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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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feierlicher Prozession an der Glutmuldevorbeiziehen und ihre Waffen anzünden. Alle Mitglieder der Bande waren kampferfahren. Coryn nicht, auch wenn er seinen Mut schon oft anderweitig unter Beweis gestellt hatte. Er war zwar ein unübertroffener Glutsammler, hatte aber noch nie mit einer Feuerwaffe gekämpft. Wie der junge König seine vier Gefährten um ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen beneidete! Vom kleinsten bis zum größten Mitglied der Bande waren sie so entschlossen, so furchtlos.
    Andererseits hatte er selbst vielleicht die größte Herausforderung zu bewältigen. Er würde seine Mutter wiedersehen, die einst versucht hatte, ihn umzubringen. Er war der König von Ga’Hoole. Er setzte alles aufs Spiel.
    Doch besaß er dafür auch genug Ga’ – jene Charakterstärke, von der er in den alten Legenden gelesen hatte? Hooles Mutter Siv hatte Ga’ besessen und Soren hatte bestimmt auch welches.
    Coryn sah seinem Onkel nach, als dieser nun an die Glutmulde trat, um seine Waffe in Brand zu stecken. Als Nächster war Coryn an der Reihe. Würde auch in ihm selbst eine Kraft aufflammen, die seine Nerven und seinen Magen für die Schlacht wappnen würde? Würde sein Ga’ sich zeigen? Das war die große Frage.

Mit angezündeten Waffen flogen sie los. Vorher hatten sie sich noch einmal klargemacht, worauf es ankam. Erstens: Nyra und die Wölfe durften nicht ins Freie flüchten. Zweitens: Sie durften sich aber auch nicht tiefer in das Tunnellabyrinth zurückziehen. So lautete die Strategie, der Überrumpelungseffekt tat hoffentlich sein Übriges. Dann gab es noch ein Drittens: Sie mussten Krieths Buch an sich bringen. Das war schließlich der eigentliche Sinn und Zweck des Angriffs.
    Bei ihrem Erkundungsflug hatte Gylfie gesehen, wo Nyra das Buch aufbewahrte. Es lag in einer Felsnische über der Feuergrube, in der einst Kludds Gebeine verbrannt worden waren. Seine Asche war zu einem Häufchen zusammengescharrt, das mit Steinen eingefasst war – ein Altar für einen Tyrannen.
    Unter der Erde saß Nyra neben der Asche ihres Gatten und malte sich aus, wie sie mithilfe von Krieths Zauberbuch selbst eine Hägsdämonin werden und ihrenSohn noch einmal neu erschaffen würde. Und dann … dann würde sie sich die Glut holen!
    Auf den Felsen vor der Höhle kauerten sprungbereit die zwölf Wölfe. Sie würden sich auf jeden Vyrwolf stürzen, der ins Freie floh. Das grüne Licht ihrer Augen wollten sie wie damals ihre Vorfahren als Waffe einsetzen. Aber konnten sie damit auch die Vyrwölfe besiegen? Hoffentlich kam es erst gar nicht so weit. Hoffentlich konnten die Scheusale schon unter der Erde unschädlich gemacht werden.
    Am Himmel zog der Mond unaufhaltsam seine Bahn. Soren und Gylfie mussten wieder an ihre schlimmen Erfahrungen in Sankt Ägolius denken. Wie verhängnisvoll das Mondlicht sein konnte!
    „Hi-yiiiiii!“, stieß Soren jetzt einen schrillen Schleiereulenruf aus. Dann flog er mit seinem brennenden Ast als Erster in die Höhle hinein. Ein Funkenschauer sprühte auf. Soren ging abwechselnd in den Sturzflug und in den Steilflug, bis die Dunkelheit von leuchtenden Linien erhellt war. Die Wölfe brachen in Geheul aus. Nyra und ihre Eulen kreischten schrill und legten hastig ihre Kampfkrallen an.
    Im Schutz dieser feurigen Verwirrung näherte sich Gylfie mit ihren beiden brennenden Kiefernzweigen einem der Wölfe. Ruhe bewahren! , ermahnte sie sich, als der Wolf das Maul aufriss. Sein rosafarbener Rachen war so riesig, dass er die kleine Elfenkäuzin mit einem Happs hätte verschlingen können. Aber Gylfie flog unbeirrt weiter und rammte ihrem Gegner einen brennenden Ast tief in den Schlund. Der Wolf heulte gurgelnd auf. Jetzt hatte Gylfie nur noch eine Waffe.
    Als sie sich umdrehte, sah sie Nyra auf sich zufliegen. Sie hatte in der Eile nur eine Kampfkralle anlegen können. Mit den scharfen Klingen holte sie nach Gylfie aus. Die Elfenkäuzin wich aus und Nyra traf ins Leere. Wegen des einseitigen Gewichts war ihr Flug unsicher. Das machte Gylfie sich zunutze. Sie wollte Nyra von der Nische mit dem Buch fortlocken. Vor dem Angriff hatten sie ausgemacht, dass Cody sich das Buch schnappen sollte.
    Mit ihrer verbliebenen Waffe flatterte Gylfie hin und her, täuschte links an, um dann nach rechts zu fliegen, und umgekehrt. Damit machte sie ihre Gegnerin ganz rasend. Nyra wollte die Elfenkäuzin von der Seite angreifen und drehte sich halb um. Dabei fiel ihr Blick auf Coryn. Er trieb soeben mit seinem an beiden

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