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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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raffte Philia sich auf, an des Königs Tafel in der Halle zu speisen. Sie bevorzugte die Ungestörtheit ihrer eigenen Gemächer und Laceys vertraute Gesellschaft. Fast lebte sie wie eine Einsiedlerin. Doch nicht Besorgnis deswegen hielt mich auf dem Treppenabsatz fest. Ich hörte Mollys Schritte im Flur, der Verstand sagte mir, geh weiter, aber es war Tage her, seit ich auch nur einen Blick auf sie erhascht hatte. Zeleritas schüchterne Annäherungsversuche hatten mir doppelt bewußt gemacht, wie sehr ich Molly vermißte. Bestimmt war es keine unverzeihliche Kühnheit, wenn ich ihr einfach guten Abend wünschte, wie jeder anderen Dienstmagd. Ich wußte, ich sollte es nicht tun, ich wußte, wenn Philia davon erfuhr, würde ein Donnerwetter auf mein Haupt niedergehen, aber…
    Mein Blick haftete wie gebannt an einem Wandteppich, der schon an dieser Stelle gehangen hatte, bevor ich überhaupt nach Bocksburg kam. Ich hörte ihre Schritte näherkommen, hörte sie langsamer werden. Mit wild klopfendem Herzen und schweißnassen Händen drehte ich mich zu ihr herum. »Guten Abend«, brachte ich hervor, halb krächzend und halb flüsternd.
    »Auch Euch einen guten Abend, Herr«, erwiderte sie würdevoll meinen Gruß. Sie hob den Kopf ein Stückchen höher, das vorgereckte Kinn drückte Abwehr aus. Ihr Haar hatte sie zu zwei dicken Zöpfen gebändigt, die wie eine Krone um ihren Kopf lagen. Das schlichte blaue Kleid hatte einen Kragen aus weißer Spitze und auch an den Ärmeln Spitzenbündchen. Ich wußte, wessen Finger dieses bogenförmige Muster geschaffen hatten. Lacey behandelte sie also gut und beschenkte sie mit ihrer Hände Arbeit. Das war erfreulich zu wissen.
    Molly ging an mir vorbei, als wäre ich Luft, nur einmal sah sie aus den Augenwinkeln zu mir her. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, und ihr stieg so heiß die Röte ins Gesicht, daß ich es beinahe spüren konnte. Ihr Mund wurde zu einem schmalen Strich. Als sie die Treppe hinunterging, wehte ihr Duft zu mir her, Zitronenöl und Ingwer, getragen von der süßen Wärme ihrer Haut.
    Weibchen. Gut. Uneingeschränkte Anerkennung.
    Ich zuckte zusammen wie gestochen und fuhr herum, in der törichten Erwartung, Cub hinter mir stehen zu sehen. Natürlich war er nicht da. Ich spürte nach ihm, doch er war auch nicht in meinem Bewußtsein. Erst als ich weiter forschte, fand ich ihn dösend im Stroh in seiner Kate. Tu das nicht wieder, ermahnte ich ihn. Komm nicht in mein Bewußtsein, außer ich will es.
    Verwirrung. Was willst du, das ich tue oder nicht tue?
    Sei nicht bei mir, außer ich wünsche es.
    Und woher weiß ich dann, was du wünschst?
    Ich werde dein Bewußtsein berühren, wenn ich dich brauche.
    Langes Schweigen. Und ich werde deines berühren, wenn ich dich brauche. So ist es Brauch im Rudel – zu rufen, wenn man in Not ist, und stets bereit zu sein, einen solchen Ruf zu hören. Wir sind Rudelbrüder.
    Nein. Das ist nicht, was ich dir zu sagen versuche. Du mußt dich aus meinem Bewußtsein heraushalten, wenn ich dich dort nicht haben will. Ich will nicht ständig belauscht werden.
    Was du sagst, ergibt keinen Sinn. Soll ich nur atmen, wenn du es nicht tust? Dein Bewußtsein, mein Bewußtsein, es ist alles eins mit dem Rudel. Wo soll ich denken, wenn nicht hier? Willst du meine Gedanken nicht wissen, hör nicht hin.
    Ich stand da wie vor den Kopf geschlagen und bemühte mich, das eben Erfahrene zu begreifen. Zu spät merkte ich, daß ein Page mir guten Abend gewünscht und ich den Gruß nicht erwidert hatte. »Guten Abend«, sagte ich schnell, doch er war schon weitergegangen. Jetzt schaute er fragend über die Schulter, ob ich ihn gerufen hatte, doch ich winkte ab und machte mich auf, endlich meinen obligatorischen Besuch bei Philia hinter mich zu bringen. Später konnte ich mich mit Cub auseinandersetzen und ihm begreiflich machen, was ich meinte. Zudem, bald würde er weit weg sein, unter seinesgleichen, aus den Augen, aus dem Sinn. Wozu sich unnötig den Kopf zerbrechen.
    Ich klopfte an Philias Tür und wurde eingelassen. Allem Anschein nach hatte Lacey wieder einmal die Ärmel hochgekrempelt und sich bemüht, in den Gemächern ihrer Herrin etwas wie Ordnung herzustellen. Es gab sogar einen freien Stuhl, auf den ich mich setzen konnte. Beide freuten sich, mich zu sehen. Ich erzählte ihnen von meiner Reise nach Bearns, hütete mich jedoch, Virago zu erwähnen. Irgendwann würde Philia davon erfahren und mich zur Rede stellen, und ich würde ihr

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