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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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auch, dass Krieth nie einen Gefährten oder eigene Küken hatte. Damit ist ihre Dämonenlinie mit ihr ausgestorben. Aber Gedanken – gute und böse – überleben oftmals ihre sterblichen Urheber. Das sieht man an unserer Bibliothek und auch an den Bibliotheken im Nebelschloss. Das Buch, in dem Krieth ihre Zauberformeln und abscheulichen Experimente festhielt, hat die Jahrhunderte überdauert.“
    Coryn machte eine Pause und schaute in die Runde. In den Augen seiner vier Zuhörer spiegelten sich Furcht und Verwirrung.
    „Ich habe nicht versucht, das Buch zu erwerben. Es ist sehr groß und dick, und ich hatte meinen Tragbeutel nicht dabei.“
    „Trotzdem – so ein Buch enthält doch bloß Worte“, sagte Morgengrau abfällig.
    „Worte können große Macht besitzen, das wissen wir ja wohl alle“, konterte Digger. „Aber worauf willst du hinaus, Coryn?“
    „Wenn Krieths Buch die Jahrhunderte überdauert hat, hat dann vielleicht auch irgendeins der von ihr erschaffenen Geschöpfe überlebt? Seit ich die Glut geborgen habe, hat sich gezeigt, dass sie sowohl segensreiche als auch verhängnisvolle magische Eigenschaften besitzt. Ja, die heutigen Hägsdämonen sind schwach und machtlos wie böse Traumbilder. Aber womöglich flößt ihnen die Glut neue Kräfte ein.“
    Vor allem, wenn sie das Buch ihrer Vorfahrin Krieth an sich bringen, ging es Soren durch den Kopf.
    „Du willst uns damit sagen, dass Nyra sich verwandeln könnte – falls sie überhaupt noch am Leben ist, nicht wahr?“ Soren blickte seinen Neffen eindringlich an.
    „Sie war doch schon bösartig genug“, warf Morgengrau ein.
    Coryn ergriff wieder das Wort. „Vielleicht ist so eine Dämonennatur ja wie eine Krankheit, die jahrelang in einem schlummert und erst unter günstigen Bedingungen blüht und gedeiht.“
    Blüht und gedeiht , dachte Soren. Ich kann es langsam nicht mehr hören. Auch vom Großen Baum beziehungsweise vom Goldenen Baum, wie er immer öfter genannt wurde, hieß es, er blühe und gedeihe so prächtig wie noch nie. Aber wenn Soren an die golden glänzenden Äste mit ihrem goldenen Laub dachte, kam es ihm vor, als könnten sie plötzlich in die Höhe schießen und den Ätherschleier über dem Eulenuniversum durchbohren.
    Ach, war das schön, als der Große Baum noch der Große Baum war … Oder durfte man so nicht denken?Damals war die Welt voller Gefahren gewesen. Doch es waren Gefahren, die man sehen und greifen konnte. Die Reinen waren die Reinen. Tupfen waren Tupfen. Die Schurken von Sankt Äggie waren … nun ja, die Schurken von Sankt Äggie. Man kannte seine Feinde und ahnte zumindest, wo sie lauerten.
    Diese neue Bedrohung war ganz anders. Der eigentliche Feind war nicht Nyra. Sie war eher ein Werkzeug des Bösen. Die Hägsmagie selbst war der Feind – aber wie sollte man einen solchen Feind bekämpfen?

Soren flog durch strahlendes goldenes Licht. Er spürte, wie sein weißes Gesicht davon vergoldet wurde, und als er an sich herunterschaute, funkelten auch seine Füße, als hätte er sie in flüssiges Gold getaucht. Doch im selben Augenblick glitzerte es in dem goldenen Licht plötzlich silbern, wie durch einen winzigen Spalt. Soren stockte der Magen und seine Flügel wurden schwer wie Steine. Ein Riss! Ein Riss im Ätherschleier! Er entdeckte immer mehr silberne Stellen. Die Risse wurden breiter, schwarze Federn schoben sich hindurch. Das goldene Licht war auf einmal mit schwarzen Punkten gesprenkelt. Das sind keine Flugfedern, die da sprießen. Der Ätherschleier wird zerfetzt! „Wartet nicht auf mich!“, hörte er eine vertraute Stimme schreien. „Mir kann keiner mehr helfen. Fliegt los! Sie sind zurückgekehrt!“
    Wer war das? Wer schreit da in meinem Traum? Hilfe – ich werde flügelstarr … in meinem eigenen Traum! Die Eulenwelt stirbt!
    „Wach auf, Soren!“
    Gylfie flog über ihm hin und her und schlug mit den kleinen Flügeln, um ihn wachzubekommen. Das wievielte Mal ist das wohl? , dachte sie. Aber Soren war ein Sternenseher. Seine Träume waren bedeutsam. Inzwischen waren auch Coryn, Morgengrau und Digger aufgewacht. Gylfie fächelte Soren weiter Luft zu und sagte über die Schulter: „Er hat schlecht geträumt.“
    „Auch das noch!“ Morgengrau ruckte energisch mit dem Kopf, als müsste er erst zu sich kommen. „Schlechte Neuigkeiten hatten wir doch wahrhaftig schon genug.“
    „Verschluck dich am Gewölle“, gab Gylfie unfreundlich zurück und wandte sich wieder Soren zu. „Bist du

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