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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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sauer.“
    „Und ich?“, fragte Eglantine jammernd. „Ich bin doch deine Schwester!“
    „Das weiß ich, und du wirst bald wieder kräftiger sein, körperlich und im Magen. Dann nehmen wir dich in unsere Truppe auf und du kannst uns eine Hilfe sein.“
    Eglantine ließ die Flügel hängen. In ihren tränennassen, schwarzen Augen spiegelte sich das Licht der Sterne.
    „Lasst uns aufbrechen“, sagte Soren.
    „Viel Glück!“ Man hörte, dass Primel es ehrlich meinte. „Passt auf euch auf.“
    „Ja, pass auf dich auf, Soren“, sagte Eglantine leise.
    „Bitte sei mir nicht böse, Eglantine! Versprochen ist versprochen. Wir werden es beide spüren, wenn du so weit bist.“
    „Auf dich kann ich nicht böse sein, Soren. Niemals.“
    „Weiß ich doch.“
    Soren blickte nach Süden. Der Schweif des Kometen war noch zu erkennen. Er verströmte ein seltsames Licht, das eine Eule verwirren konnte. Es war besser, wenn Morgengrau an der Spitze der Formation flog. Der Bartkauz fand sich unter schwierigen Bedingungen am besten zurecht.
    „Alle fertig machen zum Abflug! Morgengrau, du fliegst vorn. Gylfie, deine Position ist backbords, ich selbst fliege steuerbords und du bist ganz hinten, Digger. Los geht’s!“
    Die vier Freunde schwangen sich in den verfärbten Nachthimmel empor. Warum war diese Nacht nur so rot? Als Soren den Kometen vor ein paar Wochen zum ersten Mal erblickt hatte, war der Himmel rot gewesen, weil die Sonne gerade aufgegangen war. Doch jetzt war es tiefe Nacht. Je länger Soren über dieses Rätsel nachdachte, desto mulmiger wurde ihm zumute. Der Himmel sah aus wie mit Blut übergossen.
    Und noch etwas war rätselhaft. Ein schwacher Wind kam von vorn und hätte ihren Flug eigentlich verlangsamen müssen. Das Gegenteil aber war der Fall. Es schien, als bahnte ihnen der Komet den Weg, als zöge er die Eulen hinter sich her, als sei er der wahre Anführer der kleinen Schar. Aber wohin führte er sie? Soren war diese Nacht unheimlich. Er spürte einen kalten Klumpen im Magen.

Die Schmiedin von Silberschleier

    Der Morgen dämmerte. Stunde um Stunde flogen sie jetzt schon über Silberschleier dahin und hielten Ausschau nach einer Rauchsäule, denn Rauch hatte sie seinerzeit zur Werkstatt des sterbenden Streifenkauzes geführt.
    „Glaubt ihr, wir finden den Schmied?“, rief Soren seinen Gefährten zu.
    „Es ist eine Schmied in !“, korrigierte ihn Gylfie.
    „Ach, richtig. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass es auch weibliche Schmiede gibt.“
    „Tja, damit musst du dich wohl abfinden.“ Gylfies Ton war ein wenig gereizt.
    „Positionswechsel!“, rief Soren. „Lasst uns irgendwo landen. Es ist gleich hell und die Krähen werden wach.“
    Auf ihrer Reise zum Großen Ga’Hoole-Baum waren Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger von Krähen angegriffen worden, eine Erfahrung, auf die sie gern verzichtet hätten. Digger hatte eine Verletzung am Flügel davongetragen. Für Eulen ist es nicht ratsam, bei Tag umherzufliegen. Krähen haben eine eigene Methode, sich gegenseitig zu verständigen, wenn sie tagsüber eine Eule entdecken. Dann stürzt sich ein ganzer Schwarm auf die Unglückliche und hackt nach ihren Augen und Flügelunterseiten, bis sie flugunfähig ist. Nachts ist es dagegen umgekehrt, dann sind die Eulen im Vorteil.
    Als Soren eben nach vorn an die Spitze fliegen wollte, entdeckte Morgengrau eine hohe Tanne, in der sie den Tag verschlafen konnten.
    „Tanne voraus!“
    Soren spürte einen Stich im Magen. In einer Tanne waren er und Eglantine aus dem Ei geschlüpft und hatten in der Obhut der Eltern ihre viel zu kurze Kindheit verlebt. Kindheit und Jugend einer jungen Eule wurden von zahlreichen Feiern begleitet, doch Soren war entführt worden, ehe er flügge geworden war. Auch Eglantine hatte vieles verpasst, weil sie aus dem Nest gefallen oder aber von ihrem Bruder Kludd hinausgestoßen worden war. Sorens Freunde hatten deswegen Mitleid mit ih m – alle bis auf Morgengrau. Der Bartkauz war schon so früh Waise geworden, dass er sich nicht mehr an seine Eltern erinnern konnte. Zum Glück sei ihm der ganze Firlefanz erspart geblieben, pflegte er voller Stolz zu sagen. Überhaupt war Morgengrau nicht der Bescheidenste. Er prahlte gern mit der „harten Schule einer echten Waise“, die er durchlaufen habe. Seine Freunde konnten es schon nicht mehr hören.
    Als Soren den Duft der Tannennadeln einsog, wurde er von Wehmut ergriffen. Er sehnte sich nach seinen Elter n – nicht nach

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