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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Kollegin ausnahmsweise zum Staunen gebracht hatte. Die Neue weiß eben doch nicht alles, dachte sie.
    Die Schleiereule irrte sich. Digger und Otulissa verstanden sich inzwischen wortlos und Digger schickte ihr ermutigende Gedanken: Zeig ihr, was du alles weißt, Otulissa, aber lass es langsam angehen!
    „Ich kann mir das auch nur schwer vorstellen“, fuhr 92-01 fort, „aber wie gesagt, Skench hatte ja keine richtige Flügelstarre.“
    „Dann war’s bestimmt ein böser Zauber!“, rief Otulissa aus. „Obwoh l … nein, ich glaube nicht, dass Zauberei dahintersteckte. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Erscheinung aus der Höheren Magnetkunde gehandelt hat.“
    Die Schleiereule blinzelte verdutzt. Sie hätte für ihr Leben gern eine Frage gestellt, das war deutlich zu spüren. Sie tat Otulissa geradezu leid und die Fleckenkäuzin warf ihr noch einen Brocken hin: „Hätte Skench eine Rüstung aus diamagnetischem Metall getragen, wäre nichts passiert.“
    „Www…“ 92-01 klappte erschrocken den Schnabel zu. „Wirklich interessant“, sagte sie stattdessen und sah dabei aus, als hätte sie Bauchschmerzen.
    Dann war Diggers und Otulissas Schicht zu Ende. Auf dem Rückweg in ihr Felsbecken konnten sie sich ungestört unterhalten.
    „Ich dachte schon, jetzt macht sie endlich den Schnabel auf und wir erfahren etwas Spannendes“, seufzte Otulissa. „Aber wir sind immer noch nicht schlauer als vorher. Wir wissen immer noch nicht, wozu 92-01 Tupfen aus dem Inventarium schmuggelt und was in der Bibliothek vor sich geht. Was geschieht mit den Tupfen, die unsere liebe Kollegin stibitzt? Sind die für die Reinen bestimmt? Aber wie kommen die Reinen an die Tupfen heran? Wir müssen unbedingt mit Soren sprechen. Schade, dass zurzeit kein Schlafmarsch stattfindet.“
    Der Mond war wieder im Schwinden begriffen. Erst übernächste Nacht würden sich Soren und die anderen im Glaucidium einfinden und dem gefährlichen Mondlicht aussetzen. Dann mussten sie natürlich auch wieder achtgeben, dass sie nicht mondwirr wurden. Bis dahin schliefen die Eulen in ihren jeweiligen Felsbecken.
    Otulissa schreckte hoch. Sie hatte so schön geträumt! Sie war durch einen prächtig grünen Wald geflogen und hatte eine saftige Maus gejag t – da stupste ihr Gruppenbetreuer sie an und weckte sie auf. Der grobschlächtige, nicht sehr kluge Bartkauz ließ sich von seinen Untergebenen „Cubby“ nennen. Wie alle Gruppenbetreuer verwöhnte er Otulissa ab und zu mit einem Leckerbissen.
    „Tut mir furchtbar leid, dass ich dich wecken muss, Liebchen. Du hast ganz tief geschlafen. Ich verspreche dir, dass ich nachher einen frisch geschlagenen Leckerbissen für dich habe. Aber jetzt, mein Herzche n – und das ist nun wirklich eine Ehr e …“, Cubby zog vor lauter Entzücken die Schultern hoch, „ … was glaubst du wohl, wer dich rufen lässt?“ Ein heiseres Kichern entschlüpfte ihm. „Huch! Da ist mir doch glatt eine Frage rausgerutscht. Aber du verpetzt mich ja bestimmt nicht, oder?“
    Otulissa fand den Bartkauz widerwärtig, aber sie antwortete: „Keine Sorge.“
    „Braves Mädchen“, raunte Cubby. „Dann will ich es dir verrate n – es ist unsere Ablah-Generalin Skench höchstpersönlich!“
    Otulissa blinzelte überrascht.
    „Eine große Ehre, in der Tat“, wiederholte Cubby. „Komm mit.“
    Otulissa folgte ihm durch die gewundenen Gänge des Internats. Im Sankt Äggie kam man laufend besser voran als fliegend. Die Felsspalten waren so eng, dass man die Flügel nicht richtig ausbreiten konnte, und nur selten drang ein Lüftchen in die Tiefe hinab. Wenn man fliegen wollte, musste man einen Steilstart durchführen, indem man sich mit kraftvollen Flügelschlägen senkrecht vom Boden abstieß. Es war das ideale Gefängnis für Eulen, die noch nicht flügge oder sehr flugunerfahren waren.
    Skench und Spoorn bewohnten eine Höhle hoch oben in einer Felswand. Otulissa war selbst noch nie dort gewesen, hatte aber schon davon gehört. Cubby führte sie in eine Felsmulde und breitete die Schwingen aus. Wie alle Bartkäuze hatte er eine gewaltige Spannweite. Der Luftzug, den seine Schwingen erzeugten, warf die zierliche Fleckenkäuzin beinahe um. Doch Otulissa nutzte die Luftströmung geschickt aus und ließ sich davon emportragen. Die beiden Eulen schraubten sich kreisend in die Höhe.
    „Hier lang!“, rief der Bartkauz über die Schulter. Ein rötlicher Felsvorsprung ragte waagerecht aus der Felswand. Zwei Uhus hielten darauf

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