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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Nisthöhle saß ein großer Schleiereulerich. Seine blank polierte Maske funkelte im Mondschein.

Wissensdrang

    Bin ich hier? Bin ich dort? Im Traum spürte Eglantine das weiche Moos und die flaumigen Dunenfedern, doch dann fühlte sich das Nest auf einmal ungemütlich an und sie schlug die Augen auf. Es war heller Tag. Ginger war wieder da, und sie saßen in ihrer Höhle im Großen Ga’Hoole-Baum. Eglantine wusste aber, dass sie in der Nisthöhle aus ihrem Traum gewesen war und ihre Mutter wiedergesehen hatte. Diesmal war es kein Traum gewesen, sondern Wirklichkeit. Ich war bei Mama. Sie hat gesagt: „Besuch mich bald wieder “ – aber wie in aller Welt bin ich danach hier im Baum gelandet?
    Eglantine konnte sich beim besten Willen nicht an den Rückflug erinnern. Sie sah sich um. Wo war denn Primel? In der Krankenstube, fiel ihr ein. Eglantine hatte versprochen, sie um die Zwischenstunde zu besuchen, wenn alle aufstanden. Aber es war zu früh, sie konnte noch weiterschlafen. Eglantine rutschte auf ihrem Lager herum, das nur aus Moos bestand, nicht aus Dunenflaum, und das sie auf einmal unangenehm kratzig fand.
    Der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Eglantine war und blieb hellwach. Aus unerfindlichen Gründen zog es sie in die Bibliothek. Sie flog durch das Himmelsloch nach draußen und flatterte zur Baumkrone empor. Um diese Tageszeit würde sich noch keine andere Eule in der Bibliothek aufhalten, nicht einmal der alte Ezylryb. Sonst stöberte Eglantine immer in dem Regal mit den Spielebüchern und Rätselsammlungen, aber heute hatte sie keine Lust darauf. Stattdessen ging sie zu Otulissas Lieblingsregal, in dem die Fachliteratur über höhere Magnetkunde und Tupfen stand. Im letzten Winter, als Wamme diese Bücher für verboten erklärt hatte, war der Aufruhr im Baum gewaltig gewesen. Bei den Wächtern von Ga’Hoole galt der Grundsatz: Alles Wissen ist allen zugänglich.
    Richtig so! , dachte Eglantine. Sie griff entschlossen nach einem dicken Wälzer mit dem Titel: Höhere Magnetkund e – Zerstörerische Kräfte und schlug ihn auf. Bei Glaux, ist das spannend! Eglantine begriff nicht mehr, was sie an den Spielen und Rätseln so toll gefunden hatte. Um den Inhalt des anspruchsvollen Werkes nicht gleich wieder zu vergessen, holte sie sich Tinte, Feder und Papier und machte sich beim Lesen Notizen. So vergingen etliche Stunden, dann wurde das Tageslicht draußen matter. Eglantine wollte niemandem begegnen, warum, wusste sie selbst nicht. Sie nahm ihre Notizen und kehrte in ihre Schlafhöhle zurück. Sie wollte noch ein kurzes Nickerchen halten. In einer Stunde würde Madame Plonk das Wecklied anstimmen, und dan n … ach richti g … Eglantine hatte Primel ja einen Krankenbesuch versprochen.
    Ginger schlief noch. Eglantine rollte ihre Notizen zusammen und verstaute sie in einem Winkel. Dann begab sie sich auf ihr Lager und schlief sofort ein. Als die ersten Akkorde der Grasharfe erklangen, schreckte sie hoch. Es kam ihr vor, als hätte sie höchstens fünf Minuten geschlafen.
    Draußen war es schon fast dunkel, und auch Ginger war jetzt wach. Eglantine konnte sie nach dem Rückflug aus den Schnabelbergen fragen.
    „Du, Ginge r … wir waren doch dort, oder?“
    „Wo denn?“
    „Bei meiner Mutter in den Schnabelbergen.“
    „Ja, weißt du das denn nicht mehr?“
    „Doch, aber ich kann mich nicht an den Rückflug zum Baum erinnern.“
    „Wir müssen ja wohl zurückgeflogen sein, denn jetzt sind wir wieder hier.“
    „Aber wo warst du?“
    „Hä?“
    „Als ich bei Mama in der Höhle war, warst du auf einmal weg.“
    „Unsinn. Wahrscheinlich warst du so aufgeregt, dass du mich glatt übersehen hast. Ich war die ganze Zeit da. Deine Mutter hat dir ein lustiges Tausendfüßer-Lied vorgesungen.“
    „Das hast du gehört?“ Das ist der Bewei s – es war kein Traum! Mama ist noch am Leben!
    „Deine Mama war nett zu mir.“
    „Ach ja?“
    „Sehr nett sogar.“
    „Ich kann’s kaum erwarten, dass wir wieder hinfliegen. Glaubst du, wir können uns heute Nacht davonstehlen?“
    „Warum nicht?“
    „Meinst du, ich soll Soren davon erzählen?“
    „Das hat doch keine Eile. Willst du deine Mutter nicht lieber noch ein bisschen für dich haben?“
    „Schon, abe r …“
    „Dein Bruder und seine Freunde haben dich so oft ausgeschlossen“, sagte Ginger, „da ist das nur dein gutes Recht.“
    „Stimmt auch wieder.“ Ganz kurz verspürte Eglantine Gewissensbisse, doch dann überwog die Vorfreude auf

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