen macht noch viel mehr Spaß!“
    Doch Ezylryb blickte gar nicht richtig von seinem Buch auf, gab nur sein typisches missgelauntes Brummen von sich. Soren trat verdutzt einen Schritt zurück. Warum war Ezylryb auf einmal so anders als bei dem Ausflug? Da war er lärmend und ausgelassen gewesen, hatte Schleimpupserwitze gerissen und gesunge n – und jetzt war er auf einmal wieder der alte Ezylryb, ein griesgrämiger Gelehrter, der den Schnabel in seinem Buch vergrub. „Lern lieber für den Test, Kleiner. Außerdem könntest du Ruby da drüben ein bisschen helfen. Sie ist eine großartige Fliegerin, aber ihre Lesekünste sind kein Gewölle wert.“
    Soren machte kehrt und ging zu Ruby hinüber. Die kleine Sumpfohreule beugte sich über ein Buch mit dem Titel: Sturmsysteme und ihr Aufba u – Analysen, Fluganleitungen und Überlebenstipps , verfasst von Ezekiel Ezylryb.
    „Das ist ja sooo schwer, Soren! Bestimmt verpatze ich den Test!“
    „Jetzt mach dich mal nicht verrückt, Ruby. Wer so fliegen kann wie du, der bewältigt auch einen Test.“
    „Aber die ganzen Fachausdrück e … Beim Fliegen spüre ich meinen Magen immer ganz deutlich, aber bei Wörtern regt er sich einfach nich t – außer manchmal, wenn Madame Plonk singt.“
    Soren hatte nicht den Eindruck, dass das eine Ausrede war. „Gib nicht gleich auf, Ruby. Versuch doch noch mal, ob du nicht auch Wörter im Magen spüren kannst. Du musst dir mit dem Verstand klarmachen, was sie bedeute n – erst mal nur für den Test. Ich helfe dir gern. Lass mal sehen.“
    Soren warf einen Blick in das Buch. Es wimmelte von Abbildunge n – Zeichnungen von Stürmen, Orkanen und Taifunen. Soren blätterte zurück. „Wir fangen mit einem einfachen Sturm an, den haben wir schließlich schon selbst erlebt.“
    „Aber was in Glaux’ Namen ist ein ,Peit‘?“, fragte Ruby verzagt.
    Die Antwort kam prompt von der gegenüberliegenden Seite der Bibliothek: „Ein Peit ist eine Maßeinheit und entspricht ungefähr der Flügelspannweite einer Kreischeule, wie ich eine bin. Man misst damit die verschiedenen Abschnitte eines Sturms, zum Beispiel Rinnen, Überlaufwälle et cetera.“
    „Was bedeutet ,et cetera‘?“, fragte Ruby flüsternd.
    „Ich glaube, das tut jetzt nichts zur Sache“, gab Soren zurück. „Hauptsache, wir wissen, was ein Peit ist.“
    Ruby war nicht dumm, aber sie hatte eine fast unleserliche Krakelschrift und Schwierigkeiten mit längeren Wörtern. „Steuerma…növerim…Überlaufs…trudel“, las sie stockend eine Kapitelüberschrift vor.
    „Steuermanöver im Überlaufstrudel“, sagte Soren.
    „Was bedeutet das?“
    „Das weißt du doch am allerbesten, Ruby. Schließlich warst du von uns Neulingen die Einzige, die das Manöver beherrscht hat. Du bist den Wall hochgeflogen und dann den Rand entlang. Dabei hast du mit dem Schwanz gelenkt. Das war sehr schwierig, aber du hast es geschafft.“
    „Meinst du so?“ Ruby

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