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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wagen.«
    »Eine schwangere Frau und ein kranker alter Mann, mitten im Winter? Lächerlich.« Chade überlegte. »Andererseits – damit würde kein Mensch rechnen. In der Richtung wird man kaum nach ihnen suchen. Und bei der Völkerwanderung den Bocksfluß hinauf, die Edel ausgelöst hat, fallen eine junge Frau und ihr siecher Vater nicht weiter auf.«
    »Es ist trotzdem lächerlich«, protestierte ich. Das Funkeln in Chades Augen wollte mir nicht gefallen. »Wer soll sie begleiten?«
    »Burrich. Das hält ihn davon ab, sich aus Langeweile zu Tode zu trinken. Er könnte ihre Tiere versorgen und sich auch sonst um sie kümmern. Wäre er bereit dazu?«
    »Was fragst du! Aber Listenreich würde die Anstrengung nicht überleben.«
    »Der Tod auf dieser Reise ist ihm weniger sicher als unter Edels Obhut. Das, was ihn von innen her auffrißt, wird ihn letztendlich besiegen, wo immer er ist.« Er runzelte die Stirn. »Aber weshalb die Krankheit in den letzten Tagen diesen bedenklich raschen Verlauf nimmt, ist mir ein Rätsel.«
    »Die Kälte. Die Entbehrungen. Es wird ihm nicht guttun.«
    »Auf einem Teil des Weges gibt es Wirtshäuser. Etwas Geld kann ich ihnen mitgeben. Listenreich hat nur noch so wenig Ähnlichkeit mit dem Mann, der er gewesen ist, daß wir keine Angst haben müssen, man könnte ihn erkennen. Die Königin – das ist etwas anderes. Es gibt nur wenige Frauen von ihrer Größe, mit ihrem Teint und ihren Haaren. Dennoch, in dicker Winterkleidung und eine Kapuze auf dem Kopf…«
    »Du kannst das nicht ernst meinen.«
    »Morgen nacht«, antwortete er. »Bis morgen nacht muß etwas geschehen. Dann verliert der Schlaftrunk, den ich Listenreich gegeben habe, seine Wirkung. Vorläufig, das heißt, bis sie auf dem Weg nach Burg Fierant ist, wird man wohl keinen Anschlag mehr auf die Königin verüben. Doch wenn Edel sie erst in seiner Gewalt hat, nun, auf einer Reise können alle möglichen Unfälle passieren. Ein Sturz von einem Kahn in den eiskalten Fluß, ein durchgehendes Pferd, eine Mahlzeit mit verdorbenem Fleisch. Wenn sein Assassine nur halb so gut ist wie wir, wird er sich seines Auftrags mit Bravour entledigen.«
    »Edels Assassine?«
    Chade warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Du glaubst doch nicht, unser Prinz würde sich dazu herablassen, selbst Schmalz und Lampenschwarz auf Treppenstufen zu schmieren, oder?«
    »Serene.« Ganz von selbst kam mir der Name auf die Lippen.
    »Dann ist sie es auf keinen Fall. Nein, wir werden feststellen, daß es sich um einen Mann mit liebenswürdigem Wesen und einem gutbürgerlichen Leben handelt. Falls wir je herausfinden, wer es ist. Nun ja, lassen wir das vorläufig beiseite. Obwohl kaum etwas faszinierender ist als die Jagd auf einen Berufskollegen.«
    »Will«, sagte ich.
    »Will was?«
    In kurzen Worten berichtete ich ihm von meinem Schatten. Während er zuhörte, wurden seine Augen groß.
    »Es wäre brillant«, sagte er bewundernd. »Ein Assassine mit der Gabe. Ein Wunder, das bisher noch niemand daran gedacht hat.«
    »Listenreich vielleicht«, warf ich ein. »Aber vielleicht war sein Assassine nicht gelehrig genug…«
    Chade lehnte sich zurück. »Listenreich ist verschlossen genug, um einen solchen Einfall zu haben und selbst mir gegenüber kein Wort darüber zu verlieren. Aber ich bezweifle, daß Will mehr ist als ein Spion, vorläufig noch. Ein formidabler Spion, wohlgemerkt, du mußt ganz besonders auf der Hut sein. Aber ich glaube nicht, daß wir ihn als Assassine fürchten müssen.« Er räusperte sich. »Genug davon. Zurück zu unserem Plan. Es wird deutlicher, daß wir keine Zeit zu verlieren haben. Die Flucht wird von den Gemächern des Königs ausgehen. Das bedeutet, du mußt wieder einen Weg finden, die Wachen abzulenken.«
    »Während der Krönungszeremonie…«
    »Nein. So lange dürfen wir nicht warten. Morgen nacht. Du brauchst sie nicht lange beschäftigen, ein paar Minuten, mehr brauche ich nicht.«
    »Wir müssen warten, andernfalls läßt sich der Plan unmöglich durchführen. Bis morgen nacht soll ich die Königin und Burrich vorbereitet haben, dazu gehört, ihnen zu erklären, daß du existierst. Und Burrich muß Pferde und Proviant besorgen…«
    »Wagenpferde, keine edlen Rösser, die nur die Blicke auf sich ziehen. Und eine Sänfte für den König.«
    »Wagenpferde haben wir reichlich, etwas anderes ist uns nicht geblieben. Aber es wird Burrich hart ankommen, seinem König und der Königin nichts Besseres anbieten zu

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