Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
schon gewundert, dass Oktavias Schuppen türkis waren und nicht rosa.
    „Aber das ist nun wirklich eine andere Geschichte. Jedenfalls hat mir Oktavia damals von einem Freien Schmied erzählt, der auf der Schwarzhuhninsel lebte, einem entlegenen, unwirtlichen Felseneiland. Heftige Stürme fegen ununterbrochen darüber hinweg, dort wachsen kein Gras und kein Baum. Der Schmied aber sollte zu den Besten seines Fachs gehören. Ihn suchte ich auf. Ich wollte lernen, wie man Kampfkrallen anfertigt, weil ich den Tod meiner Mutter rächen wollte. Ich träumte davon, dass die Kampfkrallen aus meiner Schmiede die feindlichen Eulen zerfetzen würden, die meine Mutter auf dem Gewissen hatten. Ich hatte Feuer im Magen, wie es so schön heißt. Außerdem merkte ich, dass mir die Arbeit in einer Schmiede viel mehr liegt als das Singen.“ Ihr Blick wurde versonnen, sie seufzte zufrieden. „Mit meinem ersten Paar Kampfkrallen habe ich meine Stiefmutter getötet.“
    „Du hast deine Stiefmutter umgebracht?“ Morgengrau war schwer beeindruckt. Da er seine Eltern nie kennengelernt hatte, hatte er keine sentimentalen Erinnerungen an sie. Der Gedanke an eine böse Stiefmutter versetzte seinen Magen in Aufruhr, aber er blickte gleich verlegen zu Boden und setzte hinzu: „Nicht, dass du mich jetzt für gewalttätig hältst.“
    Soren nahm ihm das nicht ab. Die verlegene Haltung passte nicht zu dem selbstbewussten Bartkauz.
    „Ha!“ Seine drei Freunde lachten schallend.
    „Was denn?“, fragte Morgengrau gekränkt. Doch man sah ihm an, dass er vor Neugier auf die Einzelheiten der Tat schier platzte. „Wie hast du sie denn getötet? Hast du ihr die Kehle aufgeschlitzt? Oder sie mit ein paar gezielten Schnabelhieben erledigt? Erzähl!“
    „Ich will’s gar nicht wissen“, unterbrach ihn Soren. „Mich interessiert eher, warum du das getan hast. Ich habe ja schon verstanden, dass sie gemein zu dir war, aber hatte sie deswegen den Tod verdient?“
    „Sie hat meinen Vater betrogen. Es kam nämlich heraus, dass sie als Lauschgleiterin für den gegnerischen Eulenstamm arbeitete. Sie hat meinen Vater aus Berechnung geheiratet, als meine Mutter aus dem Weg geräumt war.“
    „Wie hast du das herausgefunden?“, wollte Digger wissen.
    „Ach, wenn man wie ich bei einem bekannten Meisterschmied arbeitet, bekommt man im Lauf der Zeit so einiges mit.“
    Digger fragte zaghaft: „Hatte Oktavia damit zu tun? Oder ga r …“ Doch die Schmiedin schüttelte nur energisch den Kopf und verlor kein Wort mehr über das Thema.
    Sie verschweigt uns etwas, dachte Soren.
    Ansonsten erwies sich die rußgeschwärzte Schnee-Eule als äußerst gastfreundlich. Sie überließ den Besuchern die besten Fleischstücke und zeigte ihnen anschließend die bequemsten Schlafäste für den Tag.
    Soren hätte ihr gern noch eine andere Frage gestellt, aber er traute sich nicht. Er hätte gern gewusst, ob die Schmiedin glaubte, dass der geheimnisvolle Eisenschnabel etwas mit Ezylrybs Verschwinden zu tun hatte. Diese Frage ließ ihn den ganzen Tag nicht richtig schlafen und als die Schmiedin kurz vor dem ersten Dunkel aufstand, flog er zu ihr hinunter.
    Sie holte eben Holzkohle aus einer Mauernische und legte sie auf die Glut in der Feuerstelle.
    „Ich habe dich schon erwartet“, sagte sie. Soren blinzelte erstaunt. „Du willst wissen, ob Ezylrybs Verschwinden mit Eisenschnabel zusammenhängt.“
    „Stimmt. Woher weißt du das?“
    „Das geht dich nichts an“, lautete die unwirsche Antwort. „Sicher bin ich mir nicht, aber immerhin ist Ezylry b … wie soll ich es erklären? Ezylryb ist nicht irgendwer. Er hat eine Vergangenheit. Er ist eine Legende. Er hat Feinde.“
    „Feinde?“ Soren glaubte, sich verhört zu haben. Der alte Kreischeulerich nahm niemals an irgendwelchen Schlachten teil, das war im Großen Baum allgemein bekannt. Er war manchmal unfreundlich, aber er hielt überhaupt nichts von Gewalt. Wie konnte so jemand Feinde haben? Ezylryb besaß nicht einmal Kampfkrallen. Soren hatte ihn sagen hören, dass er Waffen verabscheue. Ezylryb fand, die Eulenvölker machten sich viel zu abhängig von dergleichen. „Gebt ihnen Bücher, gebt ihnen leckeren Milchbeerenkuchen, lehrt sie Kochen, lehrt sie die Bräuche von Ga’Hoole, und die streitsüchtigsten Eulen werden sich uns anschließen“, hatte er sich an seine Kollegen im Parlament gewandt. Der Gedanke, dass Ezylryb gewalttätig werden könnte, war völlig verrückt!
    „Ich hätte da noch eine letzte

Weitere Kostenlose Bücher