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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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senkte unterwürfig den Kopf und erzählte die Lügengeschichte von widrigen Winden und dem Williwumm. Soren konnte nur staunen. Der Sägekauz machte seine Sache großartig! Martin erwähnte sogar die berüchtigten Lobeliawinde, von denen man im Sankt Äggie unmöglich gehört haben konnte, aber Skench und Onk nickten verständnisvoll, weil es ihnen peinlich war, das zuzugeben. Die Lügengeschichte rückte die Brigade der Besten ins gewünschte Licht: Soren und seine Freunde waren offenbar klug, aber auch nicht zu klug. Alle waren in der Welt herumgekommen. In den Nordlanden hatten sie einander kennengelernt und bald festgestellt, dass jeder von ihnen unzufrieden war. „Diese Sippenwirtschaft ist wirklich ein Graus!“, sagte Martin entschieden.
    „Die reinste Waschbärkacke“, bestätigte Morgengrau.
    „Es gibt keinen richtigen Anführer. Es herrscht ein heilloses Durcheinander.“
    „Genau!“, pflichtete ihm Morgengrau bei. „So konnten wir nicht weiterleben. Wir brauchen einen Anführer, der uns sagt, was wir zu tun haben.“
    Jetzt übertreibt er aber!, dachte Soren. Gerade Morgengrau konnte es nicht ausstehen, wenn ihm jemand Vorschriften machte. Doch der Bartkauz spielte seine Rolle äußerst überzeugend. Jetzt verneigte er sich auch noch demütig vor Skench. Und die Generalin nahm ihm diese Buckelei sogar ab!
    „Sehr interessant, was ihr da erzählt.“ Skench drehte sich nach Spoorn um, die während Martins kleiner Ansprache aus einem Felsspalt aufgetaucht war. „Diese sieben Neulinge müssen noch einmal ausführlich befragt werden. Danach können wir ihnen eine Nummer und einen Arbeitsplatz zuweisen. Aber als Erstes müssen sie natürlich ins Glaucidium.“
    Damit meinte Skench, dass sie mondwirr gemacht werden sollten. Soren konnte nur hoffen, dass sich seine Freunde noch an die Gegenmaßnahmen erinnerten, die Gylfie und er ihnen eingeschärft hatten.
    Doch er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Die fünf waren im Stillen schon dabei, sich ihre Ga’Hoole-Legenden ins Gedächtnis zu rufen. Ruby konzentrierte sich auf Gränk und die Zeit der Vulkanausbrüche. Sie stellte sich vor, wie der erste Glutsammler über die feuerspeienden Berge hinwegsegelte und mit dem Schnabel die Glutbrocken auffing. Morgengrau dachte an die sagenhafte Tigerschlacht, die in jener endlosen Nacht stattgefunden hatte, da noch riesige Raubkatzen ihr Unwesen auf der Welt trieben. Durch den Mangel an Sonnenlicht waren die Tiger gaga geworden und hatten alles verwüstet. Ein todesmutiger Bartkauz namens Langkralle hatte den Anführer der Tiger getötet, obwohl die Raubkatze hundertmal so groß gewesen war wie er selbst.
    Die sieben jungen Eulen brannten darauf, das Böse zu bekämpfen, das an diesem finsteren, unwirtlichen und himmellosen Ort wohnte. Die Brigade der Besten war berei t – mit heißem Blut, wachem Verstand und kühnem Herzen.

Fürchtet den Mond!

    Es war eine stockdunkle Nacht. Der Mond war geschwunden und würde sich erst in vier Tagen erneuern. Dann würde eine schmale weiße Flaumfeder am Himmel erscheinen und mit jeder Nacht breiter und heller werden. Die sieben hofften zwar auf Bewölkung, aber in dieser Gegend war der Himmel für gewöhnlich wolkenlos. Es regnete selten. Doch auch das hatten die Freunde schon in ihrem Plan berücksichtigt. Sie hatten absichtlich das Schwinden abgewartet, damit ihnen vier mondlose Nächte blieben, ehe der sich erneuernde Mond auf ihre ungeschützten Köpfe herabschien, sie benommen machte und ihre Mägen lähmte. In vier Nächten konnte man eine Menge herausfinden.
    Die ausgewachsenen Eulen wurden anders behandelt als die entführten Eulenkinder, zu denen Soren und Gylfie seinerzeit gehört hatten. Für die Erwachsenen waren nur zwei Felsbecken vorgesehen, wogegen mindestens zehn Becken der Unterbringung von Eulenkindern dienten. Vier Mitglieder der Brigade der Besten kamen in die eine Gruppe, drei in die andere. Das Felsbecken, in dem Morgengrau, Soren und Ruby landeten, wurde von einem Kreischeulerich namens Mook beaufsichtigt. Der Aufseher hatte gerade erst seinen neuen Namen bekommen und bildete sich etwas darauf ein, dass er keine Nummer mehr war. Er stolzierte umher, brüllte Befehle und drohte allen, die so frech seien, ihm eine Frage zu stellen, mit den wüstesten Strafen. Die sogenannten W-Wörte r – was, warum, wo, wan n – durfte man im Sankt Äggie nicht benutzen. Das hinderte Skench allerdings nicht daran, die sieben Neuankömmlinge immer wieder zu sich

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