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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Feuersteindienst aufgebrummt, das hatte ich ja total vergessen!“ Es war durchaus nicht das erste Mal. Der Ga’Hoolologie-Unterricht war einfach zu öde, da kam man leicht auf dumme Ideen. Die anderen Eulen freuten sich jedes Mal, wenn der Bartkauz die Lehrerin ärgerte. Auf diese Weise schliefen sie wenigstens nicht ein. „Ich sollte ihr um die Zwischenstunde beim Gewölleverbuddeln helfen.“ Die Zwischenstunde war der Zeitraum zwischen den letzten Strahlen der untergehenden Sonne und der Abenddämmerung.
    Primel fuhr fort: „Als du nicht gekommen bist, hat sie dich gesucht und festgestellt, dass ihr alle vier verschwunden wart.“
    „Wissen die anderen denn, wo wir waren?“, fragte Soren.
    Gylfie zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Jedenfalls sollen wir sofort zu Boron und Barran kommen.“ Sie machte eine Pause. „In den Parlamentssaal.“
    „Großer Glaux! Wir sollen uns vor das versammelte Parlament stellen?“, entfuhr es Digger. Das Parlament bestand aus elf älteren Eulen, die für die Verwaltung des Baums zuständig waren. Die Versammlung entschied zum Beispiel darüber, welche Neuankömmlinge nach der Grundausbildung welcher Brigade zugeteilt wurden. Seine Mitglieder legten auch fest, wann die Zeit für die Milchbeerenernte gekommen war.
    Außerdem waren sie für alles zuständig, was kriegerische Auseinandersetzungen, Verhandlungen und vor allem Rettungs- und Hilfsaktionen betraf. Sie organisierten die zahlreichen Feste im Baum und schlichteten Streit zwischen den Bewohnern. Obendrein verdonnerten sie den ein oder anderen auch mal zum Feuersteindienst. Begriffe wie „Strafe“ oder „Strafarbeit“ fehlten allerdings im Wortschatz der Eulen von Ga’Hoole. Im Großen Ga’Hoole-Baum wurde niemand wegen eines Vergehens geschlagen, gehackt, eingesperrt oder musste hungern. Übeltäter wurden noch nicht einmal von Feiern oder Festmählern ausgeschlossen. Dafür mussten sie jedoch einen Feuersteindienst leisten.
    Feuersteine gehörten nämlich zu den kostbarsten Besitztümern der Eulen von Ga’Hoole, und im Lauf der Zeit hatte das Wort „Feuerstein“ die allgemeine Bedeutung von „ganz besonders wertvoll“ angenommen. Demzufolge musste derjenige einen „Feuersteindienst“ ableisten, der etwas Wertvolles nicht zu schätzen wusste. Der Feuersteindienst galt dann als Wiedergutmachung. In Morgengraus Fall hatte die Wiedergutmachung darin bestanden, dass er seiner Ga’Hoolologie-Ryb Wamme beim Düngen des Baums helfen sollte.
    „Sollen wir jetzt gleich vor dem Parlament erscheinen?“, fragte Soren.
    Gylfie nickte. „Und es ist bestimmt besser, wenn wir uns nicht verspäten.“
    „Herein!“, antwortete Borons tiefe, volltönende Stimme, als die vier an die Rindentür klopften. Nur wenige Höhlen im Baum besaßen überhaupt Türen, aber die Parlamentssitzungen fanden oftmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Allerdings hatten Morgengrau, Soren, Gylfie und Digger eine Stelle im Wurzelwerk des Baums entdeckt, an der die Wurzeln den Schall weiterleiteten. Dort konnte man belauschen, was im Saal gesprochen wurde, und das taten die vier Freunde auch hin und wieder. Zum Glück hatte sie noch niemand dabei ertappt, denn das war womöglich ein noch schlimmeres Vergehen als ein ungenehmigter Ausflug. Aber was hatten sie eigentlich Böses getan?, überlegte Soren bei sich. Gut, sie hatten heimlich das Erntefest verlasse n – na und? Solange nicht herauskam, wo sie hingeflogen ware n … Eigentlich war der Einzige, der sicher mit einem Feuersteindienst rechnen konnte, Morgengrau, und zwar deshalb, weil er vergessen hatte, den ihm bereits auferlegten Dienst abzuleisten.
    Im Parlamentssaal saßen nur drei Eulen auf dem zum Halbkreis gebogenen Birkenast: Boron, seine Gattin Barran und Wamme. Soren atmete auf. Da außer dem Königspaar nur Wamme anwesend war, ging es vielleicht wirklich vor allem um Morgengraus versäumten Dienst.
    Tatsächlich begann Barran: „Unsere verdiente Ryb Wamme hat uns gemeldet, dass Morgengrau in der Nacht des Erntefestes nicht zu seinem Feuersteindienst erschienen ist. Er sollte am Fuß unseres herrlichen Baumes Gewölle vergraben. In der Folge stellte sich heraus, dass ihr alle vier den Baum verlassen habt. So konntet ihr auch nicht nach dem Fest am Verlesen der Milchbeeren teilnehmen und ebenso wenig an der Preisverleihung, bei der jene Eulen ausgezeichnet werden, die sich bei der Ernte durch besonderen Fleiß hervorgetan haben.“
    Milchbeeren verlesen?

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