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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auf etwas in weiter Ferne zu lauschen. Es dauerte nur einen Moment, dann kehrte er wieder in die Wirklichkeit zurück. »So, du glaubst, sie sind unfähig, sich zu verbünden. Und doch scheinen sie es zu tun. Sieh her«, er strich mit der Hand leicht über die ausgebreitete Karte, »ich habe die Schauplätze der Vorfälle markiert und nachgeprüft, wie viele es insgesamt gewesen sind. Was meinst du dazu?«
    Ich trat an den Tisch. Neben Veritas zu stehen war, als stünde man neben einem glosenden Schmiedefeuer, in solchem Maß verströmte er die Kraft der Gabe. Ob er Mühe hatte, sie im Zaum zu halten? Ob sie immer drohte, hervorzubrechen und sein Bewußtsein über das gesamte Königreich auszubreiten?
    »Die Karte, Fitz«, mahnte er, und ich fragte mich, wieweit er meine Gedanken lesen konnte. Ich gab mir einen Ruck und konzentrierte mich auf die Frage, die uns beschäftigte. Die Karte zeigte unsere Provinz, in minutiösem Detail. Entlang der Küste waren Untiefen und Wattenmeer eingezeichnet, landeinwärts Orientierungspunkte und das Wegenetz bis in die kleinsten Verzweigungen. Es war eine liebevoll gezeichnete Karte, von der Hand eines Mannes, der das Gebiet zu Fuß, zu Pferde und zu Schiff erkundet hatte. Kügelchen aus rotem Wachs dienten als Markierungen. Ich betrachtete sie und versuchte zu erkennen, was seine wirkliche Sorge war.
    »Sieben verschiedene Vorfälle.« Er tippte auf die Markierungen. »Einige kaum einen Tagesritt von Bocksburg entfernt. In diesem Umkreis hat es aber keine Raubüberfälle gegeben, woher sollten die Entfremdeten also kommen? Man könnte sie aus ihren Heimatdörfern vertrieben haben, sicherlich, doch was zieht sie nach Bocksburg?«
    »Vielleicht sind es Verzweifelte, die vorgeben, Entfremdete zu sein, wenn sie ausziehen, um ihre Nachbarn zu berauben.«
    »Eine Möglichkeit. Doch mich beunruhigt, daß der Kreis sich immer enger zieht. Nach den Angaben der Opfer handelt es sich um drei verschiedene Gruppen. Doch jedesmal, wenn ein Diebstahl gemeldet wird, eine aufgebrochene Scheune oder ein auf der Weide abgeschlachtetes Rind, ist es wieder ein Stück näher bei Bocksburg. Für Entfremdete scheint mir das sehr ungewöhnlich zu sein. Und«, kam er meinem Einwurf zuvor, »die Beschreibung einer Bande paßt auf einen anderen Überfall, der mehr als einen Monat zurückliegt. Wenn es dieselben Entfremdeten sind, haben sie in dieser Zeit eine beachtliche Strecke zurückgelegt.«
    »Das hört sich für mich gar nicht nach Entfremdeten an.« Behutsam forschte ich: »Argwöhnt Ihr eine Verschwörung irgendwelcher Art?«
    Veritas schnaubte. »Natürlich. Wo glaube ich dieser Tage keine Verschwörung zu wittern? Doch in diesem Fall wenigstens denke ich, den Ursprung außerhalb Bocksburgs finden zu können.« Er verstummte abrupt, als wäre ihm zu Bewußtsein gekommen, daß er zu deutlich gesprochen hatte. »Fitz, ich bitte dich, für mich Nachforschungen anzustellen. Reite ein wenig in der Gegend herum und halte die Ohren offen. Berichte mir, was in den Tavernen geredet wird und was sich auf den Straßen für Anhaltspunkte finden. Hör dir an, was an Gerüchten über die länger zurückliegenden Vorfälle kursiert, die geringste Kleinigkeit kann wichtig sein. Und alles heimlich, still und leise. Wirst du mir diesen Dienst erweisen?«
    »Selbstverständlich. Doch weshalb die Heimlichkeit? Mir scheint, wenn wir die Bevölkerung aufmerksam machen, werden wir viel schneller erfahren, was vorgeht.«
    »Wir bekämen ein vollständigeres Bild, das stimmt. Gerüchte und Klagen aus allen Himmelsrichtungen. Bei dem, was ich jetzt habe, handelt es sich um einzelne Beschwerden. Bisher bin ich der einzige, der darin ein Muster zu erkennen glaubt. Ich will vermeiden, daß man in Bocksburg zu den Waffen greift und ein Geschrei macht, der König wäre nicht einmal in der Lage, seine eigene Hauptstadt zu schützen. Nein. Kein Aufsehen, Fitz. Niemand darf Verdacht schöpfen.«
    »Ich soll mich nur umschauen und umhören…«
    Veritas zuckte die breiten Schultern, doch mehr wie ein Mann, der sich bemüht, eine Last gleichmäßiger zu verteilen. »Mach dem Treiben ein Ende, wo sich die Gelegenheit ergibt.« Er sprach leise und schaute dabei ins Feuer. »Auch das mit allergrößter Vorsicht.«
    Ich nickte langsam. Nicht zum ersten Mal erhielt ich einen solchen Auftrag. Entfremdete zu töten belastete mich nicht so sehr wie der Mord an einem Menschen. Manchmal redete ich mir ein, ich hätte einer ruhelosen Seele

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