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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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dass Schleiereulen allen anderen Eulenarten überlegen waren. Und diese Krieth war nicht mal eine richtige Eule gewesen. Sie war eine Hägsdämonin, eine Kreuzung zwischen Krähe und Eule. Auch Stürmer hatte schon seine Erfahrungen mit den Schatten der ausgestorbenen Dämonen gemacht. Wie Fetzen aus einem bösen Traum hatten sie ihn auf langen Nachtflügen verfolgt. Das war zwar Furcht einflößend, aber im Grunde harmlos.
    Nun jedoch erklärte Nyra öffentlich, dass eine Dämonin aus ferner Vorzeit, ein denkbar „unreines“ Geschöpf, ihre Geistesverwandte sei. Nicht, dass Stürmer etwas dagegen einzuwenden hatte. Oh nein. Doch als Nyra jetzt wieder mit dem Schnabel durch die Aschefuhr, kam es ihm vor, als seien die Federn am Saum ihres Gesichtsschleiers dunkler als vorher.
    Dass einem kurz vor einer Schlacht allerlei durch den Kopf ging, war für Soren nichts Neues. Oftmals waren es Gedanken, die scheinbar nichts mit dem Bevorstehenden zu tun hatten. Sie drehten sich nicht um irgendwelche Angriffstaktiken und auch nicht um die Möglichkeit, im Kampf zu fallen.
    Soren schielte zu seinem Neffen hinüber, der neben ihm saß. Coryn machte den Eindruck, als könnte er es gar nicht erwarten, dass es endlich losging. Aber würde er dem Wiedersehen mit seiner Mutter gewachsen sein? Würde er es über sich bringen, mit einer Waffe auf sie loszufliegen? Sie gar zu töten, wenn es nötig war?
    Soren gelobte sich im Stillen, dass es nicht so weit kommen würde. Er selbst würde es übernehmen, Nyra den Garaus zu machen. Von keinem Sohn auf der Welt konnte man verlangen, dass er seine eigene Mutter tötete, und sei sie noch so bösartig.
    Dabei habe ich Coryn doch zu dieser Reise aufgefordert, um ihn von seinem Gegrübel über Nyra abzulenken. Und nun muss er ihr wieder begegnen!
    Als Nächstes dachte Soren bestimmt zum tausendsten Mal: Ach, wäre Otulissa doch mitgekommen! Die Fleckenkäuzin war eine hervorragende Strategin. Soren schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie Otulissa wohl einen solchen Angriff geplant hätte. Wieder einmal zog sich sein Magen zusammen. Warum verspüre ich jedes Mal diese Beklommenheit, wenn ich an Otulissa denke?
    Es war ein Wettlauf gegen den Mond. Wenn die Wölfe bei Vollmond ins Freie kamen, würden sie sich in Ungeheuer verwandeln. Aber was würde geschehen, wenn die Mondfinsternis eintrat? Würden die Vyrwölfe ihre übernatürlichen Kräfte dann wieder verlieren oder würden sich diese noch verstärken?
    Am liebsten wäre Soren zum Mond hochgeflogen und hätte ihn angehalten. Er legte blinzelnd den Kopf in den Nacken. Zwei gewaltige Mächte näherten sich einander in unaufhaltsamem Lauf. Wenn er dazu in der Lage wäre – würde er dann eher den Mond anhalten oder vielleicht besser die Erde? Was war vorzuziehen: Nacht oder Tag? Bei einer Mondfinsternis schob sich die Erde zwischen den Mond und die Sonne. Soren stellte sich vor, wie der Schatten der Erde das erste Stück vom Mond abbiss. Er stellte sich vor, wie … und urplötzlich fiel ihm sein Traum wieder ein. Die Risse im Ätherschleier. Die schwarzen Federn, die hindurchlugten. Wartet nicht auf mich! Das war Otulissas Stimme! Fliegt los!
    Soren sah seinen Neffen an. „Auf geht’s!“
    Hinter ihnen glomm in einer Felsmulde ein kleiner Berg Glutbrocken. Daneben waren trockene Äste und Zweige aufgeschichtet, die sie mit Unterstützung der Wölfe im Schattenwald gesammelt hatten. Hier in der felsigen Schluchtenlandschaft wuchsen nur wenige Bäume und nach der Großen Brandschlacht hatte sich ihre Zahl noch verringert. Die Glutstücke hatten sie in Tragbeuteln und Behältern aus den Hinterlanden mitgebracht.
    Coryn sah angespannt zu, wie sich die Bande mit Waffen ausrüstete. Gylfie wählte zwei leichte Kiefernzweige mit dichten Nadelbüscheln an den Enden. Morgengrau ergriff einen dicken, verwitterten Eichenast, der langsam brennen und am vorderen Ende lange glühen würde. Soren suchte sich einen biegsamen Tannenast heraus. Mit Tannen kannte er sich schließlich aus. Der Ast, den er gewählt hatte, war über und über mit Nadeln besetzt.
    Soren sollte voranfliegen, seine Waffe schwenken und für sich und die anderen wie ein feuriger Komet einen Weg durch die Wölfe bahnen. Digger, der von den Fünfen die kräftigsten Beine hatte, würde seinen Birkenast an beiden Enden in Brand stecken. Dann würde er die Waffe in der Mitte packen und herumwirbeln.
    Sobald alle Eulen etwas Geeignetes gefunden hatten, würden sie in

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