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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Narr?«
    Die Frage bereitete mit Unbehagen, und ich ging nicht darauf ein. »Hoheit, als sich der Narr vor ein paar Tagen einen Spaß mit mir machte…« Die Erinnerung versetzte mir einen Stich, ich hatte immer geglaubt, der Narr wäre mein Freund. Doch jetzt ging es nicht um meine verletzten Gefühle. »Er hat mich auf einige Gedanken gebracht, auf seine hintersinnige Art. Wenn ich seine Rätselsprüche richtig deute, hat er gesagt, ich soll nach anderen der Gabe Kundigen suchen, Männern und Frauen aus der Generation Eures Vaters, noch von Solizitas ausgebildet, bevor Galen Gabenmeister wurde. Und er schien vorzuschlagen, ich sollte mehr über die Uralten in Erfahrung bringen. Wie ruft man sie herbei, was vermögen sie? Was sind sie?«
    Veritas lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Finger mit den Spitzen zusammen. »Jede dieser beiden Aufgaben wäre Arbeit für ein Dutzend Männer. Und doch reichen sie nicht einmal für einen, weil die Antworten auf jede dieser Fragen so spärlich sind. Zu der ersten, ja, es sollten Gabenkundige unter uns sein, älter sogar als mein Vater, geschult für die alten Kriege gegen die Outislander. Ihre Namen waren nicht allgemein bekannt gewesen, die Ausbildung erfolgte im geheimen, und oft hatten selbst die Mitglieder einer Kordiale wenig Bekannte außerhalb ihres eigenen Kreises. Dennoch, es müßte Aufzeichnungen geben, und ich bin sicher, es gab welche, damals, doch was aus ihnen geworden ist, weiß man nicht. Wahrscheinlich gingen sie von Solizitas in Galens Besitz über, aber man fand sie weder in seinem Gemach noch in seiner Hinterlassenschaft, nachdem er – gestorben war.«
    Diesmal ließ Veritas eine Pause entstehen. Wir beide kannten die Umstände von Galens Tod. In gewisser Weise waren wir beide dabei gewesen, auch wenn wir nie viel darüber gesprochen hatten. Galen war als Verräter gestorben, im Begriff, Veritas mittels der Gabe die Kraft auszusaugen und ihn zu töten. Statt dessen war es Veritas mit meiner Unterstützung gelungen, Galen das Ende zu bereiten, das dieser ihm zugedacht hatte. Es war ein Ereignis, an das keiner von uns sich gern erinnerte. Die Erwähnung Galens brachte mich auf die nächste Frage, die zu stellen einigen Mut erforderte.
    »Glaubt Ihr, Edel könnte wissen, wo sich solche Aufzeichnungen befinden?«
    »Wenn er es weiß, hat er nichts davon gesagt.« Veritas’ Ton war ebenso ausdruckslos wie meiner und gab zu verstehen, daß er dieses Thema nicht weiter zu verfolgen wünschte. »Aber ich hatte einigen Erfolg dabei, Gabenkundige ausfindig zu machen. Die Namen zumindest. Wenn ich nachforschte, stellte sich heraus, daß die wenigen, die ich aufspüren konnte, entweder tot waren oder spurlos verschwunden.«
    »Hm.« Ich erinnerte mich, Chade vor einiger Zeit etwas Ähnliches sagen gehört zu haben. »Wie seid Ihr auf die Namen gestoßen?«
    »An einige konnte mein Vater sich erinnern. Die Mitglieder der letzten Kordiale, in König Wohlgesinnts Diensten. Andere kannte ich flüchtig, als ich klein war. Darüber hinaus sprach ich mit den sehr alten Leuten in der Burg, ob sie sich an die Gerüchte von früher entsinnen könnten, von wem seinerzeit gemunkelt wurde, er wäre in der Gabe ausgebildet worden. Natürlich fragte ich nicht so offen. Ich wollte nicht und will auch jetzt nicht, daß meine Suche bekannt wird.«
    »Darf ich fragen, warum nicht?«
    Er runzelte die Stirn und deutete mit einem Kopfnicken auf die Karten. »Ich bin nicht so brillant wie dein Vater, mein Junge. Chivalric besaß eine intuitive Kombinationsgabe, die an Zauberei grenzte. Was ich sehe, sind Zusammenhänge. Kommt es dir wahrscheinlich vor, daß jeder Gabenkundige, den ich finde, entweder gestorben sein oder sich in Luft aufgelöst haben soll? Mir scheint, wenn ich einen entdecke und sein Name ist als der eines Gabenkundigen bekannt, sind die Folgen für den Betreffenden einigermaßen unangenehm.«
    Wir schwiegen eine Weile. Veritas ließ mich meine eigenen Schlüsse ziehen, und ich war klug genug, sie nicht auszusprechen. »Und die Uralten?« fragte ich schließlich.
    »Auch ein Rätsel, aber anderer Art. Zu der Zeit, als man über sie schrieb, wußte alle Welt, wer und was sie waren. Nehme ich an. Es wäre das gleiche, wenn du dich daran machen würdest, eine Schrift zu finden, in der genau erklärt ist, was man sich unter einem Pferd vorzustellen hat. In allen möglichen Texten würden sie erwähnt, es gäbe exakte Beschreibungen der Technik, wie man ein Pferd

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