Die Legende der Wächter 3: Die Rettung
Schnabelbergen?“
„Ich war noch nie in Silberschleier oder in den Schnabelbergen. Du musst mir beschreiben, was du meinst.“
„Gab es dort viele hohe Bäume oder nur niedriges Gestrüpp? War der Boden fest, bewachsen, kahl oder sandig wie in der Wüste?“
„Weder noch. Ich habe allerdings nicht viel von der Umgebung gesehen, weil wir fast nie rausdurften. Ich konnte nur über die eingestürzten Mauern spähen, richtig fliegen durften wir nicht. Gras habe ich gesehen und es war öfter die Rede von einem Tal. Ich glaube nicht, dass es um die Burg herum hohe Bäume gab, jedenfalls keine belaubten. Soren, weißt du noch, wie wir immer auf den Wind in den Bäumen ringsum gelauscht haben, als wir noch bei Mama und Papa in der Tanne lebten? In der Burg hörte man kein Laub rascheln, nur den Wind um die Mauern pfeifen.“
„Das ist doch schon mal was“, sagte Digger sichtlich zufrieden.
„Wieso?“, fragte Gylfie.
„Ach, ich hab nur mal laut gedacht.“ Angespanntes Schweigen folgte.
Auch Soren dachte nach. Dass Digger sich für die Umgebung der Burg interessierte, war nicht überraschend. Als Höhlenkauz kannte er sich in der Pflanzenwelt und mit der Beschaffenheit des Bodens besonders gut aus. Er gehörte inzwischen zu den fähigsten Mitgliedern der Kundschafterbrigade. Erst jetzt wurde Soren klar, als er sich so umschaute, dass in der Höhle die Allerbesten aus jeder Brigade versammelt waren.
Er wandte sich wieder an seine Schwester. „Weißt du denn noch, wie lange ihr geflogen seid, bevor dich dein Entführer losgelassen hat?“
„Nicht lange.“ Wieder war es eine Weile still.
„Könntest du uns zu der Burg hinbringen, Eglantine? Ich habe mir nämlich Folgendes überlegt: Ezylryb ist jetzt über zwei Monate lang verschwunden. Alle Suchtrupps, die ausgeschickt wurden, hatten keinen Erfolg. Boron dachte ja auch, dass wir uns in Silberschleier nach Ezylryb umsehen wollten. Das stimmt zwar irgendwie, aber eigentlich wollten wir ja mehr über Eisenschnabel erfahren. Warum bilden wir nicht selbst einen Suchtrupp?“ Soren blickte in die Runde. „Wir fünf wären doch eine prima Brigade.“
„Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst“, sagte Gylfie.
„Du zum Beispiel bist die beste Navigatorin, die Strix Struma je ausgebildet hat, Gylfie. Ich habe selbst gehört, wie sie das zu Barran gesagt hat. Digger, du bist ein unübertroffener Kundschafter und Spurenleser und du, Morgengrau, kannst kämpfe n …“, Soren stockte, „ … wenn es drauf ankommt.“ Morgengrau warf sich stolz in die Brust. „Versteht ihr jetzt, was ich meine? Wir fünf hier haben das Zeug zu einer großartigen Brigad e … einer Brigade der Besten.“
„Moment mal!“ Gylfie stellte sich vor Soren hin und legte den Kopf in den Nacken. „Schlägst du etwa vor, dass wir uns ganz allein, ohne die Unterstützung irgendeines Erwachsenen oder Rybs, auf die Suche nach Ezylryb machen?“
„Was denn sonst?“, rief Morgengrau ungeduldig. „Wir sind doch auch allein nach Silberschleier geflogen und haben die Schmiedin aufgestöbert! Sie war die Erste, die uns etwas über Eisenschnabel erzählt hat.“ Der Bartkauz unterbrach sich und nickte Soren zu. „Der allererste Hinweis kam natürlich von den Geisterschnäbeln deiner Eltern.“
„Wenn das so is t …“ Die Elfenkäuzin senkte die Stimme. Soren wartete gespannt. Wenn Gylfie nicht mitmachte, hatte sich die Sache erledigt. „Wenn das so ist, musst du unsere Brigade anführen, Soren.“
Die anderen Eulen nickten zustimmend. Soren war so überrumpelt, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Schließlich fasste er sich wieder: „Der Plan kommt zwar von mir, das stimmt, aber ohne eure Mitwirkung ist er wertlos. Es rührt meinen Magen, dass ihr mir so vertraut. Ich werde mich nach Kräften bemühen, euch nicht zu enttäuschen.“
„Ich will auch mitkommen, Soren!“, rief da jemand. Otulissa kam hereingeflogen. Sie hatte zufällig auf einem Ast draußen vor der Höhle gesessen und alles mit angehört. In ihren gelben Augen schimmerten Tränen. „Ich habe es nur Ezylryb zu verdanken, dass ich inzwischen an mich selbst glaube und nicht nur an mein e … an mein e …“ Die Freunde hatten noch nie erlebt, dass Otulissa die Worte fehlten! „Ihr wisst doch noch, wie ich immer geredet habe, bevor er mich in seine Brigade aufgenommen hat. Ich brauche mich nicht mehr darauf zu berufen, dass ich eine Fleckenkäuzin bin. Dank Ezylryb weiß ich, dass ich aus eigener Kraft
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