Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
sichtlich überwinden zu antworten: „Die Erinnerung kommt nur bruchstückhaft zurück. Als ich im Sommer den Glimmerstein betrachtete, als ich sah, wie das Mondlicht hindurchschien, und gleichzeitig die Harfentöne hörte, da ist mir wieder eingefallen, dass sie Musik nicht ausstehen konnten.“
    „Wer sind denn ,sie‘?“ Morgengrau beugte sich erwartungsvoll vor.
    „Die meisten waren Schleiereulen wie Soren und ich, aber es gab auch ein paar Rußeulen, Kapgraseulen und Maskenschleiereulen.“
    „Erzähl weiter, Eglantine“, sagte Soren.
    „Sie verabscheuten Musik. Musik war verboten.“
    „Warum?“
    „Das weiß ich auch nicht, aber wir Eulenkinder waren aus irgendeinem Grund ganz wild auf Musik. Sie haben immer gesagt, wir wären untauglich.“
    „Worauf bezog sich das?“, fragte Gylfie.
    „Keine Ahnung.“ Eglantine legte den Kopf schief, erst nach rechts, dann nach links, wie es junge Eulen oft machen, wenn sie verlegen sind oder nicht recht weiterwissen.
    „Kannst du uns den Ort beschreiben, an dem ihr gefangen gehalten wurdet?“, fragte Soren.
    „Nicht so richti g …“
    Digger fragte: „War es ein Wald?“
    „Nein.“
    „War es eine Felsenschlucht?“ Gylfie dachte an die trostlose Steinwüste von Sankt Ägolius.
    „Auch nicht. Es gab schon Steine, aber die waren zurechtgehauen und zu Mauern aufgeschichtet, so wie Soren die Werkstatt der Schmiedin beschrieben hat.“ Eglantine blinzelte heftig, als versuchte sie ein verschwommenes Bild deutlicher zu erkennen.
    Soren hatte eine Eingebung. Als Eglantine in Ellies Auslage das Glimmerstück entdeckt hatte, war sie erst in krampfhaftes Zittern verfallen und dann endlich aus ihrer Benommenheit erwacht. Madame Plonk hatte soeben zu proben begonnen und auf einmal hatten alle geretteten Eulenkinder verlangt, der Musik lauschen zu dürfen. Die Klänge schienen eine heilsame Wirkung auf sie auszuüben.
    Soren wandte sich nach Gylfie um. „Sag mal, hast du noch ein paar von den Glimmerstücken, die du von Ellie eingetauscht hast?“
    „Ich wollte mir immer ein Drehglas daraus basteln, aber ich bin noch nicht dazu gekommen. Ich habe sie bloß schon aufgefädelt.“
    „Kannst du sie mal holen?“
    „Na klar.“ Die Elfenkäuzin holte eine Schnur mit aufgefädelten Glimmerstücken.
    Als Soren die Schnur in die Höhe hielt, fiel ein Strahl Nachmittagssonne in die Baumhöhle. Eglantine starrte die bunt aufleuchtenden Steinplättchen mit aufgerissenen Augen an. Farbige Lichtflecken tanzten über das weiße Gesicht ihres Bruders. „Jetzt siehst du aus wie die bunten Glasfenster in der Burg“, flüsterte das Schleiereulenmädchen.
    „Du warst in einer Burg!“, riefen die anderen Eulen aus.
    „Als wir dort ankamen, fanden wir es anfangs wunderschön, auch wenn die Mauern zum Teil eingestürzt waren. Aber bald stellten wir fes t …“, Eglantines Ton wurde auf einmal seltsam leiernd, als spräche sie im Schlaf, „ … dass nicht alles schön war. Sie nannten sich ,die Reinen‘ und anfangs waren sie noch nett zu uns. Wir sollten die Tytos verehren, weil Tytos von allen Eulen die reinsten und unschuldigsten seien, und sie lehrten uns Lobgesänge. Ihr habt es ja gehört. Aber es war überhaupt nicht wie damals, als uns Mama und Papa aus dem Gesangbuch vorgelesen haben, Soren. Du weißt bestimmt noch, wie Mama immer vor sich hin gesummt hat. Wir durften nicht summen und schon gar nicht singen, denn das wäre ja Musik gewesen. Musik sei das reinste Gift, haben sie immer gesagt.“ Soren musste an das Sankt Äggie denken, wo Fragen als „Gift“ galten und schwer bestraft wurden.
    „Es gab ein Eulenmännchen, das ,Hoher Tyto‘ genannt wurde. Er war der Schlimmste. Er sprach nicht viel, aber ich hatte schreckliche Angst vor ihm. Er trug eine Maske vor dem Gesicht und es hieß, er hätte in einer Schlacht seinen Schnabel eingebüßt.“ Eglantine kam wieder zu sich, begriff, was sie da soeben gesagt hatte, und fiel prompt in Ohnmacht.
    „Eisenschnabel!“, raunten die Zuhörer erschrocken.
    Gylfie begann sofort über Eglantine hin und her zu flattern und fächelte ihr mit den Flügeln Luft zu. Morgengrau wollte die Elfenkäuzin unterstützen, doch seine Schwingen erzeugten einen so kräftigen Luftzug, dass Eglantine beinahe davongeweht wurde.
    Immerhin öffnete sie nun wieder die Augen. „Oje, ich bin umgekippt, stimmt’s?“ Sie blickte fragend zu ihrem Bruder hoch und kam taumelnd auf die Füße.
    „Jetzt ist es ja wieder gut, Kleine“, beruhigte

Weitere Kostenlose Bücher