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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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leid«, entschuldigte er sich. »Ich habe dich nicht erwartet. Du hast mich überrascht.«
    »Ich hätte anklopfen sollen, Hoheit«, antwortete ich und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß ich mich gefangen hatte. »Was gibt es dort draußen, daß Ihr so gespannt hinausseht?«
    Er wandte den Blick ab. »Nicht viel. Ein paar Burschen auf den Klippen, die sich die Weile lang werden lassen. Zwei von unseren Booten, die hinausgefahren sind, um Heilbutt zu fischen. Sogar bei diesem Wetter, wenn auch nicht eben gerne.«
    »Dann haltet Ihr nicht nach Outislandern Ausschau?«
    »Um diese Jahreszeit ist nicht mit ihnen zu rechnen. Aber ich halte Wache.« Er senkte den Blick auf meinen Arm, den er soeben losgelassen hatte, und wechselte das Thema. »Was ist dir zugestoßen?«
    »Deshalb bin ich gekommen, um Euch zu sprechen. Entfremdete haben mich überfallen. Oben auf dem Steilhang, wo im Sommer die Jagd auf Federwild gut ist. Nahe bei der Hütte des Ziegenhirten.«
    Er nickte und runzelte die Brauen. »Ich kenne die Gegend. Wie viele? Wie sahen sie aus?«
    Ich gab ihm eine kurze Beschreibung meiner Angreifer, und er nickte wieder, scheinbar nicht erstaunt. »Ich erhielt einen Bericht über sie, vor vier Tagen. Im Grunde dürften sie nicht jetzt schon hiergewesen sein, außer sie haben sich jeden Tag zielstrebig in diese Richtung bewegt. Sind sie tot?«
    »Ja. Ihr habt damit gerechnet?« Ich war verblüfft. »Ich dachte, wir hätten die Umgebung von ihnen gesäubert.«
    »Von denen, die zu dem Zeitpunkt hier waren. Andere rücken nach. Ich habe sie im Auge behalten, aber daß sie so schnell vorankommen, damit war nicht zu rechnen.«
    Ich bemühte mich um einen sachlichen Tonfall. »Hoheit, weshalb sie nur im Auge behalten? Weshalb – schaffen wir das Problem nicht aus der Welt?«
    Veritas machte ein leises Geräusch in der Kehle und wandte sich wieder dem offenen Fenster zu. »Manchmal muß man warten und dem Feind einen Zug zu Ende führen lassen, um seine Strategie zu erkennen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Die Entfremdeten hätten eine Strategie? Ich glaube nicht, Hoheit. Sie waren…«
    »Erstatte mir einen vollständigen Bericht«, verlangte er mit dem Rücken zu mir.
    Nach kurzem Zögern erzählte ich genau, was vorgefallen war. Als ich zum Ende des Kampfes kam, wurde mein Vortrag einsilbiger. »Doch es gelang mir, mich von ihm loszureißen. Und alle drei haben dort den Tod gefunden«, schloß ich unbeholfen.
    Er schaute unverwandt aufs Meer hinaus. »Du solltest körperliche Auseinandersetzungen meiden, Fitz. Du scheinst jedesmal dabei zu Schaden zu kommen.«
    »Ich weiß, Hoheit. Hod hat ihr möglichstes versucht…«
    »Aber du wurdest nicht wirklich zum Kämpfer ausgebildet. Du hast andere Talente, und die solltest du nutzen, um dich zu verteidigen. Oh, du bist ein ordentlicher Fechter, aber du hast nicht die Masse und nicht das Gewicht, um dich mit den Fäusten durchsetzen zu können. Aber genau darauf scheinst du in einem Kampf immer zurückzugreifen.«
    »Man hat mir nicht die Wahl der Waffen gelassen«, bemerkte ich pikiert und fügte hinzu: »Hoheit.«
    »Nein, und wahrscheinlich wird man das auch künftig nicht.« Er schien aus weiter Ferne zu mir zu sprechen. Eine leichte Spannung in der Luft verriet mir, daß er mit der Gabe hinausdachte, selbst während wir sprachen. »Und doch fürchte ich, daß ich dich erneut aussenden muß. Du hast vielleicht recht. Ich habe lange genug beobachtet, was vor sich geht. Die Entfremdeten sind auf dem Marsch nach Bocksburg. Warum, kann ich mir nicht denken, aber das zu wissen ist vielleicht weniger wichtig, als zu verhindern, daß sie ihr Ziel erreichen. Wieder einmal wirst du mein richtender Arm sein, Fitz. Vielleicht kann ich diesmal verhindern, daß meine eigene Gemahlin zur Tat schreiten muß. Wenn ich recht verstehe, wird sie jetzt, wenn sie ausreitet, von ihrer eigenen Leibgarde begleitet?«
    »Man hat Euch richtig informiert, Hoheit«, sagte ich und verfluchte mich selbst, weil ich nicht früher eine Gelegenheit gesucht hatte, mit ihm über die Fähengarde zu sprechen.
    Er drehte sich um und musterte mich gelassen. »Meine Information bestand in dem Gerücht, du hättest die Bildung einer solchen Garde genehmigt. Nicht um dir den Ruhm zu stehlen, doch als mir dieses Gerücht zu Ohren kam, ließ ich ausstreuen, ich hätte dir den Auftrag gegeben. Wie ich es vermutlich getan habe. Sehr indirekt.«
    »Hoheit.« Ich war klug genug, nichts weiter zu

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