Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
denn eine Mauer?“ Digger dachte an die herrlichen Gärten am Fuße des Großen Ga’Hoole-Baums, die in das mit Farn und Wildblumen durchsetzte Unterholz des Waldes übergingen.
    „Frag mich nicht.“
    Die Schmiedin legte ihren Gästen frisch geschlagene Maulwürfe vor, dazu ein paar Erdhörnchen. Dabei kicherte sie leise in sich hinein, als amüsierte sie sich über irgendetwas. Kohlenstaub rieselte über ihr Gesicht.
    „Dass ich die Schwester der berühmten Madame Plonk bin, überrascht euch, was?“
    „,Überrascht‘ ist noch untertrieben“, gab Gylfie zu.
    „Meine Schwester ist eine herzensgute Eule, aber wir beide sind grundverschieden. Unsere Heimat sind die Nordlande am östlichen Ufer des Wintermeers, noch hinter der Eisklamm. Man sagt, dass alle Schnee-Eulen von dort kommen, aber es gibt da auch andere Eulenarten. Euer Lehrer Ezylryb ist auf einer Insel im Wintermeer geschlüpft und er ist ja bekanntlich eine Kreischeule. In jener Gegend kommt es immer wieder zu Kriegen. Die Stämme sind völlig zerstritten. Die Eulen vom Wintermeer sind gefürchtete Kämpfer und ihrem Stamm gehörten auch meine Eltern an. Doch eigentlich waren die beiden wahre Künstlernaturen. Das Geschlecht der Plonks ist seit vielen Generationen dafür berühmt, die besten Sänger hervorzubringen. Schon seit Tausenden von Jahren singen meine Verwandten bei jedem Eulenstamm und Eulenvolk. Der Posten der Sängerin im Großen Ga’Hoole-Baum jedoch wird nur innerhalb meiner Familie vererbt und jeweils an die Eule vergeben, welche die herausragendste Sängerin ist. Das war meine Schwester Brunwella. Damit hätte ich ja noch leben können, nicht aber mit unserer Stiefmutter.
    Unsere Mutter kam in der Schlacht der Eiszehen ums Lebe n – das war das letzte Gefecht im Krieg der Eisklauen. Danach wählte mein Papa eine neue Gefährtin, ein grässliches altes Schnee-Eulenweibchen. Sie behandelte mich wie den letzten Möwendreck. Um meine Schwester machte sie dagegen ein großes Getue, weil sie Sängerin im Großen Baum werden sollte. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Sogar Brunwella begriff, dass ich nicht länger in unserer Baumhöhle leben konnte. Auf meinen Vater konnte ich nicht zählen, der war ganz vernarrt in seine neue Frau. In seinen Augen war sie perfekt.
    Ich wusste nicht recht, wo ich hinsollte. Ich hatte nur das Gefühl, dass es nicht genügte, wenn ich mich möglichst weit von meiner Familie entfernte. Ich brauchte auch eine neue Aufgabe. Ich hatte keine üble Stimme, aber ich war längst keine so gute Sängerin wie die meisten Plonks. Ich singe zwar immer noch wohltönender als die meisten anderen Eulen, aber ich hatte genug von der Musik.
    Außerdem war ich längst nicht so hübsch wie meine Schwester. Ich litt an Federausfall, mein Gefieder bekam kahle Stellen. Meine Stiefmutter verpasste mir deshalb auch den Spitznamen ,Räudi‘.“
    „Wie gemein!“, sagte Gylfie. „Wie heißt du denn mit richtigem Namen?“
    Soren beobachtete die Schnee-Eule gespannt. Würde sie die Frage beantworten?
    „Wie mein wahrer Name lautet, willst du wissen?“
    „Ja“, erwiderte Gylfie leise, als spürte sie, dass sie sich auf gefährliches Gebiet vorgewagt hatte.
    „Den weiß nur ich, und dabei bleibt es auch.“
    Und ihre Schwester?, dachte Soren. Die müsste ihn doch auch wissen. Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem richtigen und einem wahren Namen? Gibt es da überhaupt einen Unterschied?
    „Wie gesagt, ich wollte mein Leben radikal ändern, wollte mit meiner Familie brechen. Meine Schwester war immer nett zu mir, aber meinem Vater war ich egal. Andere Verwandte oder Freunde hatte ich nicht. So bin ich einfach losgeflogen und habe mich ein Jahr lang in den Nordlanden herumgetrieben, bis ich Oktavia begegnet bin. Ihr kennt doch Oktavia?“
    „Und ob!“, riefen die Jungeulen.
    „Sie arbeitet bei Ezylryb und bei deiner Schwester als Nesthälterin“, ergänzte Soren.
    „Ach so? Die Gute. Als wir uns kennenlernten, war sie noch nicht blind.“
    Die vier wechselten einen erstaunten Blick.
    „Ist Oktavia denn keine Blindschlange?“, fragte Gylfie verblüfft.
    Soren sagte verwundert: „Ich habe zwar schon mal so etwas gehört, aber ich konnte es nicht glauben. Ich dachte, alle Nesthälterinnen kommen blind zur Welt.“
    „Das stimmt auch. Oktavia ist die große Ausnahme. Ist euch nicht aufgefallen, dass ihre Schuppen eine andere Farbe haben als die der übrigen Nesthälterinnen?“
    Doch, Soren hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher