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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hierhergebracht hatte. Die Glaux-Brüder brauten weit und breit den besten Bingelsaft, tranken selbst aber nur zu besonderen Anlässen davon.
    Doch an diesem Morgen kroch Grägg nicht den Stamm hinunter und dann die benachbarte Birke, in der die Brauerei untergebracht war, wieder hoch. Stattdessen erklomm er den Wipfel des Baums. Dort hatte er gleich über der Höhle der beiden Ga’Hoole-Eulen einen morschen Ast entdeckt, der den Schall besonders gut leitete. Grägg wollte die Fremden belauschen. Dafür verzichtete er sogar auf seinen heiß geliebten Bingelsaft.
    Die Fleckenkäuzin und die Elfenkäuzin hatten sein Interesse geweckt. Sie waren anscheinend aus dem Großen Ga’Hoole-Baum hierhergeschickt worden, um in der Bibliothek irgendetwas nachzulesen. Grägg spürte jedoch, dass noch etwas anderes dahintersteckte. Einst hatte er davon geträumt, ein berühmter Krieger zu werden. Doch nach der Entscheidungsschlacht im Krieg der Eisklauen hatten weder die Eulen des Kjellbündnisses noch die Eiszehen ihn und Ifghar aufnehmen wollen. Grägg hatte das Leben bei den Glaux-Brüdern gründlich satt. Er hatte es satt, ein zweifach Ausgestoßener zu sein, dessen einzige Freude das Trinken war und der sich um einen schwachsinnigen alten Zausel kümmern musste, den er einst für die tapferste und kühnste Eule in den ganzen Nordlanden gehalten hatte. Grägg hatte damals für Ifghar alles aufgegeben. Er hatte den Kreischeulerich so verehrt und geliebt, wie es nur eine Schlange vermag, die auf dem Rücken ihres Generals in die Schlacht fliegt. Doch hier in diesem entlegenen Birkenhain war Ifghar erloschen wie eine Flamme, die keine Nahrung erhält. Er hatte sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen und auch sein Muskelmagen regte sich nur noch selten und dann kraftlos. Sein Verstand hatte sich zusehends vernebelt und seine gelben Augen waren stumpf geworden.
    Grägg wiederum war dem Bingelsaft verfallen. Die Sumpfohreule, Ifghars ältliche Pflegerin, kümmerte sich im Grunde um sie beide. Aber Grägg nahm sie nicht für voll. Sie hatte einen lahmen Flügel und flog nur zu den Andachtszeiten aus. So was war doch keine richtige Eule!
    Seine Gedanken wandten sich wieder der Vergangenheit zu, und auf einmal spürte er einen Anflug von Hoffnung. Inzwischen hatte er den Ast über der Schlafhöhle der beiden Ga’Hoole-Eulen erreicht.
    Ich bin nüchtern , dachte er. Der Bingelsaft hat mir noch nicht alle Kraft geraubt. Und diese beiden Eulen sind womöglich eine Gelegenheit, hier wegzukommen. Sie könnten unsere Chance auf eine ruhmreiche Zukunft sein, wie Ifghar und ich sie wahrhaftig verdient haben. Ob Ifghar mich wohl noch tragen kann? Ach, das sehen wir dann scho n … Grägg schlang sich zweimal um den Ast und legte den Kopf an ein Astloch.
    „Ihr wollt die Reinen auf ihrem eigenen Gebiet angreifen? Wozu das denn? Könnt ihr nicht mit ihnen reden?“
    Ein Eroberungskrieg! Gräggs türkisfarbener Leib schillerte, ein freudiges Beben überkam ihn.
    „Das verstehst du nicht, Cleve.“
    Cleve, der junge Fürst aus der Sippe der Snarth, dieser grünschnäblige, lemmingherzige, magenlos e … Grägg schüttelte sich leicht und konzentrierte sich aufs Lauschen.
    „Das ist nämlich s o …“ Nun sprach wieder das Fleckenkauzweibchen. Grägg erkannte es an seinem besserwisserischen Tonfall. Er sprach zwar nicht fließend Hoolisch, aber er konnte der Unterhaltung folgen. Zwischendurch sprach die Fleckenkäuzin auch Krakisc h – übrigens erstaunlich gut. Jetzt erklärte sie Cleve, weshalb mit diesen „Reinen“ nicht zu reden war.
    Beim Zuhören wurde Grägg immer klarer, dass der Eroberungsangriff, von dem die Rede war, tatsächlich seinen und Ifghars Ruf wiederherstellen konnte. Allerdings dachte er dabei eher an sich selbst als an seinen ehemaligen General, da machte er sich nichts vor. Grägg stammte aus Slonk, einem abgelegenen Nebengewässer. Für die anderen Kjellschlangen waren die „Slonker“ dumme, ungehobelte Tölpel. Dabei hatte Grägg ja wohl seinerzeit bewiesen, dass mehr in ihm steckte! Auf Ifghars Rücken hatte er an Gefechten überall in Fjordmor teilgenommen, sogar an der Schlacht am Eisdolch! Er hatte dem Kjellbündnis zuverlässig gedient, bis er schließlich die Seite gewechselt und sich den Eiszehen angeschlossen hatte. Ein Slonker wie er konnte im Kjellbündnis keine Karriere machen. Die anderen Schlangen nahmen ihn einfach nicht für voll. Wenn Grägg nur daran dachte, gierte er nach einem tüchtigen

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