Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe
türkisfarbene, smaragdgrüne und nachtblaue Schlangen.
Eine ungewöhnlich kleine Sägekäuzin flog an Bubos Seite. „Oberst Frost Blosso m – ich befehlige die E-Einheit der Frostschnäbel.“ Die zierliche Käuzin sprach mit starkem krakischem Akzent. „Wie ist die Lage?“, erkundigte sie sich.
„Zwei unserer Eliteeinheiten sind zwischen den Federohren des Uhutors eingeschlossen. Wie hoch die Verluste sind, wissen wir nicht.“
„Wie ich sehe, kämpfst du mit einem Glühschwinger.“
„Es geht doch nichts über eine Funkenbombe! Leider haben wir nur die eine.“
„Wir haben Eisschwinger mitgebracht. Ich schlage vor, dass wir die Schwinger in vorderster Linie einsetzen. Willst du sie anführen?“
„Aber gern, Gnädigst e … äh, jawohl, Oberst Frost Blossom.“
„Du kannst ,Bloss‘ zu mir sagen. So nennen mich alle.“
Damit machte die Sägekäuzin kehrt und flog wieder zu ihrer Einheit zurück.
Soren war es noch nicht gelungen, ein Wort mit Gylfie zu wechseln. Sie flogen zwar in derselben Formation, aber es war niemandem gestattet auszuscheren.
Nur Morgengrau hielt sich nicht daran. Der Bartkauz verließ seine Position und schraubte sich zu einem Felskamm empor, auf dem Dutzende hungriger Geier hockten und sich schon auf einen Festschmaus freuten. Die großen Vögel warteten auf die Gefallene n – ein schauriger Anblick.
Nach einer Schlacht trugen die Wächter von Ga’Hoole ihre Toten weg, bevor die Geier sich über sie hermachen konnten. Oftmals mussten sie die gierigen Aasfresser mit Fackeln abwehren, und wenn das nichts hal f …
Soren dämmerte es. Wer war jedes Mal mit Begeisterung dabei, wenn es darum ging, die Geier in die Flucht zu schlagen? Morgengrau natürlich! Aber die Schlacht war doch noch gar nicht zu Ende. Die Geier pflegten zu warten, bis alles wieder ruhig war, denn sie waren von Natur aus feige. Wieso hast du es so eilig, Morgengrau?
Ein Elfenkauz hatte Morgengrau Ezylrybs Befehl überbracht. Der Alte denkt aber auch an alles , dachte der Bartkauz anerkennend. Er sieht zwar vor lauter Rauch nicht, was hier los ist. Aber er weiß trotzdem, wo die Geier lauern. Morgengrau freute sich, dass Ezylryb ihn für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Er packte sein Eisschwert fester und flog mit Höchstgeschwindigkeit auf die Geier zu.
Die plumpen Vögel hoben überrascht die Köpfe.
„Was willst du?“, krächzte einer. Morgengrau kreiste kurz über ihnen, ging dann in den Sturzflug und holte mit dem Schwert nach dem Schwanz des nächstbesten Geiers aus. Schwarze Federn trieben im Wind davon.
„Aua! Spinnst du?“
„Nimm’s nicht so schwer! Dann torkelst du eben ein bisschen, wenn du zu den Gefallenen runterfliegst. N a – wer will noch mal, wer hat noch nicht?“
Die Geier bekamen es mit der Angst zu tun. Manche zitterten am ganzen Leib.
„Passt mal auf, ihr abscheuliche Bande! Wenn ihr nicht tut, was ich euch sage, habt ihr bald alle keine Schwanzfedern mehr!“
„Wir tun alles, was du willst, Morgengrau!“, riefen die Geier im Chor. Sie hatten schon bei früheren Gelegenheiten Bekanntschaft mit dem Bartkauz gemacht. Üblicherweise stimmte er eins seiner Spottlieder an und verscheuchte sie. Doch diesmal trug er etwas Funkelndes in den Fängen, das Federkiele durchtrennen konnte.
„Gut, dann schwingt eure Bürzel in die Luft und verzieht euch auf die hohen Felsen da drüben, die wie zwei Federohren aussehen. Eine Hälfte von euch setzt sich auf den einen Felsen, der Rest auf den anderen.“
„Warum?“, wollte ein Geier wissen.
„Weil ich es sage!“
„Gibt’s dafür eine Belohnung? Eine Extraportion Aas?“
„Zur Belohnung dürft ihr eure Schwanzfedern behalten, Schwachkopf!“ Morgengrau schwenkte drohend das Eisschwert. Die Geier flatterten kreischend auf und der Bartkauz trieb sie mit der Waffe in Richtung Uhutor. Es war typisch für Morgengrau, dass er sogar unter solchen Umständen noch dichterisch inspiriert wurde, denn er johlte:
Geierpack, widerliches,
Stinkendes, liederliche s –
Aasfresser, grässliche,
Feige und hässlich e –
Ihr habt nix im Kopf,
Eure Mägen sind schlap p –
Tempo, sonst hack ich euch die Schwanzfedern ab!
„Beeilung, wenn ich bitten darf! Huuuiii!“ Morgengrau hieb in einem fort nach den Geierschwänzen und grölte dabei wie ein Besessener. Der Schwarm aus vierzig schwarzen Geiern teilte sich über dem Uhutor.
Im Fliegen sah Morgengrau, wie die Söldner der Reinen beim Anblick der Geier einer nach dem anderen
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