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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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würde. Er hatte nicht einmal Lust, sein Glück als Glutsammler zu versuchen und glühende Steine aus den Feuerflüssen zu klauben, die an den Hängen der Vulkane herunterliefen. Und ausgerechnet er hatte sich für einen zweiten Gränk gehalten!
    Der Clan lief immer nach Westen, in Richtung der Vulkane. Coryn wusste nicht, weshalb diese Berge den Wölfen heilig waren, nur dass es dort sehr viele Knochennager gab. Er wartete ab, bis der Clan das nächste Mal rastete. Hamisch hielt einen Rentierknochen in den Vorderpfoten und nagte eifrig daran herum. Das war die Gelegenheit!
    „Übst du Knochennagen, weil wir unterwegs zu den Vulkanen sind?“, fragte Coryn.
    Hamisch brummte leise irgendetwas Zustimmendes, schien aber nicht mehr sagen zu wollen.
    Coryn ließ sich nicht abwimmeln. „Darf ich mir deinen Knochen mal anschauen?“
    „Bitte sehr.“ Der Wolf schubste den Knochen zu ihm hinüber.
    „Bist du sauer auf mich, Hamisch?“
    Der junge Wolf erwiderte seufzend: „Nein. Ich bin sauer auf mich selbst.“
    „Warum denn?“
    „Weil ich’s nicht kann.“
    „Was kannst du nicht? Knochen benagen?“
    „Wie soll ich es dir bloß erklären? Wir Knochennager haben kein einfaches Leben. Dir ist bestimmt aufgefallen, dass ich in meinem Clan ein Außenseiter bin?“
    „Ja, das ist mir aufgefallen.“
    „Uns Knochennagern werden besondere Kräfte zugeschrieben. Wir nagen Muster in die Knochen. Diese Muster erzählen die Geschichte unseres Clans. Die Knochennager schichten diese Knochen zu hohen Hügeln oder ‚Cairns‘ auf. Die Cairns und die Knochennager aus unserem Clan bewachen die Heiligen Vulkane.“
    „Warum ist das denn nötig?“ Als Coryn die Frage aussprach, zog sich sein Magen zusammen.
    „Weißt du das wirklich nicht?“ Hamisch blickte auf und sah den jungen Eulerich mit seinen grünen Augen durchdringend an. Er schien geradewegs in Coryns Magen zu blicken.
    „Nein … nein, ich …“ Coryn stockte. Sag’s nicht! Sprich es nicht aus! Er kniff Augen und Schnabel fest zu.
    „Weil die Glut von Hoole bewacht werden muss“, sagte Hamisch mit gedämpfter Stimme und breitem Macnuscheln.
    Jetzt ist es raus! , dachte Coryn. Warum habe ich es nicht über mich gebracht?
    „Kannst du dich noch erinnern, was bei dem erbeuteten Elch geschehen ist?“, fuhr Hamisch fort.
    „Klar.“
    „Wir Wölfe und der Bär haben Seite an Seite gefressen. So etwas ist noch nie vorgekommen. Wir Wölfe sind sehr abergläubisch. Es geht das Gerücht um, du hättest etwas mit den alten Legenden zu tun. Weil wir beide uns angefreundet haben, meinen die anderen, ich müsse den Clan verlassen und mich der Heiligen Garde anschließen.“
    „Ist das denn nicht eine große Ehre?“, fragte Coryn.
    „Mag sein, aber sie macht auch einsam. Ich würde die Ehre lieber gegen Freunde eintauschen.“
    „Wir beide können doch trotzdem Freunde sein.“
    „Wohl kaum. Die Mitglieder der Heiligen Garde haben keine Freunde. Sie haben vor langer Zeit geschworen, ihr Leben dem Dienst an Hoole zu weihen.“
    „Hoole?“
    „Bis jemand die Glut von Hoole wieder aus dem Vulkan herausholt, sind sie an den Schwur gebunden.“
    „Aber das ist doch nur eine Legende“, wandte Coryn ein. Ihm war ganz flau im Magen.
    „Meinst du wirklich?“, fragte Hamisch.

Coryn fühlte mit jedem Flügelschlag, dass er seiner Bestimmung näher kam. Er hatte schreckliche Angst. Bis jetzt hatte er geglaubt, er müsse nur Lehrer des kleinen Coryn werden. Inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher. Der Freie Schmied Gwyndor hatte ihm einst gesagt, er habe einen freien Willen. Coryn brauche nichts zu tun, was er nicht tun wolle. Die Fleckenkäuzin Nebel hatte das Gleiche gesagt. Er konnte jederzeit kehrtmachen und fortfliegen. Aber wohin? Zurück zu Nebel? Sie wäre bestimmt enttäuscht von ihm. Zu Kalo und dem kleinen Coryn? Er sehnte sich nach den Höhlenkäuzen, aber er konnte jetzt noch nicht zu ihnen zurückkehren. Nebel und die Geisterkäuzin hatten ihm beide erklärt, er habe eine Aufgabe zu erfüllen. Aber was für eine? Er musste eine Prüfung bestehen, ehe er den Großen Baum aufsuchen konnte, aber welche? Und warum hatte er das Gefühl, sein Schicksal sei mit dem von Hamisch verknüpft? Zog Hamisch wegen Coryn zu den Heiligen Vulkanen? Oder war es umgekehrt? War ihrer beider Schicksal an die Glut von Hoole gebunden? Hamisch sollte sich den Bewachern der Glut anschließen. Welche Rolle war ihm, Coryn, zugedacht?
    Die Vulkane erhoben sich am äußersten

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