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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Zutritt zu verschiedenen Bereichen des Sankt Äggie und konnten sich in der Brüterei mit Ruby in Verbindung setzen. Darum schufteten sie etliche Stunden lang schwer und rollten Ei um Ei zu den Sammelplätzen.
    Schließlich kam ein Streifenkauz zu Soren hinüber und kommandierte im dumpfen Ton der Mondwirren: „82-8 5 – zur Oberaufsicht!“ Sorens Magen tat einen kleinen Freudenhüpfer, als er sah, dass der Streifenkauz auch Martin ansprach. Vielleicht werden wir ja jetzt schon befördert, dachte er hoffnungsvoll.
    Was mögliche Spione der Reinen betraf, hatten die Freunde zwar einige Eulen im Verdacht, aber es gab noch keine brauchbaren Beweise.
    „82-85 und 54-67.“ Tante Finny blickte die beiden durchdringend an. Die Narbe auf ihrem Gesicht glänzte. „Ihr habt euch als fleißige Sortierer bewährt. Zur Belohnung dürft ihr ab heute Abend auch als Moospolsterer arbeiten. Das bedeutet nicht nur zusätzliche Arbeit, sondern auch zusätzliche Verpflegung.“ Sie machte eine Pause und Sorens Magen zog sich zusammen, als er ihrem gelb funkelnden Blick begegnete. „Ihr habt euch einen kleinen Leckerbissen verdient, meine Schätzelchen. Wie wär’s mit einem Häppchen Maus?“ Sie zwickte Martin neckisch in die Wange. Der Sägekauz zuckte zurück.
    Finny ist immer noch die Alte, dachte Soren. Immer wenn sie besonders freundlich tat, machte ihm die Schnee-Eule besonders große Angst. Soren wusste aus Erfahrung, dass Finnys Geschenke niemals umsonst waren. Sie steckte einem oft einen Extrabrocken Maus zu oder eine der plumpen Bergratten, die in den Schluchten lebten. Aber sie erwartete stets eine Gegenleistung: eine Auskunft oder einen Spitzeldienst. Mit der Zeit wurde man immer abhängiger von ihr, stand immer tiefer in ihrer Schul d – und lieferte sich damit ihrer Macht, ihrer Hinterlist und ihrer Brutalität aus. Doch Soren und Martin gingen gezwungenermaßen auf ihr Angebot ein. Schließlich hatten sie es darauf angelegt. Soren tröstete sich damit, dass sie in der Brüterei Ruby wiedersehen würden.
    Doch es sollte noch zwei volle Tage dauern, bis sie endlich mit der Sumpfohreule sprechen konnten.
    „Polsterer zu mir!“, rief Ruby. Sie bebrütete ein Gelege Schleiereuleneier. In der Brüterei wurde nicht darauf geachtet, dass eine Glucke Eier ihrer eigenen Spezies ausbrütete. Es war also durchaus üblich, dass Schleiereulen Streifenkauzeier ausbrüteten oder Sumpfohreulen wie Ruby Bartkauzeier. Es schien geradezu unerwünscht, dass Glucke und Gelege derselben Gattung angehörten. Man wollte wohl nicht riskieren, dass die Glucken echte mütterliche Gefühle für die schlüpfenden Küken entwickelten. Das jedenfalls vermutete Soren. Die Küken sollten sich nicht geliebt fühlen, sie sollten nur gehorchen lernen.
    „Ich war doch vorhin bei dir“, sagte eine fremde Schleiereule. „Du bist versorgt.“
    „Ich könnte noch einen schönen, dicken Wurm vertragen. Aber mach dir keine Mühe, da kommen zwei andere Polsterer.“ Ruby drehte sich nach Soren und Martin um. „Aus dem Moospolster, das der eine trägt, schaut ein Wurm heraus. Und der andere ist bestimmt so nett und fängt mir aus dem Felsspalt dort die Ratte, von der ich eben die Schwanzspitze entdeckt habe.“ Martin blinzelte verblüfft. In seinem Moospolster war gar kein Wurm. Und Soren stand neben dem Felsspalt, doch eine Ratte hatte er nicht gesehen.
    Es war ihnen schon gelungen, bei ihrer neuen Tätigkeit ein paar flüchtige Worte mit Ruby zu wechseln, aber die Sumpfohreule hatte sie noch nie an ihr Nest gerufen. Gestern hatte Ruby noch Fleckenkauzeier bebrütet. Als die Küken geschlüpft waren, hatte man ihr ein neues Nest zugewiesen.
    Die fremde Schleiereule war anscheinend froh, dass sie der Glucke nicht schon wieder Futter beschaffen musste. Die Glucken wurden sehr umsorgt und durften unter den verschiedensten Leckerbissen wählen. Von solchen Mahlzeiten konnten die anderen Bewohner des Sankt Äggie nur träumen.
    „Hört zu!“ Ruby sprach hastig und im Flüsterton. „Die stellen hier irgendwas mit den Schleiereulen-Gelegen an.“
    „Wer?“, fragte Soren.
    Ruby deutete mit dem Schnabel auf zwei Schleiereulen-Polsterer, die am anderen Ende der Brüterei leere Nester mit neuem Moos und trockenem Gras ausstatteten.
    „Und was machen sie mit den Eiern?“, fragte Soren weiter. Heimlich W-Wörter zu verwenden, war wie ein köstlicher Geschmack auf der Zunge.
    Ruby rutschte auf ihrem Gelege herum. „Los, stellt euch vor mich.“ Eine

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