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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Preisverleihung? Soren hatte gar nicht gewusst, dass so etwas stattfinden sollte. Er schielte zu Gylfie hinüber. Die Elfenkäuzin schien ähnlich verblüfft.
    Als könnte Barran Gedanken lesen, sprach sie weiter: „Ja, ihr kennt noch längst nicht alle unsere Bräuche und Feiern. Als du fort warst, Soren, haben wir übrigens eine Erste-Knochen -Feier für deine Schwester Eglantine und die anderen geretteten Eulenkinder abgehalten, denen die Zeremonie durch ungünstige Umstände versagt geblieben ist.“
    Solche Feiern waren wichtige Stationen auf dem Weg jeder jungen Eule. Sie begleiteten ihre Entwicklung vom Nestling zum flügge gewordenen Jungvogel und später zum eigenständigen Jäger, das wusste Soren. Darunter war die Erste-Knochen -Feier eine der wichtigsten. Zwar fraßen Eglantine und die anderen verwaisten Eulenkinder im Baum schon längst Fleisch, in dem noch die Knochen steckten, ihren Ersten Knochen aber hatten sie nicht mit den Eltern festlich begehen können. Das hatten Boron und Barran nachholen wollen. „Besser spät als nie“, pflegte Barran zu sagen.
    „Ich habe Eglantines Erste-Knochen -Feier verpasst!“ Soren spürte einen dicken Kloß im Magen. „Waru m … waru m …?“, stotterte er.
    „Warum dir deine Schwester nichts davon erzählt hat?“ Barran lieferte ihm selbst die Antwort: „Weil sie vorher nichts davon wusste. Es ist ja auch eine Überraschung, wenn die Eltern das erste Mal mit einem Maulwurf oder Erdhörnchen heimkommen und sagen: ,Schnabel auf, hinunter in den Schlund! Heute picken wir dir nicht die Knochen heraus, du bist groß genug!‘ Genauso halten wir es hier im Baum auch.“
    Soren war zum Heulen zumute. Die stattliche Schnee-Eule vor ihm verschwamm zu einer weißen Wolke. „Aber sie hat es mir noch nicht mal erzählt, als wir wieder da waren!“, sagte er mit erstickter Stimme.
    „Eglantine ist sehr feinfühlig. Sicherlich wollte sie nicht, dass du dir Vorwürfe machst, weil du ihre Feier verpasst hast. Dafür hat sie dich viel zu lieb.“
    Soren hockte da wie ein Häufchen Elend.
    Boron ergriff das Wort. „Kommen wir wieder zum eigentlichen Thema: Ihr vier habt euch unerlaubt vom Erntefest entfernt.“
    Jetzt fragt er uns, wo wir gewesen sind!, schoss es Soren durch den Kopf.
    „Ihr habt euch nach Ezylryb umgesehen, nehme ich an?“
    Soren nickte.
    „Nun, das war zu erwarten.“
    Wamme plusterte sich empört auf. „Verzeihung, wenn ich mich einmische, Boron, aber es war zu erwarten, dass die vier ihre Pflicht tun!“
    „Ä h … da hast du natürlich Recht. Ja, du hast ganz Recht.“ Das klang nicht besonders überzeugt, und Soren hatte den Eindruck, dass Boron die Höhlenkäuzin nur beschwichtigen wollte. Vielleicht kamen sie ja doch noch mit einem leichten Feuersteindienst davon. Hauptsache, Boron erkundigte sich nicht, wo sie gesteckt hatten.
    „Wo wart ihr eigentlich?“, fragte Wamme schrill.
    „Das spielt keine Rolle“, sagte Boron. „Mir geht es vielmehr darum, dass die vier nicht am Verlesen der Milchbeeren teilgenommen haben. Soren hat obendrein die Erste-Knochen -Feier seiner Schwester versäumt und Morgengrau hat dir, Wamme, nicht beim Düngen geholfen. Insofern haben die vier unserem Baum Schaden zugefügt.“
    „Dann ist ja wohl eine saftige Gegenleistung fällig!“, donnerte Wamme. „Die nächsten drei Tage, und zwar zweimal am Tag, habt ihr alle Düngedienst!“
    Auf dem Rückflug in die Schlafhöhle raunte Soren seinen Gefährten zu: „Wir können uns wirklich nicht beschweren. Wir sind noch glimpflich davongekommen.“
    „Glimpflich? Ich hasse Gewölle vergraben!“, widersprach ihm Morgengrau aufgebracht.
    „Du halt bloß den Schnabel!“, sagte Gylfie. „Wärst du pünktlich zu deinem Dienst erschienen, wäre niemandem etwas aufgefallen.“
    Digger warf ein: „Ich bin zwar wie Wamme ein Höhlenkauz, aber sie und ich haben nichts gemeinsam, das möchte ich hier mal klarstellen.“
    „Wamme ist eine fürchterliche Langweilerin!“, ächzte Gylfie.
    „Und hinterhältig ist sie auch“, setzte Soren hinzu.
    Die drei anderen blinzelten verwundert. Langweilig, das schon, aber hinterhältig?
    Auch Soren hätte der Höhlenkäuzin eigentlich keinerlei Heimtücke zugetraut, aber vorhin im Parlamentssaal hatten ihre gelben Augen seltsam grünlich gefunkelt. Das deutete auf einen engen Magen hin, wie man so schön sagte. Wer einen engen Magen besitze, so hatte Sorens Mutter es ihm seinerzeit erklärt, sei engherzig und missgünstig. Und

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