Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
es immer noch nicht begriffen? Es geht um Leben und Tod! Wenn die Reinen den Baum erobern, ist Schluss mit Ga’Hoole, wie wir es kennen. Dann nistet sich eine Verbrecherbande in deinem geliebten Baum ein. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich die Reinen um das Wohl des Baums sorgen!“
    Soren spürte einen Stich im Magen, denn Huckmore hatte natürlich Recht. Soren konnte sich genauso wenig vorstellen, dass Kludd einen Gedanken auf das Wohlergehen des Großen Baums verschwenden würde. Warum wollte Wamme das nicht einsehen? Die Wächter von Ga’Hoole brauchten den Baum genauso, wie der Baum sie brauchte, aber manchmal musste man eben Zugeständnisse machen, um die eigene Ehre und die Freiheit aller Eulen zu verteidigen, wie Ezylryb es ausgedrückt hatte.
    Am Morgen kehrten Soren und seine Freunde in ihre Höhle zurück. Digger hatte keine Rankennetze gewebt, sondern zusammen mit den anderen Höhlenkäuzen aus der Kundschafterbrigade Gruben ausgehoben, in denen an wichtigen Punkten der Insel Nachschub an Proviant und Ausrüstung versteckt werden sollte.
    „Sag mal, Digge r … wie benimmt sich Wamme so in deiner Truppe?“, fragte Soren gespannt.
    „Wamme ist nicht in meiner Truppe.“
    „Nanu? Ich dachte, alle Höhlenkäuze sollen Gruben ausheben, und Wamme leitet die Arbeiten.“
    „Nein, das macht Sylvana.“ Sylvana war die Anführerin der Kundschafterbrigade, insofern war das einigermaßen folgerichtig, aber sie war viel jünger als Wamme. Üblicherweise wurden die einzelnen Truppeneinheiten von älteren Eulen befehligt.
    „Und in welcher Einheit ist dann Wamme?“, fragte Gylfie.
    „Ich glaube, beim Innenausbau. Diese Truppe vergrößert die Vorratsräume im Baumstamm, damit wir ausreichend Futter für den Fall einer Belagerung unterbringen können. Übrigens ist Ruby bei den Jägern eingeteilt und hat schon einen ganzen Berg Uferratten erlegt. Sie ist eine Superjägerin!“
    Morgengrau gähnte. „Ich wär auch gern bei den Jägern. Netze weben ist so was von öde!“
    „Morgen Nachmittag wird’s spannender“, tröstete ihn Gylfie. „Dann fliegen wir los und legen die Netze aus.“
    Soren beteiligte sich nicht mehr an der Unterhaltung. Er war in Gedanken noch mit Wamme beschäftigt. Warum hatte der Kriegsrat die Ryb nicht mit der Aufsicht über die Grubenarbeiten betraut?
    Soren musste jetzt auch gähnen. Er war todmüde, und morgen mussten sie schon am Nachmittag raus, um die letzten Netze fertig zu weben und dann auszulegen. Ich kann vor lauter Erschöpfung schon nicht mehr klar denken, und sogar zum Träumen bin ich zu müde, dachte er. Und wenn die Netze nichts ausrichten?, ging es ihm noch durch den Kopf, doch dann war er eingeschlafen.
    Vor Soren lag ein weiter, weiß verschneiter Wald. Am Waldrand erspähte er etwas Schwarzes, Glänzendes. Was ist das?, dachte er und flog neugierig näher. Der schwarze Fleck wurde größer und bekam Beine. Acht dicke, lange Beine. Soren wurde es mulmig. Das ist nur eine Spinne, ein harmloses Insekt. Ich bin eine große, starke Eule, sprach er sich innerlich Mut zu. Doch vor seinen Augen verwandelte sich die Spinne. Die Beine verschmolzen miteinander, das Schwarz wurde zu gesprenkeltem Graubraun. Und das Gesich t – das Gesicht war hinter einer Maske verborgen. Auf einmal konnte Soren seine Flügel nicht mehr bewegen. Er war aber nicht flügelstarr, sondern seine ausgebreiteten Schwingen hatten sich in einem Netz aus Ranken verheddert.
    „In der eigenen Falle gefange n – so ein Pech aber auch!“, hörte Soren seinen Bruder spotten.
    „Ganz schön tückisch, so ein Netz, was, Kleiner?“ Das sagte nicht Kludd, sondern eine wunderschöne Eulendame mit einem Gesicht, leuchtender als der Mond.
    „Nein! Lasst mich!“
    „Wach auf, Soren!“ Digger und Morgengrau schüttelten ihren Freund.
    „Beim Glaux!“, keuchte Soren zitternd. „Das war der schlimmste Albtraum meines Lebens. Ich hatte mich in einem Rankennetz verfangen.“
    „Die Netze sind nicht für uns bestimmt, sondern für den Feind“, sagte Morgengrau beschwichtigend.
    „Das weiß ich doch. Aber irgendwie hatte ich mich trotzdem darin verheddert.“ Was hatte Kludd gesagt? In der eigenen Falle gefangen . Und wer war das schöne fremde Eulenweibchen gewesen?
    Auch am Nachmittag, als sie die Netze auslegten, ließ der Traum Soren nicht los. Immer wieder sah er das mondhelle Gesicht der fremden Eulendame vor sich. War die Begegnung nur seiner Fantasie entsprungen? Oder hatte er einen Wahrtraum

Weitere Kostenlose Bücher