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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Grün- und Blautönen. Auf einem Tisch aus honiggelbem Holz stand eine Schale mit makellos reifen Früchten, deren Duft mir in die Nase stieg. Pergamentfolianten und Schriftrollen lagen achtlos überall verstreut, als handelte es sich nicht um kostbare Raritäten. An allen drei Wänden hingen Tapisserien mit Darstellungen weiter, gewellter Ebenen vor einem Horizont bewaldeter Hügelketten. Ich machte Anstalten, mich dorthin zu wenden.
    »Hier entlang«, sagte der fremde Mann und führte mich unerbittlich zum entgegengesetzten Ende des Zimmers.
    Dieses beherrschte ein kolossaler Tisch mit einer von eingefressenen Flecken und Brandmalen übersäten Steinplatte. Verschiedene Werkzeuge, Behälter und Gerätschaften standen herum, eine Apothekerwaage, Mörser und Pistill und viel andere Dinge, die ich nicht zu benennen wußte. Eine feine Staubschicht überzog die Gegenstände, als wären Projekte mitten in der Arbeit aufgegeben worden, vor Monaten oder sogar Jahren. Ein Repositorium hinter dem Tisch enthielt ein ungeordnetes Sammelsurium von Schriftrollen, manche blau oder golden gerändert, an einem anderen Gestell trockneten gebündelte Kräuter. Ich hörte ein Rascheln und nahm in einer dunklen Ecke eine Bewegung wahr, aber der Mann ließ mir keine Zeit nachzuforschen. Der Kamin, der diese Hälfte des Zimmers hätte erwärmen sollen, gähnte schwarz und kalt, ausgeglühte Holzstücke lagen in feuchter Asche. Ich hob nach meiner Musterung den Blick, um meinen nächtlichen Besucher anzusehen. Der Ausdruck von Bestürzung in meinem Gesicht schien ihn zu erstaunen. Mit hochgezogenen Brauen ließ er selbst den Blick prüfend durch das Zimmer wandern, und auch sein Urteil schien wenig schmeichelhaft auszufallen, denn ich spürte in ihm eine mißmutige Verlegenheit.
    »Ein Chaos. Eine Räuberhöhle. Aber nun ja, es ist schon eine Weile her. Eine geraume Weile. Und was soll's, mit ein paar Handgriffen ist im Nu wieder alles hergerichtet. Aber zuerst die Honneurs. Und ich nehme an, um nur in einem Nachthemd herumzustehen, ist es zu kühl. Hier entlang, mein Junge.«
    Ich folgte ihm in die gemütliche Hälfte des Zimmers, wo er sich auf einem mit Decken behangenen Lehnstuhl niederließ. Meine nackten Zehen gruben sich dankbar in den Flor eines dicken Teppichs, während ich wartend vor ihm stand und die smaragdgrünen Augen mich einer eingehenden Musterung unterzogen. Ein paar Minuten herrschte Schweigen, das er schließlich brach.
    »Erst will ich dich mit dir selbst bekannt machen. Deine Abstammung steht dir ins Gesicht geschrieben, alles Leugnen Listenreichs hätte niemanden überzeugt, daß du nicht Chivalrics Sohn bist.« Er hielt inne und lächelte, als wäre er über irgend etwas belustigt. »Eine Schande, daß Galen sich weigert, dich in der Gabe zu unterweisen. Vor Jahren hat man diesbezüglich Beschränkungen eingeführt, aus Furcht, sie könnten zu gebräuchlich werden. Ich möchte wetten, wenn der alte Galen sich deiner annähme, fände er in dir einen gelehrigen Schüler. Aber verschwenden wir keine Zeit mit Spekulationen über etwas, das nie geschehen wird.« Er seufzte gedankenvoll und schwieg einen Moment. Plötzlich nahm er den Faden wieder auf. »Burrich hat dich gelehrt, wie man arbeitet und wie man gehorcht – zwei Dinge, in denen Burrich selbst Meister ist.
    Du bist nicht außergewöhnlich stark oder schnell oder klug, bilde dir das nicht ein. Dafür besitzt du eine Hartnäckigkeit, die dich befähigt, andere hinter dir zu lassen, die stärker, schneller und klüger sind als du. Und darin liegt für dich selbst eine größere Gefahr als für sonst jemanden. Aber das ist nicht das wichtigste an deiner Person.
    Du bist jetzt ein Vasall des Königs. Und du mußt begreifen, daß nur das für dich zählen darf. Er speist dich, er kleidet dich, er sorgt für deine Erziehung. Als Gegenleistung verlangt er dafür einzig Loyalität. Später wirst du ihm dienen. Solches sind die Bemühungen, unter denen ich dich als meinen Lehrling annehme. Daß du des Königs Gefolgsmann bist und ihm treu ergeben. Denn stünde es anders mit dir, wäre es zu gefährlich, dich in meiner speziellen Kunst zu unterweisen.« Er verstummte, und für einen langen Augenblick schauten wir uns nur an. »Bist du damit einverstanden?« fragte er, und es war nicht nur eine Frage, sondern die Besiegelung eines Vertrags.
    »Ich bin einverstanden«, antwortete ich und fügte hinzu, weil ich merkte, daß er wartete: »Mein Wort darauf.«
    »Gut.« Er

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