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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Reihen der Feinde. Sie saßen auf den hohen Felszacken, die sich wie unzählige rote Nadeln in den Nachthimmel bohrten.
    Der Angriff! Sie kommen! Ich werde flügelstar r … Ich kann meine Flügel nicht mehr bewege n … Ich will nicht sterben! Ich will mich auch nie mehr beklagen, dass ich nur eine Rußeule bin! Bitte, Glaux, ich will nicht sterben! Wir haben Wolfsmond und ich stürze ab. Wenn mich die Wächter nicht umbringen, reißen mich die Wölfe in Stücke.

Ein Lichtblick im Rauch

    Auf die Vorhut der Wächter folgte der Gewittersturm. Dunkle Wolken jagten über den gleißenden Wolfsmond. Die Glutsammler, darunter Soren und Martin, flogen an der Spitze. Sie trugen glühende Holzkohlen, mit denen sie die Reisighaufen in Brand steckten. Das Reisig hatte eine Spezialeinheit in den vorangegangenen Nächten unbemerkt in den Felsschluchten verteilt. Die Wächter waren den Reinen weiterhin zahlenmäßig unterlegen, doch sie machten sich drei unschätzbare Vorteile zunutze: den Überrumpelungseffekt, das Wetter und eine ausgefeilte Taktik. Mit der Reisig-Aktion, dem Sabotieren der Teufelsdreiecke und dem Abwerfen der Eulendocken hatten sie den Eroberungsangriff klug vorbereitet.
    Auf der höchsten Felsnadel thronte der kriegserfahrene Kreischeulerich Ezylryb. Von dort oben konnte er das ganze Schluchtenlabyrinth überblicken. Er befehligte seine Streitkräfte mittels einer Reihe vereinbarter Zeichen, die aus Flügelspreizen und Flügelanlegen bestanden. Kleinere Eulen wie Elfenkäuze und Sperlingskäuze waren darin ausgebildet, diese Befehle zu deuten und den einzelnen Truppengenerälen zu übermitteln. Es war der aufwendigste Feldzug der gesamten Eulengeschichte, aber Ezylryb sagte sich immer wieder stumm vor: Es muss sein. Es muss sein.
    Bubo hatte inzwischen Soren zu seinem Stellvertreter ernannt. Als die Reisighaufen brannten, flog die von dem Schmied angeführte Rums-Brigade einen ersten Angriff auf die Bibliothek von Sankt Ägolius. Dort lagerten die Tupfenvorräte. Der Einsatzbefehl lautete: „Dringt in die Bibliothek ein und macht die Tupfen mit kalten Kohlen unschädlich.“ Neben Soren flog seine ehemalige Peinigerin Skench, die alle Eingänge zur Bibliothek kannte. Ruby und Martin gehörten ebenfalls Sorens Einheit an.
    „Hier entlang!“ Skench wedelte mit dem Backbordflügel.
    Sie ist so dämlich, dass sie nicht mal Backbord und Steuerbord auseinanderhalten kann , dachte Soren. Wie ist es ihr und den anderen Sankt-Ägolius-Eulen bloß gelungen, eine so ausgeklügelt heimtückische Einrichtung wie das Internat für verwaiste Eulen zu ersinnen?
    Wenn die Angreifer die kalten Kohlen in der Bibliothek verteilt hatten, sollten sie sich sofort zu einem bestimmten Reisighaufen begeben. Dort würde sich die Rums-Brigade aufteilen. Soren, Ruby, Martin und auch Morgengrau sollten sich mit Eiswaffen ausrüsten und ins Schlachtgetümmel stürzen. Während die Schlacht noch tobte, würden die verderblichen Tupfen nach und nach vernichtet werden, damit, so Glaux wollte, alle Eulen für immer und ewig in einer tupfenfreien Welt leben konnten.
    „Für immer und ewig“ lautete übrigens auch der Deckname des Angriffs. Ezylryb hatte ihn erdacht, und Soren fand, das Motto klang zugleich hoffnungsvoll und wagemutig. Es muss einfach klappen! , dachte er inbrünstig.
    Der Rußeulerich Schmuddel hatte sich im letzten Augenblick von seinem Schreck erholt. Mit matten Flügelschlägen hatte er sich wieder emporgeschwungen und überlegte nun angestrengt, was er tun sollte. Am besten, er flog unverzüglich zum Uhutor und erstattete seinem Vorgesetzten Stürmer Bericht. Im Fliegen überlegte er sich, was er sagen würde. Eine Rußeule wie ihn nahm sonst niemand ernst, aber heute würde alles anders sein. Wie fange ich am besten an? Also: „Ich flog gerade Patrouille über dem östlichen Abschnitt der Felsnadeln, als ich plötzlich einen Reisighaufen entdeckt e …“
    Vor lauter Grübeln bekam er gar nicht mit, wie schnell er war. Schon sah er Stürmer und Uglamore auf einem Felsen zwischen dem Uhutor und dem Glauxschnabel sitzen. Sie schienen sich zu zanken. Schmuddel vergaß seine wohlgesetzten Worte und keifte mit schriller Rußeulenstimme: „Sie kommen! Sie kommen! Die Wächter sind da! Sie haben die Felsnadeln besetzt!“
    Der Wind drehte sich jäh und Schmuddel kam es vor, als würden ihm seine Rufe in den Schnabel zurückgedrückt. Er schrie umso lauter. Alle Eulen der Truppe vernahmen die Warnung, und Schmuddel sah,

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