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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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ihren Geisterschnäbeln, sondern nach den Lebendigen.
    Doch er durfte sich jetzt nicht von seinen Gefühlen überwältigen lassen. „Vor dem Schlafengehen sollten wir kurz die Lage besprechen“, wandte er sich an seine Freunde. Etwas zu tun, war immer noch das beste Heilmittel gegen Kummer. „Der Gestreifte hat nicht zufällig an einer Grenze gelebt, er hat seine Werkstatt bewusst an einer Stelle errichtet, wo vier Länder aneinanderstoßen: Kuneer, Ambala, die Schnabelberge und Tyto.“
    „An einem Knotenpunkt sozusagen“, warf Gylfie ein.
    „Genau. Nach so einem Punkt sollten wir auch hier suchen. Gylfi e – du bist unsere Navigatorin, du hast dir die Karte eingeprägt. Was schlägst du vor?“
    „Dass wir zu der Stelle fliegen, an der Silberschleier, der Schattenwald und die Ödlande aneinandergrenzen. Wenn heute Nacht das Sternbild des Großen Glaux am Himmel erscheint, müssen wir uns zwischen seinem westlichen Flügel und der Klaue des Kleinen Waschbären halten.“
    „In Ordnung. Und jetzt schlaft gut“, sagte Soren. „Beim ersten Dunkel fliegen wir weiter.“
    Drei Stunden nach dem ersten Dunkel waren sie immer noch nicht klüger. Schon zwei volle Stunden lang flogen sie die Umgebung des Knotenpunkts im Grenzgebiet ab. Soren war schier verzweifelt, aber er durfte sich nicht entmutigen lassen, weil er der Anführer war. Wenn die anderen merkten, dass er die Hoffnung zu verlieren begann, würden auch sie aufgeben und das durfte nicht sein. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.
    Gerade flog Digger zu Soren nach vorn. „Ich bitte um Erlaubnis, eine Bodenbeobachtung durchführen zu dürfen.“
    „Wozu?“
    „Spurensuche. Ich bin ja dafür ausgebildet, niedrig über dem Boden zu fliegen und aus dem Nest gefallene Küken aufzuspüren. Dafür bin ich ideal geeignet, weil ich mit meinem Gefieder vor fast jedem Hintergrund, sei es nun Wüstensand oder welkes Laub, bestens getarnt bin. Außerdem kann ich sehr langsam fliegen. Nicht geräuschlos, aber langsam. Un d …“, er machte eine Kunstpause, „ … ich kann laufen.“
    „Einverstanden. Aber in einer Viertelstunde bist du wieder da.“
    „Jawohl, Käpt’n.“
    Am liebsten hätte Soren gerufen: Nenn mich nicht Käpt’n! Diese Anrede gebührt doch einzig und allein Ezylryb!
    Er beobachtete, wie der Höhlenkauz in den Sturzflug ging.
    Digger flog dicht über dem Boden und hielt Ausschau nach einer Höhle oder nach verbrannten Holzstücken, die auf eine Schmiede hindeuten konnten. Vergebens. Ob ein Schmied wohl auch in offenem Gelände Feuer machen würde? Möglich. Nicht zu vergessen, dass es sich bei diesem Schmied um ein Schnee-Eulenweibchen handelte. Ihr weißes Gefieder hätte in einer Nacht wie dieser eigentlich weithin leuchten müssen, denn der Mond erneuerte sich immer noch und es war sehr dunkel.
    Die Viertelstunde war schnell um. Digger wollte aber nicht unverrichteter Dinge zurückkehren. Er spähte noch angestrengter umher. Wie er es in der Ausbildung zum Kundschafter gelernt hatte, drehte er den Kopf ruckartig hin und her und suchte mit den Augen systematisch Büsche, Baumstümpfe und Felsen ab. Geschickt wich er jedem Hindernis aus, spürte es beinahe schon, bevor er es sah. Doch den großen, schwarzen Hubbel direkt vor seinem Schnabel bemerkte er nicht. Es war kein Stein, kein Busch und kein Baumstumpf, aber was es auch war, es erwachte jäh zum Leben.
    „Pass doch auf, Dummkopf!“
    Digger erschrak zu Tode.
    „Waschbärkacke!“, gellte es. Digger prallte gegen etwas Weiches, dann regnete es Rußflöckchen. Er überschlug sich, aber die rußige Wolke rollte hinter ihm her. Sie purzelten einen kleinen Abhang hinunter.
    „Allmächtiger Glaux! Du möwenhirniger Schwachkopf!“, zeterte jemand und ein Schwall von Flüchen ergoss sich über den verblüfften Digger. So wüst fluchte ja nicht einmal Bubo! „Himmel, Glaux und Krähenschis s – das ist ja wohl der dämlichste Höhlenkauz, dem ich je begegnet bin. Bestimmt hat er statt eines Hirns auch nur eine Höhle im Schädel. Wo ist dein Verstand geblieben? Ist wohl beim Fliegen rausgekullert!“
    „So was muss ich mir nicht anhören, elender Schleimpupser!“ Digger richtete sich hoch auf. Er war selbst davon überrascht, wie gut er fluchen konnte.
    „Schleimpupser? Ich geb dir aber gleich ’nen Schleimpupser!“
    So geht das nicht weiter, ging es Digger durch den Kopf. Mit diesem Rußwesen Beleidigungen auszutauschen, führte zu nichts. „Friede!“, sagte er. Das Rußwesen

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