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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hatten verschlafen, doch nun stand der abendliche Brigadenunterricht bevor.
    „Wo wart ihr?“, fragte Morgengrau argwöhnisch.
    „Erzählen wir dir später“, gab Gylfie zurück.
    „Dir natürlich auch.“ Soren musterte seine Schwester prüfend. Eglantine sah ein bisschen spitz um den Schnabel aus, fand er. Ihre sonst glänzenden schwarzen Augen wirkten stumpf. „Geht’s dir nicht gut, Eglantine?“
    „Ich habe nicht gut geschlafen. Ich glaube, ich habe auch schlecht geträumt, aber ich weiß nicht mehr, was.“
    Sie brachen zum Unterricht auf. Der war in allen Fächern verpflichtend, auch wenn man einer anderen Brigade angehörte. Heute Nacht aber waren die fünf unkonzentriert, in Navigationskunde wäre Soren im Flug beinahe mit Primel zusammengestoßen.
    „Aufgepasst, Soren!“, rief Strix Struma. „Du spürst wohl noch die Folgen vom Erntefest!“ Sie knackte spöttisch mit dem Schnabel.
    Als die Nacht dem Ende zuging und man sich im Speisesaal versammelte, setzten sich Soren, Gylfie, Digger, Morgengrau, Primel und Eglantine an Mr s Plithivers Tisch.
    „Wenn ihr noch ein paar Freunde dazubitten wollt, kann ich mich gern ein bisschen strecken“, schlug die Nesthälterin vor.
    „Nein, danke, Mr s P.“, erwiderte Gylfie. „Es ist alles bestens.“
    Das stimmte nicht. Gylfie, Soren und Digger waren ungewöhnlich schweigsam, Eglantine trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Morgengrau spürte, dass er etwas Wichtiges verpasst hatte, und Primel ging es genauso. Soren bedauerte insgeheim, dass sie keine der anderen Eulen aufgefordert hatten, sich zu ihnen zu setzen. Sogar Otulissa wäre ihm jetzt willkommen gewesen. Die Fleckenkäuzin hätte pausenlos geredet und sie alle abgelenkt.
    Zum sogenannten „Tagmahl“ gab es einen köstlichen Brei aus gemahlenen Ga’Hoole-Nüssen. Darüber goss man Sirup aus frisch geernteten Milchbeeren. Die gerösteten Mäuse und Raupen wurden in süße Beerensoße getunkt. Doch die fünf hatten keinen Appetit. Sie sehnten sich nur nach dem ersten Hell und ihren Schlaflagern. Vorher mussten sie sich aber noch zum Gewöllevergraben bei Wamme einfinden. Es war zum Glück der letzte Tag ihres Feuersteindienstes.
    Bald waren sie alle auf ihren Lagern eingeschlafen. Doch Soren spürte auch im Schlaf, dass seine kleine Schwester mit den Flügeln schlug, weil sie von stürmischen Träumen heimgesucht wurde. Als die Sonne hoch am Mittagshimmel stand, gellte plötzlich ein schriller Schrei durch die Höhle und von Eglantines Lager stob eine Wolke aus Dunenfedern auf.
    Soren war im Nu bei seiner Schwester. „Wach auf, Eglantine, du hast nur geträumt! Du bist hier im Baum, bei Gylfie, Digger, Morgengrau und mir. Dir kann nichts passieren.“
    Eglantine streckte zaghaft den Fuß nach ihrem Bruder aus, als müsste sie sich vergewissern, dass sie nicht mehr träumte. „Sore n …“, sagte sie dann mit bebender Stimme, „ … ich weiß jetzt, warum ich immer wieder hören wollte, wie die Steinmauern um die Werkstatt der Schmiedin ausgesehen haben. Deine Beschreibung hat mich an etwas erinnert.“
    „Ach so?“
    „Weißt du noch, wie Krämer-Ellie im Sommer ein Stück Glimmer mitgebracht hat? Das Steinplättchen hat mich auch an etwas erinnert. Erst danach bin ich aus meine m … aus meine m …“
    „Zustand?“, kam ihr Gylfie zu Hilfe.
    „ … aus meinem Zustand erwacht und habe dich wiedererkannt. In meinem Albtraum ging es gerade um Steine, aber ich habe mich an noch mehr erinnert.“
    „Woran?“, fragte Soren leise. Die anderen warteten gespannt.
    „Ich weiß jetzt wieder, wo man uns gefangen gehalten hat, uns Eulenkinder von der großen Rettungsaktion.“
    „Wo denn?“ Soren konnte seinen inneren Aufruhr kaum noch bezähmen. Monatelang hatten Boron und Barran versucht herauszufinden, was die vielen verwaisten Küken zu bedeuten hatten. Wo waren sie hergekommen? Warum saßen sie auf freiem Feld statt unter den Bäumen, in denen ihre Eltern nisteten? Es waren ausschließlich Küken verschiedener Schleiereulenarten gewesen, und sie waren so verwirrt, dass man aus ihnen nichts Vernünftiges herausbekam. Sie gaben nur sinnloses Gestammel von sich, in dem es um die Reinheit der Tytos ging. Der offizielle Name für Schleiereulen lautete Tytonidae , abgekürzt: „Tytos“. Als sich die Küken schließlich erholt hatten, konnte sich keines von ihnen daran erinnern, was ihm zugestoßen war.
    Eglantine öffnete den Schnabel, kniff die Augen fest zu und musste sich

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