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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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Bärengeschichte den Wölfen so viel bedeutete. „Edler Duncan“, er sprach den Clanführer mit seinem offiziellen Titel an, „es ist mir eine Ehre, Euch zu begleiten. Nach allem, was Ihr für mich getan habt, ist das ja wohl das Mindeste.“
    Duncan MacDuncan senkte ganz leicht den erhobenen Schwanz. Das war eigentlich eine Demutsgebärde und bei einem Anführer selten zu sehen. Coryn verstand sie als Zeichen der Dankbarkeit. „Wenn es hell wird, brechen wir auf“, sagte der Anführer.
    „Warum nicht gleich?“
    „Weil wir vorher noch etwas zu erledigen haben.“
    Darauf stellten sich die MacDuncans im Kreis auf und legten die Köpfe zurück. Ihr Geheul erfüllte das Tal und tönte über die Berggipfel. Fremdes Geheul schallte zurück. Das wilde Konzert endete erst, als sich der Himmel rötlich färbte.

Coryn war noch nie in einer Streunerburg gewesen – so nannten die Wolfsclans die Höhlen, in denen sie ihre Feiern und Versammlungen abhielten. Als er sich den MacDuncans angeschlossen hatte, hatte sich der Clan bereits weit von seiner eigenen Streunerburg entfernt. Coryn staunte nicht schlecht über das, was er nun erblickte: In der Mitte der Höhle war eine Feuergrube. Die glühenden Holzkohlen wurden von Freien Schmieden oder Freien Glutsammlern geliefert. Die Wölfe selbst konnten nämlich nicht mit Feuer umgehen. Von Hamisch wusste Coryn, dass die Glutlieferanten mit Fleisch entlohnt wurden.
    Beim Anblick des Feuers wurde Coryn mulmig. Er fürchtete sich ein wenig vor dem, was ihm die Flammen vielleicht offenbaren würden. Darum suchte er sich weit entfernt von der Feuerstelle einen Platz. Die Höhlenwände waren mit den Fellen von Beutetieren ausgekleidet, und auch der Clanführer und seine Edlen hatten Felle umgelegt. Das Oberhaupt trug außerdem einen Kopfputz aus Zähnen und benagten Knochen. Knochennager aus anderen Clans stellten solche Alltagssachen her. Es gab auch einen wunderschön zurechtgenagten Redestab, auf den immer derjenige Wolf die Pfote legte, der gerade das Wort hatte.
    „Sei willkommen in unserer Streunerburg, edler Duncan.“
    Duncan MacDuncan duckte sich daraufhin so tief, wie Coryn es bei ihm noch nie gesehen hatte. „Wir sind überaus dankbar, dass ihr bereit wart, uns zu treffen“, erwiderte er.
    „Und wir fühlen uns geehrt, dass ihr die Eule mitbringt. Wir haben schon von der Fressgemeinschaft mit dem Bären gehört.“
    Duncan MacDuncan nickte bestätigend. „Wir bringen wichtige Neuigkeiten – und natürlich auch Gastgeschenke. Sie sollen unsere große Bewunderung für die MacHeath ausdrücken.“
    „Und wie lauten Eure Neuigkeiten, edler Duncan MacDuncan?“
    „Am Rand eures Reviers treibt sich ein Wolf herum, der offensichtlich von der Geiferseuche befallen ist. Wir haben seine Spuren gesehen, ihn selbst aber nicht entdeckt. Vielleicht hat ihn der Große Lupus …“, Duncan MacDuncan legte den Kopf zurück und blickte nach oben in Richtung Höhlendecke, „… schon auf den Sternenpfad geführt.“
    Die anderen Wölfe brummelten daraufhin einen Segenswunsch, den Coryn leider nicht verstand.
    „Ich danke Euch für diese wichtige Nachricht, edler Duncan“, erwiderte der Anführer der MacHeath.
    Duncans Plan ging auf. Er wollte das Revier der MacHeath durchqueren, weil das der kürzeste Weg zu den Heiligen Vulkanen war. Um den anderen Clan gnädig zu stimmen, hatte er Geschenke mitgebracht, aber die Warnung vor einem geiferkranken Wolf war wertvoller als jedes Geschenk. Damit stand der als rauflustig und hinterlistig geltende Clanführer der MacHeath jetzt in Duncans Schuld.
    „Überreiche die Gastgeschenke, edler Donalbain“, forderte Duncan einen seiner Getreuen auf. Ein großer Wolf mit grauem Pelz schleifte einen prall gefüllten Lederbeutel herbei. Als er den Beutel vor den Anführer der MacHeath hinlegte, fielen ein paar funkelnde Edelsteine sowie mehrere Knochen heraus, die ein berühmter MacDuncan einst benagt hatte.
    „Der alte Dummkopf wird nur Augen für die Edelsteine haben“, hatte Duncan vor dem Treffen gehöhnt. „Er kann einen antiken Knochen nicht von einem gewöhnlichen Ast unterscheiden.“
    Er hatte richtig vermutet. Clanführer Dunleavey MacHeath streckte sofort die Pfoten nach den Steinen aus. „Aha … Juwelen aus dem Smaragdfluss. Sehr schön!“ Er drehte sich nach seinen eigenen Edelleuten um. „Edler Crathmore, hol doch bitte mal das Geschenk, das unser letzter Gast mitgebracht hat.“
    „Sehr wohl, Herr.“
    Im Nu war

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