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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er mehr getrunken hatte, als er vertragen konnte, aber das waren gefährliche Ausflüge. Sowie ich entkommen konnte, suchte ich meine Freunde im Ort und strolchte mit ihnen herum, bis die Vorsicht mich zurücktrieb. Nosy fehlte mir so sehr, als hätte Burrich mir ein Glied meines Körpers abgetrennt, doch keiner von uns kam je wieder darauf zu sprechen. Rückblickend glaube ich, daß er ebenso einsam war wie ich. Chivalric hatte Burrich nicht gestattet, ihn ins Exil zu begleiten. Statt dessen halste man ihm einen namenlosen Bastard auf, der zu allem Überfluß die Anlage zu einem Talent besaß, das er als widernatürlich betrachtete. Und obwohl Burrichs Bein schließlich heilte, so stellte sich heraus, daß er nie wieder würde reiten oder jagen oder auch nur laufen können wie früher. Alles das mußte hart sein, hart für einen Mann wie Burrich. Nie hörte ich, wie er sich bei jemandem beklagte, aber wenn ich nachdenke, bei wem hätte er sich beklagen sollen? Wir waren beide Gefangene im Käfig der Einsamkeit, und wenn sich unsere Blicke an den Abenden trafen, sahen wir denjenigen, den wir dafür verantwortlich machten.
    Während alles vergehen muß, ist die Zeit das flüchtigste Gut, und im Lauf der Monate, dann der Jahre, fand ich allmählich einen festen Platz in der Ordnung der Dinge. Ich wurde Burrichs Laufbursche, holte, was er brauchte, bevor er danach fragte, räumte auf, nachdem er kranke Tiere behandelt hatte, schaffte reines Wasser für die Falken herbei und suchte die von der Jagd zurückgekehrten Hunde nach Zecken ab. Die Leute gewöhnten sich an mich und schenkten mir keine Beachtung mehr. Manche schienen mich überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Nach und nach erlahmte auch Burrichs Wachsamkeit. Ich konnte mich freier bewegen, doch paßte ich trotzdem auf, daß er nichts von meinen Ausflügen in die Stadt erfuhr.
    Es lebten noch andere Kinder in der Burg, ungefähr in meinem Alter. Manche waren sogar mit mir blutsverwandt, Vettern zweiten oder dritten Grades, doch ich fand an sie keinen rechten Anschluß. Die jüngeren wurden von ihren Müttern oder Kinderfrauen beaufsichtigt, die älteren waren mit ihren eigenen Pflichten und Aufgaben beschäftigt. Sie waren nicht gemein zu mir, es gab nur keine Berührungspunkte zwischen uns. Deshalb blieben Dick, Kerry und Molly meine engsten Freunde. Bei meinen Streifzügen durch die Burg und an Winterabenden, wenn alles sich im Großen Saal zu Musik, Puppentheater oder Spielen versammelte, lernte ich schnell, wo ich willkommen war und wo nicht.
    Der Königin ging ich aus dem Weg, denn wann immer sie mich sah, fand sie etwas an meinem Benehmen auszusetzen und ließ Burrich deswegen tadeln. Auch von Edel drohte Gefahr. Obwohl er einer der Erwachsenen war, fand er es nicht unter seiner Würde, mich zur Seite zu stoßen oder im Vorbeigehen wie unabsichtlich zu zertreten, womit ich gerade spielte. Er war einer Gehässigkeit und kleinlichen Rachsucht fähig, die man in Veritas' Charakter vergebens suchte. Nicht, daß Veritas sich Zeit für mich genommen hätte, doch unsere zufälligen Begegnungen waren niemals unangenehm. Wenn er mich bemerkte, zauste er mir das Haar oder schenkte mir einen Heller. Einmal kam ein Diener zu Burrich, der einige hölzerne Spielsachen brachte, Soldaten, Pferde, einen Wagen, vom Alter und vielen Gebrauch größtenteils der Farbe beraubt, zusammen mit einer Nachricht von Veritas, er hätte sie in einem Winkel seiner Kleidertruhe gefunden und gedacht, ich würde mich darüber freuen. Mir fällt kein anderer Besitz ein, der mir je teurer gewesen wäre.
    In den Stallungen war Cob jemand, den es mit Vorsicht zu genießen galt. Befand Burrich sich in der Nähe, tat er schön und behandelte mich anständig, doch zu anderen Zeiten gab er mir zu verstehen, daß er mich bei der Arbeit nicht in der Nähe und unter den Füßen haben wollte. Ich fand heraus, daß er eifersüchtig auf mich war und meinte, ich hätte bei Burrich seinen Platz eingenommen. Er war nie hinterhältig, weder schlug er mich, noch schimpfte er mich grundlos aus, doch ich spürte seine Abneigung und hielt mich nach Möglichkeit fern von ihm.
    Die Soldaten begegneten mir von allen mit der größten Herzlichkeit. Nach den Straßenkindern in der Stadt konnte ich sie noch am ehesten als meine Freunde betrachten. Doch ganz gleich, wieviel Sympathie erwachsene Männer einem Knaben von zehn Jahren entgegenbringen, es gibt zwischen ihnen zu wenige Gemeinsamkeiten. Ich schaute beim

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