Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
Vom Netzwerk:
nach, der humpelnd seinem Taiga Banco folgte. „Wie unterscheiden die Wachen eigentlich die guten von den bösen Eulen?“, fragte er Gwyndor.
    „Es heißt, die Wölfe spürten den Unterschied in ihren eigenen Knochen. Sie können es aus den toten Knochen der Hügel lesen. Diese Gabe wird seit Jahrhunderten unter den Knochennagern des MacDuncan-Clans weitervererbt. Deshalb stellen die MacDuncans ja auch die Heilige Garde.“
    Über ihnen zogen unzählige Eulen am Himmel ihre Kreise. Immer wieder gingen sie in den Sturzflug, um sich ein Stück Uferglut zu schnappen. So nannte man die Glutbrocken am Rand der Lavaflüsse. Auch viele Freie Schmiede waren gekommen. Sie wollten von den Glutsammlern die heißeste Glut eintauschen, die das Feuer in ihren Schmiede-Essen „rumsen“ ließ. Doch die umherlaufenden Wolfswachen machten einen feindseligen Eindruck. Von der Gastfreundschaft, die Coryn im MacDuncan-Clan erlebt hatte, war bei ihnen nichts zu spüren. Das mochte daran liegen, dass sie alle von klein auf als Außenseiter behandelt worden waren.
    Hamisch fehlte Coryn jetzt schon. Ob man ihm erlauben würde, seinen Freund zu besuchen? Er hatte sich nicht getraut, Fengo oder Banco danach zu fragen. Fengo … Woher kenne ich den Namen bloß?
    Otulissa, Gwyndor und Coryn hatten sich auf einen Felsen gesetzt und Otulissa beobachtete das Treiben der Glutsammler, die geschickt die heißen Luftströme über den Vulkanen nutzten. Sie erklärte gerade, sie wolle sehen, wie einer von ihnen ein Glutstück im Flug fing, als Coryn endlich ein Licht aufging. Das geheimnisvolle Kaninchen am See hatte einen „Fengo“ erwähnt! Das Kaninchen war ein sogenannter „Netzleser“ gewesen. Es sah verschiedene Botschaften und Bilder in Spinnennetzen.
    Einmal war der Name „Fengo“ in einem Netz aufgetaucht. Leider sah man in einem Spinnennetz immer nur Bruchstücke einer Vision. So geht es mir die ganze Zeit , dachte Coryn. Nie erfahre ich die ganze Geschichte. Von Nebel, von der Geisterkäuzin und von dem Kaninchen habe ich nicht alle Legenden von Ga’Hoole erfahren können . Bis jetzt hatte noch niemand Coryn die drängendsten Fragen beantworten können: Was soll ich hier? Was ist meine Aufgabe? Ist es mir bestimmt, der Lehrer des neuen Königs zu sein?
    „Die Lehrerin bin immer noch ich! “ Otulissas schrille Stimme ließ ihn zusammenzucken. Anscheinend hatte er laut gedacht. „Hast du mir überhaupt zugehört, Coryn?“
    „Entschuldigung.“
    „Ich habe gerade gesagt, dass offenbar keiner von den Glutsammlern da drüben …“, die Fleckenkäuzin deutete mit dem Schnabel auf den nächstgelegenen Vulkan, „… in der Lage ist, ein Glutstück im Flug zu schnappen. Das ist ein Jammer, denn die Glut rumst nur richtig, wenn sie in der Luft aufgefangen wird. Sobald sie den Boden berührt, lässt die Hitze nach. Das stimmt doch, Gwyndor?“
    „Ganz recht, Gnädigste.“ Im Stillen dachte Gwyndor: Diese Käuzin ist ganz schön pingelig. So schlimm ist es nun auch wieder nicht, wenn ein Glutstück zwischendurch mal auf die Erde fällt.
    „Wir fangen trotzdem mit der Bodenarbeit an. Ich mache es dir vor. Pass gut auf, wie ich die Glut in den Schnabel nehme. Man nennt das den ‚klassischen Gränk-Griff‘. Bevor ich abhebe, überprüfe ich die Windrichtung.“ Otulissa führte es vor, dann schwang sie sich in die Lüfte und kreiste über Coryn und dem Schmied.
    „Du musst den Wind im Schwanzgefieder haben, bevor du in den Glutanflug gehst!“, rief sie zu ihrem Schüler hinunter. „Sonst kriegst du die Funken ins Gesicht. Los geht’s!“
    Otulissa flog eine große Schleife und schraubte sich dann abwärts. Sie segelte über einen rötlichen Lavafluss hinweg und angelte sich ein Glutstück vom Rand. Dann kehrte sie zu den beiden anderen zurück und baute sich vor Coryn auf. Sie legte den Kopf schief und drehte ihn weit herum, damit Coryn den Gränk-Griff von allen Seiten betrachten konnte. Schließlich warf sie den Glutbrocken in Gwyndors Behälter. „Höchstens Güteklasse B“, sagte sie verächtlich. „Tut mir leid, Gwyndor.“
    „Kein Problem, Gnädigste. Ich nehm alles, was ich kriegen kann.“
    Otulissa rümpfte den Schnabel. Diese Schmiede heutzutage – kein Sinn mehr für Qualität!
    „Jetzt bist du dran, Coryn. Hast du gut aufgepasst?“
    „Jawohl.“
    „Windrichtung überprüfen, große Schleife, Glutanflug …“
    Coryn war schon losgeflogen, aber Otulissa erteilte ihm weiter mit lauter Stimme ihre

Weitere Kostenlose Bücher