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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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den lodernden Ast, der Morgengrau aus den Zehen glitt, und versetzte Skench kurz entschlossen einen kräftigen Schlag. Die ehemalige Ablah-Generalin von Sankt Ägolius trudelte mit brennendem Gefieder in die Tiefe.
    „Hinter dir, Soren!“, rief Bubo warnend. Der stämmige Schmied flog dicht unter dem angeschlagenen Morgengrau und stützte ihn dabei.
    Da kam wie aus dem Nichts Martin herangesaust. In seinen Fängen funkelte ein tödlich spitzer Eissplitter. Der feindliche Kreischeulerich blinzelte verdutzt. Diesen Augenblick nutzte Martin und schleuderte den Splitter wie einen Speer. Der Kreischeulerich stieß einen gellenden Schrei aus und stürzte ab. Der Eissplitter ragte aus seiner Brust und sein Gefieder färbte sich rot.
    Soren landete auf einem Felsvorsprung, auf dem schon Bubo und Morgengrau saßen. „Bist du verletzt, Morgengrau?“, fragte er.
    „Mir geht’s prima“, erwiderte der Bartkauz mürrisch.
    „Er ist noch ein bisschen wacklig auf den Flügeln, aber sonst ist alles in Ordnung“, sagte Bubo.
    „Ich bin überhaupt nicht wacklig auf den Flügeln!“ Morgengrau stieß sich ab und flog zu dem Felssims hoch, auf dem ihre Waffen lagen.
    Dort wartete Quentin, ein älterer Streifenkauz, der nicht mehr aktiv an Gefechten teilnahm, sondern als Quartiermeister Waffen und Ausrüstung verwaltete: Kampfkrallen, die Äste für den Feuerkampf und Eiswaffen vom Splitter bis zum Schwert.
    „Was darf’s sein?“, wandte er sich an Bubo.
    „Eiswaffen für unsere Jungeulen hier, die auf der Schwarzhuhninsel ausgebildet wurden. Ich nehme das Übliche.“ Damit meinte der Schmied eine durchlöcherte, mit glühenden Kohlen gefüllte Eisenkugel an einer Kette. „Glühschwinger“ oder „Funkenbombe“ nannte man diese Waffe, und es war gar nicht so leicht, richtig damit umzugehen. Bubo war ein Meister in dieser Kunst. Wenn man die Kugel schnell im Kreis schwang, wurde sie rot glühend, und die Feinde stoben auseinander wie welke Blätter im Wind.
    „Bitte als Erstes die Kampfkrallen anlegen!“, mahnte Quentin sanft.
    „Klar doch, Quenty.“
    Quentin hatte eine sehr förmliche Art und zuckte bei dieser vertraulichen Anrede leicht zusammen. Er hielt Soren die Kampfkrallen hin, die ihm Ezylryb geschenkt hatte. „Es wäre mir eine große Ehre, sie dir anlegen zu dürfen.“
    Bubo seufzte. „Tu, was du nicht lassen kannst, Quenty! Aber wir anderen bewaffnen uns allein. Wir müssen so schnell wie möglich an die Front.“
    Im Nu waren alle Eulen bewaffnet und wieder in der Luft. Immer noch lag dichter Rauch über Sankt Ägolius, aber es hatte zu regnen angefangen. Ein Donnerschlag ertönte und der Blitz wand sich wie ein ausgefranster, weißer Streifen durch das Grau. Soren kam die Situation seltsam bekannt vor. War er denn schon einmal durch solchen Qualm geflogen? Nein, aber durch undurchdringlichen Nebe l – in seinem Traum, an den er längst nicht mehr gedacht hatte. In seinem Traum hatte sich weiches Hasenohr-Moos unerklärlicherweise in Nebel verwandelt. Das Fliegen war inzwischen äußerst beschwerlich. Sorens Augen tränten, in seiner Lunge stach es. Er konnte sich nun wieder an den ganzen Traum erinnern und plötzlich sah er auch ein goldenes Licht vor sich. Wie in seinem Traum flackerte es schwach. Da muss ich hin , dachte er, ich darf jetzt nicht aufgeben! Das Licht flackerte heller. Hustend und mit tränenden Augen flog Soren weiter.
    „Dasgadden gut vrinhkne mi Issen blu“ , verkündete Gylfies Trainingspartner, der Sperlingskauz Grindelhof.
    „Ich habe so etwas auch noch nie gesehen“, gab Gylfie zurück. Vor ihnen ragten die Federohren des Uhutors auf. Sie waren in weiche, graue Schwaden gehüllt, die Gylfie an Hasenohr-Moos erinnerten. War das etwa Rauch? Tatsächlich! Ihr Traum wurde wahr. Und vor sich im Rauch entdeckte sie ihren besten Freund. Soren!
    Im selben Augenblick zerriss ein Windstoß die Rauchschwaden, eine Passage wurde frei. Am anderen Ende traute Soren seinen Augen nicht. Mein Traum ist wahr geworde n – ich habe Gylfie wiedergefunden!

Mit Feuer und Eis

    „Die Frostschnäbel kommen!“, jubelte Morgengrau.
    „Nicht nur die Frostschnäbel“, berichtigte ihn Ruby. „Hinter ihnen fliegt das Glaux-Kommando. Die Krieger tragen Kjellschlangen auf dem Rücken!“
    Es war ein Schauspiel, das Soren nie vergessen würde. Der ganze Himmel war mit Eulen übersät, deren Eiswaffen wie Sterne glitzerten und funkelten. Im Nackengefieder der größeren Krieger ringelten sich

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