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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Sakristei habe ich wunderhübsches Porzellan. Hol doch mal die kleinen Tässchen, Bubbles.“
    Soren fühlte sich verpflichtet, wenigstens einen Blick auf Ellies Waren zu werfen. Schließlich hatte ihr Besuch die Elster in eine peinliche Lage gebracht. Vielleicht fand er ja ein Mitbringsel für die drei Bs, wie er seine Töchter manchmal nannte. Ihnen von seinem Ausflug nur eine Wühlmaus mitzubringen, schien ihm gar zu armselig.
    Bubbles kam mit einem Beutel zurück, aus dem Ellie ein paar zierliche Tassen holte.
    „Das sind keine Teetassen, sondern sogenannte Mokkatassen. Das weiß ich von Madame Plonk. Siesind nicht so groß und prachtvoll wie die Krönungstasse, die ich ihr verkauft habe, aber ich finde sie trotzdem ganz reizend.“
    Soren stellte sich vor, wie Bascha, Blüte und Bell getrocknete Würmer aus den kleinen Gefäßen pickten. „Was möchtest du denn dafür haben?“, fragte er.
    „Mal überlegen … Ich habe eine gewisse Schwäche für Zwittersteine.“ Das waren Steine, die sowohl Spuren von Gold als auch von Silber enthielten. Wenn man sie einem Schmied brachte, konnte er sie zerschlagen und das Edelmetall herausschmelzen. Allerdings war es von minderer Qualität.
    „Zwittersteine habe ich leider nicht“, sagte Soren. „Wie wär’s mit einem schönen Kaninchenpelz?“
    „Da müsste ich erst mal einen Blick drauf werfen.“
    „Kannst du bitte das Fell herbringen, Digger?“
    Digger holte das Fell und breitete es auf dem Steinfußboden der Kapelle aus.
    „Hab dem Kaninchen persönlich den Genickbiss verpasst“, warf Morgengrau voller Stolz ein.
    „Das glaube ich dir sofort.“ Ellie trippelte um das Fell herum und beäugte es kritisch.
    „Im Töten bin ich ein echter Künstler!“, setzte Morgengrau prahlerisch noch eins drauf.
    Ellie blieb stehen. „Töten hat mit Kunst nichts zu tun, du Untier!“ Sie schaute Soren an. „Einverstanden.“
    Nachdem der Handel getätigt war, flogen die Eulen weiter. Die Nacht war noch lang. „Tja, Morgengrau, du zählst anscheinend nicht grade zu Ellies Lieblingseulen“, spöttelte Digger.
    „Das ist nun wirklich unser geringstes Problem“, sagte Gylfie. „Wo in aller Welt sollen wir den Söldner suchen, der das Buch an sich gebracht hat? Wir wissen ja nicht einmal, wie er heißt.“
    „Doch. Er heißt Stürmer und gehörte zu den Generälen meiner Mutter.“
    „Grundgütiger Glaux! Dann ist unsere schlimmste Befürchtung also wahr geworden.“
    „Nicht unbedingt“, sagte Coryn. Seine vier Gefährten wandten die Köpfe und schauten ihn fragend an.
    „Unsere schlimmste Befürchtung ist eine halb fertige Hägsdämonin, die mit Hilfe eines Buches das angefangene Experiment zu Ende bringt.“
    „Ich weiß ja nicht …“, erwiderte Digger zweifelnd. „In den alten Legenden stand doch nicht, wie man Hägsdämonen erschafft, sondern wie man ganz neue Ungeheuer züchtet. Hägsdämonen kommen schon fertig auf die Welt.“ Daraufhin wandten sich alle Köpfe dem Höhlenkauz zu.
    „Ein schwacher Trost“, meinte Gylfie. „Ungeheuer? Hägsdämonen? Eins so schlimm wie das andere, wenn ihr mich fragt.“
    „Worte, Worte … immer geht es nur um Worte“, murrte Morgengrau.
    „Hört auf, euch zu zanken!“, rief Coryn. Er überlegte bereits angestrengt, wo Stürmer stecken mochte. Früher hatten die Reinen in den Sankt-Ägolius-Schluchten gelebt. Aber dann waren sie von dort in den Krieg aufgebrochen. Wenn Coryn sich von einem Schmied etwas Glut besorgte, könnte er ein Feuer machen. Schon ein kleines Feuer würde ausreichen, um in den Flammen nach dem Aufenthaltsort des alten Generals Ausschau zu halten. Allerdings wusste Coryn aus Erfahrung, dass sich die Bilder im Feuer nicht herbeizwingen ließen. Sie erschienen nach ihrer eigenen Lust und Laune, nicht auf Befehl.
    Da fiel sein Blick auf etwas Glitzerndes unter sich. Ein Spinnennetz hing im winterlichen Gras und funkelte wie lauter Edelsteine. Und dann vernahm Coryn auch einen raschen Herzschlag.
    Karnickel!

Otulissa hatte den halben Tag lang in der Bibliothek gearbeitet und noch kein Auge zugetan. Als sie nun durch die goldenen Milchbeerenranken zu ihrer Schlafhöhle flog und dabei das sanfte Säuseln der Blätter hörte, ging ihr wieder einmal durch den Kopf, wie unnatürlich das alles war. Beim Glaux – die weiße Zeit ist längst angebrochen! Es ist Winter. Überall ist Winter, nur hier nicht , dachte sie bedrückt.
    Die goldenen Ranken hätten welk und weiß sein müssen, die Beeren

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