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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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erschienen.“
    „Eine Geistereule?“ Otulissa klang angespannt. „Wie sah sie aus?“
    „Sie war eine Fleckenkäuzin wie du, aber viel älter. Sie ist mir im Geisterwald erschienen.“
    „Im Geisterwald …“
    „Sie hat gesagt, wir sollen auf dich warten. Sie hat deinen Namen genannt, Otulissa. Und da ist mir wieder eingefallen, dass ich denselben Namen schon mal geträumt hatte.“
    „Und weshalb habt ihr auf mich gewartet?“
    „Die Geisterkäuzin meinte, du sollst mir in irgendeiner Sache beistehen. Aber du bist nicht aufgetaucht.“
    „Das tut mir leid. Ich hatte Zweifel … und Angst.“
    „Ich hatte auch Angst“, gestand Coryn.
    Und jetzt sind wir beide hier , dachte Otulissa. Wie geht es jetzt weiter? Sie wandte den Kopf, als hielte sie nach jemandem Ausschau – nach Strix Strumas Geisterschnabel?

„Er ist ein Feuerseher, Gnädigste.“
    „Bist du ganz sicher, Gwyndor?“
    „Ich hab’s selber erlebt, auf der Bestattungsfeier von seinem Vater. Da hab ich ihm angesehen, dass er in den Flammen etwas erkennt. Später hab ich ihn noch ein paarmal auf die Probe gestellt und jetzt bin ich ganz sicher: Das Feuer hat ihm die blutige Geschichte seiner Eltern gezeigt.“
    „Der Ärmste.“
    „Und soll ich Euch sagen, was er außerdem noch gesehen hat?“
    Die Fleckenkäuzin und der Maskeneulerich steckten die Köpfe zusammen. Sie hatten sich Coryn und dem MacDuncan-Clan angeschlossen. Der Clan machte gerade Rast und Coryn hatte sich mit seinem Wolfsfreund in eine Höhle verzogen. Trotzdem wollte Gwyndor kein Risiko eingehen. Schleiereulen hatten ein überfeines Gehör – da konnte man nicht vorsichtig genug sein. Deshalb hatte der Schmied einen Felsen ausgewählt, der ein gutes Stück von der Höhle entfernt war. Jetzt flüsterte er Otulissa in den Ohrschlitz: „Er hat die Glut von Hoole gesehen!“
    Otulissas Magen wurde eiskalt. Ich hab’s geahnt. Als sie nach der Begegnung mit Strix Strumas Geisterschnabel den letzten Gesang des Feuerzyklus noch einmal gelesen hatte, waren ihr die Verse auf einmal in neuem Licht erschienen. Sie sagte sie in Gedanken auf:
    Wenn die kupferrote Zeit ist ins Land gezogen,
Kommt er durch Tag und Nacht geflogen.
Im Schnabel trägt er die heiße Glut,
Sein Magen ist tapfer, sein Herz ist gut.
Eine seltene Gabe ist ihm eigen –
Im Feuer sich ihm Bilder zeigen.
Ausführen soll er Hooles Willen,
Soll seinen Auftrag hier erfüllen.
    War dieser Er etwa Coryn, der einzige Sohn der bösen Herrscher Kludd und Nyra?
    „Weiß der Kleine, was die Bilder im Feuer bedeuten?“, fragte sie Gwyndor.
    „Teils, teils. Manches versteht er, aber er kann die Bruchstücke nicht immer zusammensetzen. Ich hab mich mal mit dem Knochennager unterhalten, diesem Hamisch. Offenbar glaubt Coryn, dass er hier in den Hinterlanden seine Ausbildung fortsetzen soll.“
    „Das stimmt ja auch. Und ich werde seine Ryb sein, wie wir im Großen Baum sagen.“
    „Ich weiß nicht, ob Coryn das auch so sieht.“
    „Wieso?“
    „Na ja, er weiß nicht viel über den Großen Baum. Bei den Reinen darf darüber nicht gesprochen werden.“
    „Verstehe. Das erklärt natürlich seine Unwissenheit.“
    „Einiges hat er trotzdem aufgeschnappt. Er kennt Teile des Feuerzyklus, und von Gränk, dem ersten Glutsammler, hat er auch schon gehört.“
    „Oje …“, seufzte Otulissa. „Halbwissen kann sehr gefährlich sein.“
    „Ganz meine Meinung. Coryn sieht sich selbst als einen zweiten Gränk.“
    Otulissa blieb der Schnabel offen. „Wie bitte? Hat er sich denn schon jemals als Glutsammler betätigt?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Es ist eher so, dass er sich selbst als zukünftigen Lehrer betrachtet, so wie Gränk einst der Lehrer des jungen Hoole war.“
    „Und wer soll Coryns Schüler sein, bitte schön?“
    „Ein junger Höhlenkauz, der erst vor Kurzem in den Ödlanden geschlüpft ist. Coryn ist davon überzeugt, dass dieses Küken der Nachfolger von König Hoole ist.“
    Otulissa war baff. „Wie kommt er denn auf so einen Unsinn?“
    „Keine Ahnung. Ich erzähle Euch das alles ja auch nur, damit Ihr ein bisschen behutsam mit ihm umgeht. Denkt einfach immer dran, dass er sich selbst als Lehrer sieht.“
    „Aber er glaubt auch, dass der Geisterschnabel von Strix Struma mich hergeschickt hat, damit ich ihm helfe.“
    „Stimmt.“
    „Wie sollen wir vorgehen? Was glaubst du, Gwyndor? Bist du auch der Meinung, dass dieser junge Höhlenkauz Hooles Nachfolger ist? Oder ist es nicht eher Coryn

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